Mein erster Schultag

stefanieDatum: Donnerstag, der 20.11.2014
Mittagsposition: 22°37,2′ N; 018°00,0′ W
Etmal: 110 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22,5° C, Wassertemperatur: 22,5°C, Wind: SW4/5
Autorin: Stefanie

Heute hatte ich keine Nachtwache, aber Ausschlafen war auch nicht angesagt, denn es ist mein erster Schultag an Bord – was für ein komisches Gefühl. Zwar kennen wir unsere Lehrerinnen und Lehrer schon seit einem Monat, jedoch haben wir sie noch nicht im Unterricht erlebt. Ist sie streng, oder nicht? Ist er witzig oder nicht?
Wir Schüler wurden für die gesamte Etappe in zwei verschiedene Unterrichtsgruppen eingeteilt, A und B, welche an abwechselnden Tagen Unterricht haben und Wache gehen. Gruppe A hatte gestern schon ihren ersten Unterrichtstag, ich meinen „ersten Schultag“ erst heute, da ich in Gruppe B bin.

Um 7.30 Uhr wurden alle Schüler geweckt, damit wir um 8.35 Uhr bereit und mit Frühstück im Magen durchstarten konnten. Die zwei Unterrichtsbeauftragten aus Reihen der Schüler kümmern sich zusätzlich darum, dass alle für den Unterricht nötigen Materialien da sind und bereit sind. Gleich am Morgen begannen wir mit Geografie bei unserem Lehrer Kai. Wir unterhielten uns über Plattentektonik, was in Bezug auf unserer Reise viel wichtiger erscheint, denn wir fahren über den dadurch entstanden Atlantik und sind auf Spaniens höchsten Berg, den Vulkan „Teide“, gestiegen. Anschließend hatten wir Englisch bei Marijke. Da schönes Wetter war, begannen wir den Englischunterricht am Hauptdeck in der Mittagssonne, doch der Wind wurde stärker, woraufhin wir doch wieder in die Messe gingen.

Pause! Wir stärkten uns mit einem guten Mittagessen und starteten dann mit neuer Energie in den Matheunterricht, wo uns Peter Aufgaben in Bezug auf Seekarten erstellt hatte und viele haben das erste Mal gemerkt, dass Mathe nicht nur theoretisch sein kann. Ich glaube, in jedem Fach wäre eine kurze Wiederholung eine gute Tat, jedoch bin ich auch davon überzeugt, dass man sich auch schnell wieder in die Themen einarbeitet, sowohl während des Unterrichts als auch in der extra dafür angelegten Freiarbeit.
Dann hatten wir unsere zweite Spanischstunde, nach dem kurzen Crashkurs vor Teneriffa lernten wir die Adjektive und ihre Anpassung an Substantive kennen, was wir dann gleich in kleinen Gruppen übten. „Was gibt es in deiner Stadt? In meiner Stadt gibt es eine gute Eisdiele.“ (Oder so ähnlich – und natürlich auf Spanisch.) Und zum krönenden Ende des Schultages hatten wir dann die erste Stunde und damit die Einführung in unser Wahlpflichtfach, Astronavigation oder Englische Konversation. Uns wurden die Grundschritte und Grundinformationen der Astronavigation von unserem Kapitän Detlef erklärt. Die wichtigsten Dinge für eine exakte Positionsbestimmung sind ein Sextant, eine genaue Uhr und das nautische Jahrbuch. Viele hatten heute das erste Mal in ihrem Leben einen Sextanten in der Hand. Die andere Gruppe hatte eine kleine, entspannte Gesprächsrunde auf dem Deckshaus auf Englisch.

Und dann erst war unser Schultag zu Ende und wir hatten an diesem Tag auch keine Wache mehr. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Schultag, als ich sechs Jahre alt war und mit einer Schultüte die Schule betrat: Alles war neu. Und jetzt ist mein zweiter, erster Schultag und alles ist auch anders und neu: Wir sind jetzt weder in einer 32-köpfigen Klasse noch in einem Klassenzimmer, noch mit Lehrern, die eigentlich keine Lust auf ihre Arbeit haben.

Wir sind 17 Schüler in einer Unterrichtsgruppe und man merkt den Unterschied, sowohl in der Effektivität als auch in der persönlichen Mitarbeit. Aber auch die Lehrer sind viel motivierter und legen weniger Wert auf Förmlichkeiten, denn wir bleiben bei dem Du und den Vornamen. Aber auch das Klassenzimmer verändert sich: Wir sitzen entweder in der Messe oder auf dem Hauptdeck und ich freue mich schon auf jeden neuen Unterrichtsort im Laufe der Reise.

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