Manövertraining

inaDatum: Sonntag, 23.11.14
Mittagsposition: 18° 18,7` N; 022° 51,0` W
Etmal: 796 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22,5°C, Wassertemperatur: 24,5°C, Wind: NE2
Autorin: Ina

Es war ein Tag, wie jeder andere – mit Sonnenschein und etwas Wind. Einzige Ausnahme: Die gesamte Besatzung sitzt auf dem Achterdeck und starrt gespannt auf ein Whiteboard mit einer Zeichnung. Neben der Zeichnung steht unser Kapitän Detlef und erklärt ausführlich, wie eine Halse abläuft.
Bei einer Halse dreht man sich mit dem Heck durch den Wind und als Ergebnis sind dann alle Segel auf der anderen Seiten. Dabei muss man darauf achten, dass die Hälse der Topp-Segel geschiftet, also auf die andere Seite der Gaffel gelegt werden. Auch ist bei den Bäumen Vorsicht geboten.

Bei Manövern ist jede Wache für bestimmte Segel zuständig. Wache I kümmert sich nur um die Vorsegel, Wache II ist für den Schoner und das Großstengestagsegel verantwortlich. Während Wache III sich um die Rahen, das Groß- und das Großtoppsegel kümmert, ist es die Aufgabe von Wache IV, nach dem Besan- und dem Besantoppsegel zu schauen.
Dies ist das erste Manöver in den neuen Wachen. Nach dem Landaufenthalt in Teneriffa haben wir uns in neue Wachen eingeteilt, um auch mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen und uns besser kennenzulernen. Auch mussten die Wachen den Unterrichtsgruppen angepasst werden, weil ein Teil bespielsweise Chemie seit der achten, die anderen seit der neunten Klasse hat. Nach der Erklärung, wann welches Segel ausgebaumt oder dichtgeholt werden muss, laufen alle wie die Ameisen zu ihren Treffpunkten und klären, wer welchen Tampen besetzt und was wann getan werden muss.
Nach kurzer Zeit ertönt von der Brücke die Frage: „Klar zur Halse?“ und jede Wache meldet sich bereit. Wegen des lauten Rauschen des Windes wird häufig mit Zeichensprache gearbeitet und Kommandos durchgesagt.

Nachdem jedes Segel in seiner neuen Stellung befestigt worden ist, finden sich alle zum kurzen Feedback auf der Brücke ein.
Im Guten und Ganzen ist alles sehr gut gelaufen. Danach steht eine Wende an. Hier möchte man mit dem Bug durch den Wind und muss die vorderen Segel inklusive des Schoners möglich lange in Lee halten, während man den Besan in die entgegengesetzte Richtung drückt, man dreht sich also fast auf der Stelle. Häufig kommt das Schiff dabei zum Stehen oder sogar zum Rückwärtsfahren. Dabei muss man sehr gut auf die Bäume aufpassen, da diese beginnen können zu tanzen, also hin- und her zu schlagen. Nach einer kurzen Einweisung und der Zuteilung der Tampen melden sich die Wachen klar und „REEEE!!!“ ertönt über das Schiff. Ree ist eine Abkürzung und steht für Ruder in Lee.

Während mein Wachführer Hennes den Baum des Schoners mit aller Gewalt eingekeilt zwischen Deckshaus und Baum nach Steuerbord drückt, stehen Detlef und Christian zusammen mit Wache IV auf dem Maschinenhaus und schieben den Baum des Besans nach backbord.
In der Nachbesprechung der 1. Wende gab Detlef zu, dass er nicht erwartet hätte, dass wir dieses Manöver trotz rückwärtsfahren meistern. Dass allerdings die zweite Wende auch noch gelingt, denkt er nicht. Aber dies motiviert uns alle nur noch mehr und so fahren wir mit Bravour unsere zweite Wende.
Nach dieser harten Arbeit wird erstmal entspannt: Der Pool „Fatu Hiva“ wird eingeweiht und der Geburtstagskuchen von Lena im Anschluss gegessen.
Im Guten und Ganzen ein schöner Tag mit tollen Ergebnissen. Auch wenn man sich während der Manöver konzentrieren und aufmerksam sein muss, macht es immer wahnsinnig Spaß zu sehen, wie durch unsere vereinten Kräfte ein Schiff sich ohne Probleme über den Atlantik bewegt.

Menu