So fern – doch trotzdem nah

tobiasDatum: Donnerstag, der 27.11.2014
Mittagsposition: 15°14,1′ N; 030°48,7′ W
Etmal: 171 sm
Wetter: Lufttemperatur: 26,5°C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: ENE4-5
Autor: Tobias

Wir haben heute im Deutschunterricht ein Thema besprochen, das mich dazu veranlasst hat, darüber mein Bordtagebuch zu schreiben. Wie ist es für uns, ein halbes Jahr von den Eltern weg zu sein? Was haben Eltern für eine Aufgabe?
Viel wurde vor der Reise spekuliert, wie es wohl werden wird; für ein halbes Jahr heraus aus der Fürsorglichkeit des Elternhauses… Nun haben wir uns das erste Mal seit Kiel wirklich Gedanken darüber gemacht. Die Antworten der KUSis waren eigentlich sehr einstimmig: Alle haben darauf hingewiesen, dass sie diese Reise zum großen Teil ihren Eltern zu verdanken haben. Um das zu erklären muss ich aber noch etwas weiter ausholen:

Wir nehmen im Moment die Lektüre ,,Tschick“ durch. Darin gibt es die Hauptfiguren Maik und Tschick. Beide kommen nicht aus den besten Elternhäusern, sondern verbringen ihre Zeit als Teenager eher alleine. Maiks Eltern haben dauerhaft verschiedene Ansichten, egal ob es die Erziehung ist oder die alltäglichen Dinge. Bei Tschick ist es so, dass sich die Eltern überhaupt keine Gedanken über Erziehungsmethoden machen, sondern das Motto ,,Mach, was du willst“ verfolgen. Ob diese Erziehungsmethode jetzt für die Selbstständigkeitsentwicklung positiv oder negativ ist – darüber kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Wir KUSis schätzen uns auf jeden Fall sehr glücklich, dass wir von unseren Eltern so erzogen worden sind, dass wir uns hier an Bord und dann zu gegebenen Zeiten an Land gut zurecht finden und ohne Probleme mit den anderen Leuten kommunizieren können.

Was ich auch sehr interessant finde, ist Folgendes: Ich persönlich merke jetzt erst oder jetzt noch mehr, dass ich sehr stark mit meinen Eltern verbunden bin. Bei sehr vielen Tätigkeiten muss ich mich an Situationen zu Hause zurückerinnern, in denen mir Dinge von meinem Vater oder meiner Mutter gezeigt worden sind. Hier an Bord nimmt man das so extrem wahr, weil man in einem neuen Umfeld ist, sich aber selbstständig zurecht finden soll. Es ist zum Beispiel sehr hilfreich zu wissen, wie man möglichst schnell, aber auch möglichst schön das Obst für den alltäglichen Obstsalat schneiden kann. Dies ist eine Fertigkeit, die ich von Zuhause mitbringe und die mir meine Eltern beigebracht haben.
Es ist aber nicht ein Gefühl der Trauer, dass meine Eltern jetzt nicht hier sein können, sondern vielmehr ein Gefühl des Glücks und des Stolzes, dass meine Eltern mich so erzogen haben, dass ich mich hier alleine und / oder mit den anderen KUSis zurechtfinden kann.

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