Sterneschießen in der Karibischen See

lorenzDatum: Freitag, der 26.12.2014
Mittagsposition: 11°31,6′ N; 079°12,9′ W
Etmal: 190 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27°C, Wassertemperatur: 28°C, Wind: NEzE 8
Autor: Lorenz

„Astronomische Navigation“ war bei uns Schülern auf unserer Atlantiketappe mit Abstand das begehrteste Wahlpflichtfach. In der Zeit haben wir gelernt, wie man mit Hilfe seiner Mittagsbreite und einer Sonnenstandlinie eine Mittagsposition ermitteln kann. Doch im späteren Verlauf unserer Reise soll es je eine weitere Schiffsübergabe geben, bei der der neuen Schiffsführung nur die Gestirne zur Verfügung stehen werden, um zu navigieren. Deshalb reicht es natürlich nicht, nur eine Position am Tag ermitteln zu können. Genau damit befasst sich das Wahlpflichtfach Astronavigation auf dieser Etappe.

Es sind mit Abstand nicht mehr so viele, wie auf dem Atlantik, die dieses Wahlpflichtfach gewählt haben. Das liegt in erster Linie aber daran, dass wir nochmal darauf hingewiesen wurden, dass jeder von uns früher oder später einmal die Tagesprojektleitung in einem spanischsprachigen Land übernehmen muss. Daher haben sich manche eher für das Fach „spanische Konversation“ entschieden. Heute war für meine Unterrichtsgruppe schon der zweite Unterrichtstag auf dieser Etappe – auch trotz Weihnachten –, weshalb wir heute schon die Gelegenheit hatten, den in der vorherigen Stunde gelernten Ablauf selbst zu organisieren.

Bei der Vorbereitung am Nachmittag muss man zunächst berechnen, wann genau die Sonne an unserer voraussichtlichen Position untergehen wird. Dann wird die bürgerliche Dämmerung dazu gerechnet, die heute ungefähr 23 Minuten gedauert hat. Nach der bürgerlichen beginnt nämlich die nautische Dämmerung, die Zeit, in der wir alle Sterne „schießen“ bzw. beobachten müssen. Hintergrund dieser Zeiteinschränkung sind zwei Faktoren. Zum einen muss die Sonne bereits so weit hinter dem Horizont verschwunden sein, dass die hellsten Sterne, die sogenannten Fixsterne, die in einem Buch vermerkt sind, zu sehen sind. Zum anderen muss noch genug Licht da sein, um eine klare Horizontlinie erkennen zu können, die man braucht, um die Sternenwinkel genau zu messen.

Nach dem Abendessen haben wir uns dann alle gegen 19 Uhr Bordzeit auf dem Achterdeck getroffen, wo wir uns alle auf unsere Positionen begeben haben. Zwei wurden eingeteilt, um die zu beobachtenden Sterne aus einer Tafel zu lesen, zwei weitere waren dafür zuständig, die Zeit zu nehmen und die geschossenen Sterne zu notieren. Drei andere sind mit Sextanten über das Achterdeck gelaufen und haben versucht, die Sterne zu finden, deren Richtung ihnen von einem Schüler am Kompass angezeigt wurde.

Am Ende haben wir es tatsächlich geschafft, vier Sterne zu schießen und das Ergebnis auf der Seekarte sah hinterher sogar richtig gut aus. Unser Sternenort war nur 3 sm von unserer GPS-Position entfernt. Detlefs abschließender Kommentar war, dass eine Schiffsübergabe so problemlos durchführbar wäre.

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