Die ungewohnte Stille

luca fineAutorinnen: Fine und Luca

Drei Monate… lang, aber irgendwie auch kurz. Der Abschied in Kiel kommt mir wieder in den Kopf. Aus dem ungewohnten Umfeld gerissen und kopfüber in etwas Neues, Unbekanntes hinein. Jetzt hat man sich gerade gut eingelebt und versteht sich gut mit allen anderen und plötzlich wird man aus der Gemeinschaft entrissen. Auf einmal alleine, ohne Thor-Familie, in einem fremdem Land, in einer fremden Familie. Auch alleine im Zimmer, im Auto, im Haus, kein Trubel Tag und Nacht.
Was mache ich hier eigentlich?
Quiiiiiieetsch! Mit einer abrupten Vollbremsung bringt meine panamaische Gastmutter den Wagen zum Stehen und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Auf den ersten Blick scheint das Haus recht einladend, von Innen ist es dann aber sehr einfach, gleichzeitig aber doch ganz gemütlich ausgestattet. Das Erste, was mir auffällt, ist der Riesenfernseher. Wenn auch Fußboden und Küche nur halb fertig sind; einen riesengroßen Fernseher, den haben sie.
Nachdem mich alle freundlich begrüßt haben, fängt meine neue Familie neugierig an Fragen zu stellen – bei, wie ich später feststelle, dauerhaft laufendem Fernseher. Anfangs reicht mein doch sehr begrenztes Spanisch noch aus, um zu antworten, aber nach kurzer Zeit schafft es meine Gastfamilie auch mit Händen und Füßen nicht mehr, mir zu sagen, was sie von mir wissen wollen. Also beschließe ich kurzerhand, mein Fotoalbum zu holen. Damit geht es dann auch deutlich einfacher, da sich die Personen und Gegenstände von selbst erklären.
Nach langem Erklären und vielen erstaunten Blicken der Gastfamilie gehe ich ins Bett, da sie ständig darauf beharren, dass ich nach so einem langen Tag mit so einer langen Busfahrt doch unglaublich müde sein müsse.
So geht ein sehr langer und ereignisreicher Tag zu Ende und ich muss sagen, die Ruhe im Raum kann auch sehr entspannt sein: Niemand, der das Licht anschaltet oder laut hereinstürmt, wenn man gerade eingeschlafen ist. Gleichzeitig aber auch niemand, der über einem leise ein- uns ausatmet oder mit dem man sich unterhalten oder lachen kann, bevor man einschläft. Irgendwie ein ziemlich seltsames Gefühl. Vor etwa dreieinhalb Monaten war es noch vollkommen normal, jeden Abend alleine einzuschlafen. Und jetzt die erste Nacht alleine… Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass das Ganze hier bald schon wieder vorbei sein wird und es dann wieder vollkommen normal sein wird, alleine ins Bett zu gehen und aufzustehen. Doch im Moment ist es einfach nur ungewohnt und seltsam, alleine zu sein. Da freut man sich doch umso mehr, die anderen am nächsten Morgen in der Sprachenschule wiederzusehen und etwas gemeinsam zu unternehmen.

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