Karl, die kleine Kaffeebohne

Autoren: Clara und Bernybernhard clara

Karl, die kleine Kaffeebohne, hatte ein unbeschwertes Leben, denn er durfte den ganzen Tag lang faul herum hängen. Doch leider war Karl sehr traurig. Seine Freunde, die schon viel größer und eine schöne, knallrote Farbe hatten, waren bald soweit, auf die geheimnisvolle „große Reise“ zu gehen.
Von diesem Abenteuer kann allerdings niemand genau berichten, da niemand vom langweiligen Herumhängen je zurückgekommen ist. Karl weiß nur eins: Es ist eine große Ehre dort mitzumachen, der Traum aller jungen Bohnen!
An einem milden Morgen dann aber wachte Karl schon sehr früh auf, da irgendetwas anders war als sonst. Nachdem er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, merkte er auch, was anders war: Sein Baum, an dem er in den letzten Tagen zur schönsten Kaffeebohne ganz Panamas herangewachsen war, wackelte gar seltsam.
Plötzlich griff eine große Hand nach ihm und er fiel in einen Korb, in dem schon ganz viele andere Bohnen lagen. Er konnte noch gar nicht fassen, dass es jetzt wirklich so weit sein sollte! Nach einer Weile mussten sie ihr schönes, rotes Kleid abwerfen und wurden nach Größe und Persönlichkeit sortiert. Karl war in der ersten Klasse, in die nur die größten und schönsten Bohnen kommen. Er war eine besonders schöne Bohne, weil sein Busch die Wurzeln im mineralreichen Vulkanboden von Boquete ausgestreckt hatte.
„War es das schon?“, fragte er sich. Doch Karls Reise fing gerade erst an. Nun kam er nämlich mit allen anderen Bohnen seiner Klasse auf ein schönes, großes Feld in der Sonne. Hier gefiel es ihm sehr gut, denn es war ganz warm und er durfte dort ganz lange bleiben, sodass er schließlich komplett trocken war. An zwei Tagen hintereinander kamen je 17 KUSis vorbei und betrachteten Karl ganz interessiert und sorgfältig. Diese KUSis waren zu Besuch in Boquete und exkursierten in Kleingruppen zur Kaffeeplantage „Don Alfredo“. Doch Karls Reise war immer noch nicht zu Ende. Vor der nächsten Station hatte er aber ein bisschen Angst, denn er hatte gesehen, wie die Anderen ihr weißes Kleid auch noch ablegen mussten. Was würde passieren, wenn er nun nicht mehr so schön wäre?
Diese Sorge war aber total überflüssig, denn Karl war unter seinem weißen Kleid, das sich unter dem Roten verborgen hatte, noch genauso schön. Langsam näherte sich nun die große Reise der Bohnen dem Ende. Aber bevor alles zum Schluss gelang, kam Karl zusammen mit den anderen Bohnen in eine große, dunkle Kammer.
Diese Kammer war wie ein Karussell, denn sie drehte sich immerzu im Kreis. Das war ein riesengroßer Spaß für sie alle. Und es war schön warm. Als die Fahrt sich langsam dem Ende neigte, die Tür der Kammer aufging und Licht herein kam, sah Karl, dass er sehr braun geworden war. Und er roch sooooo gut! Doch er war ein bisschen dunkler als die Anderen und fand deshalb seinen Platz in der Schale, in der alle Bohnen so aussahen wie er. Jetzt wurden sie alle noch in glänzend blaue Tütchen gepackt. Karl fühlte sich nun sehr wohl und erinnerte sich noch oft an diese wunderschöne, spannende Reise!

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