Datum: Freitag, der 30.01.2015
Mittagsposition: 19° 08,1′ N; 082° 58,6′ W
Etmal: 103 sm
Wetter: Lufttemperatur: 26°C Wassertemperatur: 27°C Wind: NNE 4
Autor: Tobias
Nein, ich bin mir ganz sicher. Ich träume nicht. Das ist die Realität.
Heute, am 30. Januar, sitze ich auf dem Deckshaus und schaue den Wellen zu. Wieder einmal verstehe ich, warum man eine Art Sucht für die See entwickeln kann. Ich fühle mich wirklich frei.
Nur, als ich auf die Wellen schaue, schießen mir Bilder aus der Nordsee durch den Kopf. Ich versuche meine Gedankengänge nachvollziehen zu können. Warum? Und dann wird es mir klar. Die Wellen sehen exakt so aus, wie die in der Nordsee. Klein, hektisch und gar nicht so ,,Karibik-like“.
Die Karibische See hat sich wirklich in unser heimisches Gewässer verwandelt. Es ist schon eine komische Situation. Ich befinde mich zwischen Panamá und Kuba und nun denke ich an die Nordsee. Im Januar. Häää? Aber naja, so bin ich halt. Die vergangenen Sachen lerne ich meistens erst ein paar Wochen später zu schätzen. Die ,,verfluchte“ Karibik. Ich muss wirklich sagen, dass ich mich nicht nur aufgrund des Bildes der Wellen wie in der Nordsee fühle. Nein, auch, dass der Seegang von vorne kommt und wir gegenan motoren müssen, ist ein ausschlaggebender Grund für das Nordsee-Feeling, was bei mir in der Zwischenzeit aufgekommen ist. Wir müssen aufgrund der Windrichtung und des Seegangs mit Maschinenunterstützung fahren. Der Wind kommt im Moment von schräg vorne und folglich brechen sich die Welle auch von schräg rechts an der Thor… Das hat die Auswirkung, dass wir wieder wirklich Alles mit Rutschdecken oder Spanngurten sichern müssen. Die Situation verlangt einem wieder volle Konzentration ab. Es ist wirklich ungewöhnlich, dass zu dieser Jahreszeit die karibische See so unruhig ist. Es wurden wieder die dicken Ölzeugjacken ausgepackt und es war nicht zu warm in ihnen. Alex hat sogar mit dem Gedanken gespielt, seine Skiunterwäsche aus der Unterkoje zu kramen… Die Idee wurde ihm dann aber schnell aus dem Kopf geredet. Denn in der Karibik mit Skiunterwäsche zu segeln, geht doch an die Grenze des Vorstellbaren.
Jedoch möchte ich die Situation gar nicht schlecht reden. Ich finde es wirklich sehr angenehm, dass ich im Moment die Möglichkeit und Zeit habe, mich auf das Vergangene besinnen zu können und nachvollziehen zu können, was wir als KUS-Gruppe schon alles erlebt haben. Es ist ein sehr schöner Gedanke.
Wenn ich dann Ende April auf dem Deckshaus sitzen werde und sich die Kieler Bucht in den rauen Nordatlantik verwandelt, werde ich mir ernsthaft überlegen, ob ich die Filmreihe ,,Fluch der Kieler Bucht“ verfilmen werde.
PS: Ganz herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Ulrike. Fühl dich gedrückt. Und auch an dich, lieber (Kons-)Tantin, genieße deinen Geburtstag aus vollen Zügen,
Tobi!