Waschen an Bord

schueler.manuelDatum: Freitag, der 06.11.2015
Mittagsposition: 45° 20,9′ N; 007° 58,4′ W
Etmal: 64 sm
Wetter: Lufttemperatur: 17° C, Wassertemperatur: 16°C, Wind: SW 7-8
Autor: Manuel

„Morgen ist wieder unser Waschtag“, erinnert mich mein Kammergenosse Vinzent und ich suche mir meine Dreckwäsche raus. Jeder an Bord hat die Möglichkeit, einmal die Woche an den sogenannten Waschtagen seine und die Wäsche der anderen aus der Kammer zu waschen. Zwei Kammern an einem Tag haben gemeinsam ihren Wäschetag, was das ganze komplizierter macht. Darum hat jede Kammer einen sogenannten Wäschebeauftragten, der dann die Wäsche von allen aus der Kammer sammelt und über den Tag wäscht.
Nun kommt schon die erste Herausforderung für den Wäschebeauftragten: Wenn endlich die ganze Wäsche zusammen gefunden ist, muss sich dieser Wäschebeauftragte mit der anderen Kammer, die auch heute waschen will, absprechen. Dabei sind aber auch die Generatorlaufzeiten von 6-12 und 15-22 Uhr zu beachten. Außerdem wird morgens früh noch die tägliche Bordwäsche, meistens bestehend aus Handtüchern, Geschirrhandtüchern und Rutschmatten, gewaschen, die Vorrang hat.
Nachdem wir nach dem Frühstück alles in die Waschmaschine gestopft und das richtige Waschprogramm eingestellt haben (es empfiehlt sich das Schnellwaschprogramm, um Zeit zu sparen), können wir erst einmal ca. zwei Stunden warten, bis der Waschgang vorüber ist. Meistens ist es aber so, dass alle KUSis mit Reinschiff, Wachegehen und Freiarbeit so sehr beschäftigt sind, dass gar keine Zeit für die Wäsche bleibt oder sie ganz vergessen wird. Dann ärgern wir uns, wenn wir merken, dass wir die Wäsche schon längst in den Trockner hätten packen können und dann nicht noch einmal abends auf die Wäsche warten und gegebenenfalls länger wach bleiben müssten, was bedeutet, dass die Schlafzeit bis zu seiner Nachtwache wieder kürzer wird. Bekanntlich ist Schlaf aber sehr kostbar und jeder nutzt jede Sekunde, die er sich schlafen legen kann, um die nächsten Tage nicht unter starker Müdigkeit zu leiden.
Wenn dann endlich alles geschafft und die Wäsche endgültig fertig ist, beginnt die Arbeit erst richtig! Wem gehört diese Socke, dieser Pulli oder diese Unterwäsche? Glücklich kann sich schätzen, wer vor Beginn der Reise alle, aber auch wirklich alle seine Kleidungsstücke beschriftet oder sogar ein Wäschenetz dabei hat, was den großen Vorteil hat, dass sich die eigene Wäsche nicht mit der Wäsche der anderen vermischt. Leider ist dieser Fall sehr selten und wir versuchen mühsam, die Wäsche zu sortieren. Zum Glück erkennen die meisten ihre Kleidungsstücke aus dem Chaos von Klamotten wieder, aber es passiert nicht selten, dass auch mal die eine oder andere Socke verloren geht oder man zufällig seine Wäsche bei dem Mädchenzimmer nebenan findet, das heute ebenfalls gewaschen hat, was dann sehr witzig sein kann. So wird dann peinlich fragend der Besitzer der pinken Bugatti Unterhose gesucht, bis jemand zugibt, dass das Exemplar ihm gehört.
Allgemein kann ich sagen, dass Waschen an Bord sehr wichtig ist und ich mich jedes Mal freue, wieder die Chance zu haben, waschen zu können. Allerdings lernen wir auch, dass die Ressource Wasser begrenzt ist und wir unsere Klamotten nicht jeden Tag wechseln können, sondern ein T-Shirt, ein Pullover oder eine Hose mehrere Tage hintereinander tragen. Den Luxus, sich jeden Tag neu einzukleiden, haben wir einfach nicht und auch die Klamotten selber sind begrenzt. An Bord achtet man viel weniger auf solche zuhause sehr wichtig erscheinenden Dinge, wie zum Beispiel waschen, da alle die gleichen begrenzten Möglichkeiten haben und sich folglich alle in demselben Zustand befinden. Da alle nur einmal die Möglichkeit haben, zu waschen, ist es normal, dieselben Klamotten mehrere Tage hintereinander zu tragen, wie alle es machen. Man sticht also anders als zuhause nicht aus der Menge heraus, wenn man mit dreckigen Klamotten herumläuft. Zusammenfassend kann man sagen, dass man auf KUS auch lernt, dass viel weniger nötig ist, als wir es zuhause gewohnt sind.

Ich grüße meine Familie und Freunde und alle, die mich zuhause verfolgen. Alles Gute zum Geburtstag Daddy! Viele liebe Grüße, Manuel

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