Whalewatching beim Kochen

schueler.karlaDatum: Mittwoch, der 02.12.2015
Mittagsposition: 17° 45,9′ N; 039° 05,2′ W
Etmal: 144 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28,5° C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: ENE5
Autorin: Karla

Mein Morgen begann mit diesen Worten: „Karla, Kaarla, Kaaarla… wir haben 05:30 Uhr, es ist ein wenig windig, trotzdem warm. Außerdem musst du jetzt aufstehen, da deine Backschaft beginnt. Bist du wach?!… super, dann wünsche ich dir viel Spaß!“
Dann folgte der Gang zum Waschbecken, wobei man meistens den Blick in den Spiegel vermeidet, da man sich sicher sein kann, nichts zu verpassen. Das Gesicht wurde mit Wasser gesprenkelt und die Zähne mit der Bürste poliert, um sich etwas besser und wacher zu fühlen. Wie dem auch sei, die ganze Backschaft des Tages, bestehend aus Raja, Lea, Lukas und mir, versammelte sich frisch und bestens gelaunt in der Kombüse, wo sowohl Raja als auch Lea mit dem Schneiden des Obstes begannen, ich ein Brot nach dem anderen durch die Schneidemaschine schob und Lukas ungefähr acht Liter Wasser und Kaffee kochte.
Als wir soweit fertig waren, hieß es für uns nur noch, die Wurst und den Käse auf Tellern zu platzieren und 50 Teller und Schälchen auf das Hauptdeck zu verfrachten, so dass Wache 4 und die Schüler, die an dem Tag Unterricht hatten, ohne Beschwerden das Frühstück beginnen konnten. Lea kümmerte sich um die Ausgabe von Müsli, Cornflakes, Jogurt, Milch und Obstsalat, währenddessen wurde das erste Geschirr abgespült und getrocknet und der Schokoladenkuchen für Linns 16. Geburtstag gebacken. Dabei überlegten wir uns etwas ganz besonderes, denn ein Geburtstagskuchen für Linn ohne Delfine, wäre wie Weihnachten ohne Weihnachtsbaum. Also haben wir eine Schablone gebastelt und mit Puderzucker einen Delfin auf den Kuchen gestreut.

Um schlechte Laune an Bord zu verhindern, fingen wir schon früh mit dem Zubereiten des Mittagessens an und schnitten Karotten, Gurken, Salat, Brot, Avocados, Wurst und Käse wie die Weltmeister. Wir vergaßen, das Toastbrot aus der Tiefkühllast zu holen und mussten der Besatzung deswegen beichten, dass es für sie heute leider kein getoastetes Weißbrot geben würde. Zum Glück haben wir es überlebt, denn mittlerweile gibt es so viel Toastbrot, dass das dunkle Brot eine angenehme Abwechslung darstellt.
Während des Mittagsessens kam es dann noch zu einem unvermeidbaren Unfall. Leider sind zwei Teller zerbrochen, weshalb die Backschaft beschloss, Neptun ein Opfer zu erbringen. Ich bin mir sicher, dass er sich über die weiteren Stücke für seine Porzellansammlung gefreut hat. Er muss ja nicht wissen, dass das gar keine Porzellanteller, sondern Arcopal-Teller waren. Auf die Fail-Liste musste sich aber trotz Opferzeremonie eingetragen werden. Die Fail-Liste hängt in der Messe und immer, wenn etwas zu Bruch geht, muss man das auf dieser Liste vermerken. Dabei wird noch zwischen einem vermeidbarem und einem unvermeidbarem Unfall unterschieden, da bei einem vermeidbaren Unfall das Taschengeld unter diesem leiden muss. Die Idee dahinter ist, dass der Zerstörer beim nächsten Mal besser aufpasst.
Der Kuchen war dafür aber absolut kein Unfall. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell fünf Kuchen vernichtet werden können. Ohne uns als Backschaft loben zu wollen, denn Eigenlob stinkt, er hat wirklich gut geschmeckt. Es war ja auch der Seglerkuchen, also ein Rezept von einem Ex-KUSi, das wohl besonders gut angekommen ist.

Nachmittags habe ich dann begonnen eine indische Kürbissuppe vorzubereiten. Das war wirklich spannend, da es mein Rezept war. Denn dabei ist mir aufgefallen, wie anders es ist, sein Lieblingsrezept für 50 Personen zu kochen, anstatt für vier zuhause. Wahrscheinlich werde ich es in Zukunft lieben, für meine Familie zu kochen, weil es sich im Vergleich anfühlt wie der reinste Wellnessurlaub. Aber auch, wenn es anstrengend war, hat es mir Spaß gemacht.
Währenddessen die Suppe köchelte, konnte ich mich der Reinschiffaufgabe die Unterschränke komplett auszuräumen, um sie anschließend zu reinigen, nicht entziehen. Das klingt jetzt erstmal ziemlich harmlos, aber bei Seegang zieht die Lautstärke dabei mit Heavy Metall Musik gleich. Naja die scheppernden Töpfe waren ja auch beides. Heavy und Metall.
Kurz vor dem Abendessen wurden wir mit den Worten: „WAL AN STEUERBORD!“ aus der Kombüse gelockt. Kann man sich das überhaupt im kalten Deutschland vorstellen?! Man rührt gerade einen riesigen Topf Suppe um und beobachtet dabei Wale im Atlantik… gibt Schlimmeres.

Genauso gibt es Schlimmeres, als beim Sonnenuntergang das selbstgemachte, warme Essen auf dem Meer zu genießen, nur das anschließende Abspülen hätte man sich sparen wollen. Wie dem auch sei, mit vereinten Kräften meisterten wir auch diese letzte Herausforderung mit musikalischer Unterstützung von ABBA, sodass der Dusche um 00:00 Uhr deutscher Zeit nichts mehr im Wege stand.

Lieber Kilian, hiermit nutze ich die Gelegenheit und wünsche dir alles, alles Gute zu deinem Geburtstag, bleib so toll wie du bist. Und nicht vergessen: Beim Blitzen immer lächeln! Deine kleine Schwester Karla.

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