Post von König Neptun

schueler.juliusDatum: Freitag, der 04.12.2015
Mittagsposition: 16° 39,5′ N; 043° 43,4′ W
Etmal: 144 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28° C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: ESE5
Autor: Julius

In den letzten paar Tagen hat der Andrang auf die Ladeluke extrem abgenommen. Zu den Zeiten, als sie früher bereits komplett überfüllt war, ist sie heute noch komplett leer und auch über den Abend hinweg wird sie nicht mehr so voll, dass man sich darauf aneinander quetschen muss, um noch einen Platz zum Schlafen zu ergattern. So wurde ich also heute in der Früh um 05:45 Uhr geweckt, um wahrscheinlich das letzte Mal in dieser Etappe zusammen mit Willi den Generator und die Osmoseanlage anzuschalten, da heute der letzte Tag meines Praktikums in der Maschine war. Nur um es noch einmal zu erklären, bei uns an Bord gibt es drei verschiedene Praktika. In der Maschine bei Willi, dann eines als Bootsmann bzw. Bootsfrau bei Laura und außerdem eines als Proviantmeister bei Marta und Friederike. Diese dauern jeweils 3 Tage und finden immer an den Tagen statt, an denen derjenige, der das Praktikum absolviert, keine Wache hat. Nach dem Start der Maschinen durfte ich zum Glück wieder in meinen Schlafsack zurück auf die Ladeluke und nach ein paar weiteren Stunden Schlaf war es dann auch schon Zeit für Frühstück.
Heute war außerdem einer der Feiertage, der nur auf der Thor gefeiert wird, nämlich der internationale Boxershortsfeiertag, der vom KUS Jahrgang 14/15 eingeführt und uns per Adventskalender überliefert wurde. An diesem Tag sollten alle, die Lust haben, sich anstatt ihrer kurzen Hose eine Boxershorts schnappen oder sich eine ausleihen, weshalb heute früh ca. 85% der Besatzung in Boxershorts beim Frühstück erschien.
Nach dem Frühstück ging mein Praktikum dann weiter. Das bedeutete, zurück in die Maschine, um mit Willi zu putzen und jegliche andere Arten von Arbeit, die dort unten anfielen, zu erledigen. Nach ca. zwei Stunden Arbeit in der Maschine ging ich zurück durch das lebensrettende Schott an die frische Luft. Dort auf dem Achterdeck durfte ich dann den Ruderkasten hinter dem Ruder schmieren und erfuhr somit, dass uns eine Flaschenpost an den Angelhaken gegangen war. Die Nachricht war von Neptun, Herrscher der Meere und Ozeane, der sich für Samstag, den 5.12.15 13.00 Bordzeit angekündigt hatte.
Damit waren unsere Vermutungen bestätigt. Morgen Mittag würde uns die lang ersehnte und lang gefürchtete Atlantiktaufe erwarten. Jedoch hatten wir nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn erstens musste der Bordalltag weitergehen und zweitens wurden heute wieder weitere Vorbereitungen für Weihnachten in Form einer Plätzchenbackschaft der Projektgruppe „kulinarische Weltreise“ getroffen und auch, wenn es dadurch im ganzen Schiff nach Plätzchen und Weihnachten roch, stieg die Weihnachtsstimmung bei mir trotzdem nicht, weil wir immer noch nur mit T-Shirt und Boxershorts über das Deck liefen. Nach den Projektetreffen, die ja jetzt regelmäßig am Freitagnachmittag stattfinden, stürmten wir alle an Deck, um dem Zwergwal zuzusehen, der uns ca. 30 Meter vom Schiff entfernt für 20 Minuten folgte und immer wieder neben uns auf- und abtauchte.
Dadurch verzögerte sich jedoch auch Leonhards Vortrag über Black Smoker und nach einem erneut sehr leckeren Abendessen, war es für alle auch schon wieder Zeit, sich in ihre jeweiligen Kojen oder auf die Ladeluke zurückzuziehen, um sich entweder für ihre Nachtwache oder für den morgigen Schultag, zusammen mit der Vorfreude auf die Atlantiktaufe, vorzubereiten.

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