Langeweile auf der Thor? Niemals!

schueler.marieDatum: Dienstag, der 08.12.2015
Mittagsposition: 14° 55,4′ N; 052° 00,5′ W
Etmal: 103 sm
Wetter: Lufttemperatur: 29° C, Wassertemperatur: 28,5°C, Wind: EzN 4
AutorIn: Marie

Der Alltag auf der Thor ist seit geraumer Zeit eingekehrt. Jeden zweiten Tag Unterricht, Wache gehen und ab und zu nachts draußen unter dem Sternenhimmel schlafen. Alleine, dass wir die Atlantiküberquerung mit der Thor, dieses Abenteuer, inzwischen schon Alltag nennen, ist verrückt! Doch so ist es und die Thor ist unser Zuhause und ihre Bewohner sind unsere Familie. Und da sollte man doch meinen, dass zusammen mit dem Alltag auch etwas Langeweile eingekehrt ist. Denn zu Hause in Deutschland entsteht oft mit den Alltagsritualen auch Langeweile. Aber hier? Absolute Fehlanzeige! Jeder Tag bietet etwas Neues und ist auf seine eigene Art und Weise einzigartig.

So war es auch diesen Tag. Ich wachte ganz langsam auf und brauchte erst mal einen Moment, um mich zu orientieren. Denn ich befand mich nicht wie gewohnt in meiner Koje, sondern in einem Schlafsack auf der Ladeluke. Vor mir ging gerade die Sonne auf und neben mir hatten sich andere KUSis in ihre Schlafsäcke verkrochen. Dann ging der Tag erst einmal ganz gewöhnlich weiter. Nach einem Frühstück unterm Sonnensegel fing ein Unterrichtstag an. Dieser verlief ganz normal mit Unterricht, Gelächter und Salzwassergetränkten Blättern.

Doch die Gedanken sind heute bei vielen abgeschweift, denn die 1. Schiffsübergabe steht kurz bevor. Bei der Schiffsübergabe übernehmen die Schüler alle Aufgaben des Stammes, das heißt, es gibt Wachführer, Steuermänner, einen Bootsmann, einen Kapitän und alle anderen Positionen die es an Bord der Thor gibt. Natürlich ist es für alle Beteiligten super spannend die Verantwortung über die Thor abzugeben bzw. zu übernehmen und unser geliebtes Schiff heil in die Neue Welt zu bringen. Jeder überlegte, ob und um welche Position er sich bewirbt. Damit die Schiffsübergabe stattfindet, müssen natürlich alle Positionen besetzt sein. Deswegen hatten wir am Abend eine Schülerversammlung einberufen. Dort haben wir dann geklärt, ob es genug Bewerbungen gibt. Zum Glück gab es genügend Freiwillige für jeden Posten, denn die Schiffsübergabe ist eine von den Ereignissen auf die wir uns schon seit Beginn dieser Reise freuen. Nach der Schülerversammlung blieben die meisten gleich in der Messe sitzen, um schon einmal mit der Bewerbung anzufangen. Einige entschieden sich für eine formelle, „normale“ Bewerbung, während andere sich schon die Milchkartons, Buntstifte und Feuerzeuge schnappten. Doch es gab auch diejenigen, die sich nicht für eine von den ausgeschriebenen Stellen bewerben wollten. Stattdessen war wieder einmal Kreativität gefragt. Und so entstanden auch Bewerbungen als Sanitäter, Koch und Plätzchenbäcker bzw. Süßkramkreirer. Welche Stellen es geben wird und wer die Schiffsübergabe in welcher Position miterlebt, steht noch in den Sternen. Apropos Sterne: Auch in dieser Nacht ist der Sternenhimmel mal wieder umwerfend, weil er hier auf dem Atlantik so klar und strahlend ist.

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