Innerer Monolog

schueler.amelieDatum: Samstag, der 30.01.2016
Mittagsposition: 20° 46,8′ N; 085° 50,3′ W
Etmal: 111 sm
Wetter: Lufttemperatur: 23° C, Wassertemperatur: 27°C, Wind: NNE 4
Autorin: Amelie

8:29 Uhr: Gääähn! Bin ich müde. Wieder der Beginn eines neuen Tages, aber heute ist irgendetwas anders. Oh Gott, habe ich vergessen mich ins Weckbuch einzutragen??? (Ein kurzer Blick auf die Uhr) Puh, nein! Glück gehabt: es ist erst 8:30 Uhr. Aber was dann? Naja, erst mal diese Müdigkeit aus den Gliedern vertreiben und streeecken. Brrr, ist dieser eisige Wind kalt. Ich zieh lieber mal die kuschelige Decke hoch. Moment: Eisiger Wind in der Kammer? Decke hochziehen? Ich dachte, wir seien in der Karibik? Ach ja… gestern hat uns doch die Kaltfront erreicht, außerdem fahren wir zur Abwechslung in Richtung Norden. Irgendwie total ungewohnt, mal zu frieren und nicht zu schwitzen. Ich werde wohl einen Pulli und eine lange Hose für den Tag rauskramen müssen. Aber da war doch noch was. Heute ist Samstag…Samstag…Samstag…Oh Nein! Der Biotest. Der Unterricht beginnt heute erst um 9:15 Uhr. Das heißt: Ich habe noch eine knappe dreiviertel Stunde Zeit, um zu frühstücken, zu duschen und mir nochmal kurz Bio anzuschauen. Vielleicht bleibt’s ja im Kurzzeitgedächtnis. Wenn ich alles schaffen will, muss ich jetzt aber mal aufstehen. Ok, linkes Bein über die Bettkante, rechtes Bein über die Bettkante und hochwuchten. Verdammt ist das rutschiiiig…und ich sitz auf dem Boden! Was für ein wundervoller Start in einen wundervollen Tag! Hat sich sogar gereimt. Ok, eigentlich nicht. Ach egal!

9:56 Uhr: So, Geschichtsunterricht fast vorbei. Kuba ist schon ein spannendes Land. Allein schon die Regierungsform: Sozialismus. Ganz anders als in Deutschland. Deutschland, so weit weg! Wie weit eigentlich? 5000 Seemeilen? 5000 Seemeilen, die mich von zuhause trennen. Was wohl dort gerade los ist. Mama, bist du zuhause? Papa, bist du bei der Arbeit? Denkt ihr vielleicht auch gerade an mich? Was ist mit meinen Brüdern und Freunden? Jedenfalls vermisse ich sie alle. „…und gutes Gelingen!“ Verdammt, wieder abgeschweift. Ok, wo sind wir gerade? Hä, warum stehen denn alle auf? Ach so…die Stunde ist vorbei und wir haben 5 Minuten Pause. Luuuft! Ich brauche Luuuuft! Ich geh dann mal an Deck und tanke ein wenig Sauerstoff für den bevorstehenden Biotest. Hoffentlich kann ich alles. Was war nochmal die Bergmann’sche Regel? Ach, Mut zur Lücke…

11:01 Uhr: Verdammt, diese dämliche Bergmann’sche Regel! Aber jetzt ist es auch schon zu spät. Sind nur ein paar Punkte, die mir jetzt fehlen. Plus noch einige wenige Punkte bei Aufgabe 3, 4, 7, … Mist! Doch mehr als ein paar wenige.

14:00 Uhr: „Die aufziehende Wache wünscht der abziehenden Wache eine: Goode Ruh!“ Ok: Wachbeginn. Leonhard ist Wachkönig, Nico in der Backschaft, Lena geht in den Ausguck, dann melde ich mich mal fürs Ruder. Ohhh, was sehe ich denn da? Lecker! Lena hat Saftgummibären dabei. Eine vielversprechende Wache!

16:42 Uhr: Warum geht denn dieser verdammte Dreck am Kompass nicht weg. Wir polieren doch schon seit eineinhalb Stunden! Ich mach mal eine Pause beim Messingpolieren und helfe Lena und Lea dabei, das Deck zu spülen. Hoffentlich reicht die ganze Putzaktion für die Behörden in Kuba morgen. Wenn wir nachputzen müssen, spring ich noch von Bord. Ach Quatsch, reiß dich zusammen! So schlimm ist es auch nicht. Immerhin kommen beim Putzen immer diese philosophischen Gespräche auf. Was war vorhin nochmal das Thema? Gibt es eine Seele, oder…? Ja, das war es. (Klatsch) – Sch****!!!! Komplett nass. Der Sprühhahn vom Wasserschlauch hält nicht! Ach, die Luft trocknet das schon!

18:35 Uhr: Neiiin!!!! Eingekleckert. Geht Pesto beim Waschen raus? Hoffentlich. Das war mein letztes sauberes T-Shirt. Eigentlich egal. Es ist grau. Man sieht’s bestimmt gar nicht. So, Teller leer. Stell ich mich nochmal für einen Nachschlag an? Jaaa, ich brauch die Energie für später noch! Später, was muss ich denn noch so alles machen? Mit dem Schiffsrat durchgehen und alles auf Sauberkeit kontrollieren, mit Alena die Expipakete für Kuba sortieren und Tagebuch schreiben. Was könnte ich denn dieses Mal als Textform nehmen? Interview? Nee, über was und mit wem? Gedicht? Märchen? Neee! Ach, muss ich mir noch überlegen…

22:48 Uhr: „Hatschiii!“ Was für eine Ironie. Ich bin auf einem Segelschiff in der karibischen See, kurz vor Kuba und habe mich erkältet. Wäre nicht ein Hitzschlag passender für die Karibik? (kurzer Blick auf die Uhr) 22:48 Uhr. Schon so spät. Vielleicht sollte ich mal schlafen gehen. Schließlich muss ich um halb zwei wieder raus aus meiner Koje und zur Wache. Keine normale Wache, sondern eine Putzwache. Hätte ich fast vergessen: Die Kombüse wird von den Nachtwachen auf Vordermann gebracht. Also höchste Zeit fürs Bett!

22:55 Uhr: Ach ist das schön zu liegen. War ein anstrengender Tag heute, trotzdem schön…ouh…Mist!…Ich…eigentlich noch…Weckbuch eintr…Zzz…

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