»Der schlechteste Deal meines Lebens«

schueler.lenaDatum: Samstag, der 02.04.2015
Mittagsposition: 41° 22,3′ N; 024° 39,6′ W
Etmal: 147 sm
Wetter: Lufttemperatur: 13° C, Wassertemperatur: 15°C, Wind: NNW7
Autorin: Lena

Alles begann so:
Nachdem ich mir gestern während des Mittagessens Gedanken darüber machte, mit wem ich bisher viel und mit wem ich wenig auf dieser Reise zu tun hatte, kam mir in den Sinn, dass ich noch nie mit Thomas, der mir in diesem Moment gegenüber saß, Backschaft hatte. Das wollte ich ändern. Gesagt, getan, schloss ich mit Jana den Deal, ihre Backschaft für den nächsten Tag „kostenlos“, also ohne Schokolade oder andere Gegenleistungen zu verlangen, zu übernehmen. Was dies für Folgen hatte, sollte ich gleich am nächsten Morgen erfahren…

Wie ich mir den Deal vorstellte:
Gut gelaunt und ausgeschlafen treffe ich morgens in der Kombüse auf Karen, Bene und Thomas, von denen ich um Punkt sechs Uhr mit einem Highfive begrüßt werde. Ein paar Flachwitze später ist auch der Obstsalat fertig und Thomas‘ gute Musik vertreibt uns die dreiviertel Stunde Zeit, die uns noch bleibt, bis die erste Wache zum Frühstück kommt. In der sauberen Kombüse sind wir genauso schnell mit dem Mittagessen, wie mit dem Abspülen fertig und bei ausgelassener Stimmung entstehen neue Insider, es wird viel gelacht und auch für unsere Kochkünste werden wir gelobt. Die Musik schafft eine entspannte Atmosphäre, während wir das Abendessen zubereiten, das uns keinerlei Probleme bereitet. Wir sind schnell fertig und können den Abend schön beim samstäglichen Film ausklingen lassen, denn der Abwasch ist schon vor acht Uhr erledigt und die Kombüse abgenommen. Super! Ein wirklich guter Deal!

Wie es letztendlich aber wirklich war:
Völlig übermüdet falle ich aus der Koje anstatt aufzustehen, nachdem ich mit den Worten „Guten Morgen Lena, draußen haben wir sieben bis acht Windstärken und es ist eisig kalt. Du hast jetzt Backschaft.“ geweckt werde. Ich schleppe mich also nach oben in die Kombüse, wobei ich dank des Seegangs schon auf dem Weg dahin Mühe habe, mein Gleichgewicht zu halten. Der rutschige Kombüsenboden macht die Sache nicht wirklich einfacher und als sich nach den ersten dreißig Minuten auch noch die halbvolle und fast fertige Obstsalatschüssel mit einem Klirren verabschiedet, beschließt die Backschaft, einen Ausflugstag einzulegen und sämtliche Mahlzeiten an diesem Tag ausfallen zu lassen. Leider ist der Plan nicht ganz so durchführbar wie erhofft, darum müssen wir trotz Neptuns Ausrastern, die uns hin und wieder sämtliche Kochutensilien ‚entführen‘, ein halbwegs leckeres Mittagessen zaubern. Kaum setze ich einen Fuß in die Messe, um die Überbleibsel unseres Obstsalates hungrigen Wachgängern zu servieren, wird mir übel. „Nicht schon wieder…“ verfluche ich die Seekrankheit innerlich, während mein Gesicht einen grün-weißlichen Farbton annimmt. Also schnurstracks wieder nach oben, in der Hoffnung, der Seegang dort ist nicht ganz so schlimm für mich wie hier unten. Die allgemeine Heiterkeit sinkt mit jeder Welle, die nicht nur das Gemüse, sondern auch die Backschaft selbst durch die Kombüse fliegen lässt und ich mich, nach einem erneuten Anfall von Übelkeit, leider mit einer Tüte bewaffnet entgültig in die Koje verabschieden muss.
Ich wache in einer leeren Kammer auf, meine Mitbewohner sind verschwunden, das Übelkeitsgefühl leider nicht. Trotzdem gebe ich mein Bestes und stiefele zurück zu meiner Backschaft. Schon auf dem Niedergang höre ich verzweifelte Schreie von oben, kein gutes Zeichen… „Neptun!!!“ flucht Karen gerade, als ich die Tür öffne und nur noch einen Kochlöffel an mir vorbeisegeln sehe. Die Kombüse ähnelt einem Schlachtfeld, auf dem Boden verstreut sind Nudeln, ein Schneidebrett, zwei kleine Löffel und eine halbe Paprika, außerdem finde ich in einer Ecke noch ein paar Bananenscheibchen aus dem verunglückten Obstsalat von heute Morgen, doch aufräumen ist zwecklos. Egal wie seefest verstaut, wenn es nicht die nächste Welle ist, die es herunterfegt, ist es die übernächste. Überraschenderweise überstehe ich die nächste halbe Stunde mit nur mäßiger Seekrankheit, doch sobald unsere zweite Mahlzeit serviert wird, geht es wieder bergab mit mir. Niedergeschlagen muss ich Laura bitten, nach dem Kaffee meine Backschaft zu übernehmen, ich helfe noch ein bisschen beim Aufräumen und verabschiede mich dann schweren Herzens für den Rest des Tages. Obwohl es Spaß gemacht hat und ich nun doch wenigstens einmal auf der Reise mit Thomas Backschaft hatte, muss ich sagen: Das war eindeutig der schlechteste Deal meines Lebens…

Schwesterherz, ich wünsche dir von Herzen alles, alles Liebe zu deinem Geburtstag! Bleib wie du bist, denn du bist wunderbar!
In Liebe,
deine Lena

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