Datum: Dienstag, der 11.10.2016 bis Freitag, der 14.10.2016
Mittagsposition: Kiel
Wetter: Durchwachsen
AutorIn: Laura und Paul
In der Werft herrscht Ruhe. Nur die dicken Tampen, die die Thor Heyerdahl am Kai halten, knarzen leise. An Deck arbeiten die ersten Helfer. Schon seit 14 Tagen bringt die unermüdliche Stammcrew mit vielen Freiwilligen das Schiff auf Vordermann. Jetzt bekommen sie Verstärkung: Die KUSis des Törns 16/17 erreichen im Blaumann und auf Fahrrädern ihr neues Zuhause für die nächsten 191 Tage.
Bereits am Vortag kamen sie nach einer langen, teilweise bis zu 13-stündigen, Anreise an der Kieler Jugendherberge an. Einige mussten schon um 2:20 Uhr ihr warmes Bett verlassen, um aus dem ganzen deutschsprachigen Raum Kiel per Reisebus oder durch private Anreise rechtzeitig zum ersten gemeinsamen Abendessen zu erreichen. Der Bus nahm an fünf verschiedenen Haltepunkten neue Schüler auf, die, obwohl man sich nur vom Probetörn kannte, sich herzlich untereinander begrüßten. Um sich die Zeit zu vertreiben wurden verschiedene Spiele gespielt, bis der Bus um 20 Uhr schließlich an der Jungendherberge vor fuhr und die KUSis erleichtert aus dem Bus strömten.
Nach der ersten kurzen Nacht wurden bis zum Mittag Formalitäten geklärt und Informationen bekannt gegeben. Erst am Nachmittag konnten sich die Schüler auf den lang ersehnten Weg zum Sicherheitsbereich der HDW/TKMS Werft, wo die Thor Heyerdahl gewartet wurde, machen. Hinter zahlreichen sichtversperrenden Kurven kam das Schiff endlich in Sicht. Doch viel Zeit um ihr neues Heim zu bestaunen blieb ihnen nicht, denn die bereits im Voraus eingeteilten Arbeitsgruppen machten sich direkt ans Werk:
Nach kurzer Zeit verwandelte sich der Traditionssegler in einen geschäftigen Ameisenhaufen. Maler frischten fleißig den gesamten Lack auf, die „Rigggruppe“ kletterte über den Köpfen der anderen durch das Seilwerk, um zu überprüfen, ob alle Segel einsatzbereit sind und die „Provianttruppe“ verfrachtete die vielfältigen Nahrungsvorräte zwischen den Kojen, in den Unterkojen und Unterunterkojen. Parallel wurden die Lasten (der Seglerbegriff für Lagerräume) mit weiteren wuchtigen Fässern und Kisten verproviantiert und Scharniere und Dichtungen von den Maschinisten mit Fett eingerieben.
Ein Teil der Gruppe verließ die Werft jedoch mit ihren Fahrrädern direkt wieder, um sich Richtung Büro und Lager aufzumachen. Sie bereiteten emsig Fahrräder zur Verstauung an Bord vor, inventarisierten und organisierten die umfangreiche Bibliothek und kümmerten sich um die Teilnehmerdokumente.
Am nächsten Morgen folgten auf den Auszug aus der Jugendherberge weitere Arbeitsphasen, bis die Thor Heyerdahl am Nachmittag aus der Werft an ihren Stammliegeplatz in der Schwentine verholt wurde. Dort trafen die beiden Arbeitsgruppen wieder aufeinander und begannen gemeinsam mit den Einzugsvorbereitungen. Auch hier wurde wieder arbeitsteilig vorgegangen. Einige Schüler verstauten die Fahrräder – auseinandergebaut – im Zwischenboden der Last und beförderten das gewichtige Gepäck mit Hilfe einer Menschenkette aus dem Büro in Richtung der Pier vor dem Schiff. Von dort aus hievten die Schüler, die zuerst ihre Schlafplätze beziehen sollten, Teile ihres Gepäcks in ihre Kammern. Währenddessen kümmerte sich der andere Teil um das restliche Gepäck, indem sie es über die Gangway und die steilen Niedergänge, die in das Schiffsinnere führen, trugen. Erst als alles verstaut war, konnte sich die gesamte Mannschaft zur Ruhe legen.
Doch lange geschlafen wurde nicht, denn bereits um 5.30 Uhr musste das Schiff einem Forschungsschiff des Geomars weichen, um anschließend ca. 300 Meter weiter vorne gegenüber vom Büro wieder anzulegen. Über den Tag hinweg wurde der Traditionssegler aufgeräumt und geputzt, damit die am Abend ankommenden Eltern ein ordentliches und seetüchtiges Zuhause für ihre Kinder vorfinden konnten. Nach einer kurzen Eröffnungsrede gab es Musikbeiträge und die gesamte Besatzung des Schiffes stellte sich vor. Außerdem wurde den Eltern das Programm für die nächste Zeit unterbreitet und es wurde die Möglichkeit geboten durch das Schiff geführt zu werden. Danach verbrachten viele Jugendliche den Abend noch einmal gemeinsam mit ihren Familien beim Essen. Ein Teil der Schüler übernachtete auch bei ihren Eltern im Hotel und kam am nächsten Morgen um 9.00 Uhr zurück an Bord.