Ruder gehen

schueler-christoph-kopieDatum: Montag, der 17.10.2016
Mittagsposition: 53°39,9′ N ; 005°25,9′ E
Etmal: 143 sm
Wetter:Lufttemperatur: 15°C, Wassertemperatur: 15°C, Wind:SW4-5
Autor: Christoph

„Guten Morgen! Guten Morgen Christoph, es ist halb elf und du hast gleich Wache. Es ist zehn Grad kalt, regnet aber nicht. Du wirst dein Ölzeug trotzdem brauchen.“ Sind das nicht tolle Worte, um in den Tag zu starten? Schlaftrunken reibe ich mir den Sand aus meinen Augen und ziehe mich warm an, für meine erste Fahrwache bei Nacht. Für die nächsten drei Stunden wird es meine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass alles auf unserem Schiff in Ordnung ist, wir vorankommen, und der Rest der Besatzung sicher schlafen kann.
Nach einer Sicherheitsronde, die jede Stunde erfolgt, stelle ich mich für die nächsten zwei Stunden hinter das Steuer. Es dauert gar nicht lange, da habe ich mich auch schon an die, von außen teils wirr aussehenden Kompassbewegungen gewöhnt, und kann den Kurs halten. Einige aus meiner Wache hängen neben mir über der Reling, während das Schiff immer mehr und mehr schaukelt. Mir selbst geht es auch nicht so gut, aber solange ich am Steuer stehe und spüre, wie das Schiff mit seinen 400 Tonnen auf meine Bewegungen reagiert, überwiegen die Glücksgefühle, und ich kann für einen Moment die aufkommende Seekrankheit vergessen.

Elf Uhr mittags. Ich stehe wieder hinter dem Steuer, doch diesmal bei strahlend blauem Himmel. Ich spüre meine Fortschritte bei Rudergehen, bei jeder Seemeile, die wir zurücklegen. Zwei kleine Vögel, die es sich irgendwo an Deck bequem gemacht haben müssen und nun über uns kreisen, versüßen uns zusammen mit leckerem Apfelkuchen aus der Kombüse den weiteren Nachmittag.

Inzwischen ist es draußen wieder dunkel geworden. Ich versuche das Schiff trotz starken Wellen auf Kurs zu halten. Nach einiger Zeit übergebe ich das Ruder an Jona und gehe die nächste Wache wecken, die dann auch auf uns aufpasst, während wir vom Seegang in den Schlaf gewogen werden.

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