Datum: Freitag, der 21.10.2016
Mittagsposition: Innenhafen Falmouth
Etmal: 146 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15°C, Wassertemperatur: 15°C, Wind: NE/2
Autorin: Jule
,,Jule, schau mal, sind das Delfine?“ Janna zupfte mich an meiner Jacke und hinderte mich so am Weitergehen. „Wo siehst du Delfine? Komm schon Janna, ich will ins Bett, es ist 2 Uhr Nachts.“ „Da schau mal, im Wasser. Voll cool“ Und als ich genauer hinschaute, sah ich ihre Rückenflossen in den schäumenden Wogen des weiten Ozeans auftauchen. Wunderschön. Insgesamt war dies das Highlight meiner Nachtwache.
Nachdem ich mich dann endlich in mein weiches, kuscheliges Bett gelegt hatte und in das langerwünschte Land der Träume gedriftet war, weckte mich Henry von der Fahrwache nach gefühlten drei Sekunden Schlaf (insgesamt waren es ca. 7 Stunden) mit einem freundlichen „Guten Morgen. Du musst in einer halben Stunde an Deck sein! Wir legen in Falmouth an, ein All-Hands-Manöver. Es ist kalt, aber kein Regen, also zieh alles an was du hast“ (All-Hands-Manöver heißt, dass die ganze Besatzung an Deck ist und mit anpackt). Unsere Wache sollte zuvor noch den Innenklüver und die Baumfock (zwei der vier Vorsegel) bergen. Und so fuhren wir mit Motor in den drittgrößten Naturhafen der Welt.
Danach gab es die Riggeinweisung, das heißt, ab nach oben über die Wanten in die Takelage. Und wenn ich ganz, ganz ehrlich sein soll, war ich schon ein bisschen nervös. Aber als ich dann dort oben stand, mich umschaute, meinen Blick über die Hafenstadt Falmouth streifen ließ, wurde mir klar, dass der Aufstieg sich hunderttausendmal gelohnt hatte. Es war unglaublich schön. Man konnte weit in die Ferne sehen. Man fühlt sich wie ein Vogel dort oben.
Später hieß es Großreinschiff. Da wir erst an Land durften, nachdem das ganze Schiff von Grund auf geputzt wurde, machten wir uns gleich an die Arbeit. Auch unsere Kojen in unseren Kajüten mussten auf Vordermann gebracht werden. Nun entbrannte ein großer Wettkampf zwischen Markus und Eva, die um eine Tafel Schokolade wetteten, wer am schönsten die Koje aufräumen und das Bett machen könne. Am Ende war es dann so, dass man von ihnen angeschrien wurde, wenn man auch nur die Bettdecke berührte. Einen Gewinner gibt es bisher noch nicht, da Nele sich nicht entscheiden konnte, wer nun gewonnen hatte…
Nachdem wir das Putzen erfolgreich abgeschlossen hatten, hieß es dann ab zu den Dingis und los zum Land. Die Fahrt zum Kai war schon ziemlich lustig, da das kleine Boot die Wellen zerschnitt und wir ein wenig nass gespritzt wurden. Als ich mit meiner Gruppe mit Kathi, Jojo, Noah, Janna, Carlotta und Ole dann also mit wackligen Beinen an Land standen (nach sieben Tagen auf See hatte man immer das Gefühl es schwankt), entschieden wir uns, typisch Touristen, „Fish and chips“ zu essen. Um jedoch ein gutes Restaurant zu finden, brauchten wir dann doch etwas Zeit. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass wir die Hauptstraße zehnmal hoch- und runtergerannt sind. Als wir uns dann aber endlich entschieden hatten und uns schon in einem Restaurant hingesetzt hatten, kam die Kellnerin zu uns und meinte, dass sie uns nicht bedienen dürfte, wenn uns kein Erwachsener begleitete, da dies auch ein Pub war. Also zogen wir uns alle wieder unsere Ölzeugjacken an, sahen aus wie so eine Schar Zwerge, da wir alle die gleichen Jacken an hatten, und suchten uns ein neues Restaurant.
Nach einer weiteren Runde über die Hauptstraße, fanden wir endlich ein gutes Restaurant, wo wir alle Platz hatten, wo es „Fish and Chips“ gab und, das war in dem Moment das Wichtigste, wo es warm war.
Dann gab es die erste Verwirrung. Auf der einen Seite der Karte stand „Fish and Chips“ und auf der anderen Seite nur „Chips“. Die Frage war jetzt allerdings, ob bei den „Fish and Chips“ jetzt auch „Chips“ dabei waren oder ob man die sich einzeln bestellen muss. Als wir also laut stark diskutierten, kam ein Kellner auf uns zu und meinte in eigentlich ziemlich gutem Deutsch, dass bei den „Fish and Chips“ auch Chips dabei sein und dass er aus der Schweiz komme.
Insgesamt war es dann ein sehr, sehr schöner Abend, mit vielen Lachern und Witzen. Schon nach ein paar Tagen fühlten wir uns schon wie eine richtige Familie. Trotzdem denke ich noch an meine eigene Familie und deshalb: Lieber Papa, alles, alles Gute zum Geburtstag.