Savety first

schueler-marieDatum: Sonntag, der 02.11.2016
Mittagsposition: vor Porto Santo
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22° C, Wassertemperatur: 22,5°C, Wind: NSW 4
AutorIn: Marie

Mein Tag begann um 0300, als mich Joe zur Ankerwache weckte. Sie, liebe Leser, denken vielleicht, ein Schiff vor Anker sei automatisch sicher, aber die Wachabläufe mussten gegenüber dem Fahrbetrieb um einige Details erweitert werden. Zum Beispiel müssen sowohl die Vor- und Achterleine der Dinghis als auch die Spannung der Ankerkette selbst überprüft werden. Außerdem peilen wir jede Stunde drei verschiedene (und immer gleiche) Punkte an Land an, um durch das Winkelverhältnis zu überprüfen, ob das Schiff seine Position gravierend ändert. Diese Aufgabe dient speziell der Sicherheit vor Anker, um bei einem Abtreiben des Schiffs schnell gegensteuern zu können. Bei dieser Gelegenheit konnte man dann auch die glitzernde Stadt von Porto Santo bewundern. Trotzdem freuten wir uns, als wir wieder in die lang ersehnte, gemütliche Koje durften.
Der wirkliche Tagesbeginn war dann aber um 0630, als ich für „Run & Dip“ geweckt wurde. Anfangs, während man noch halb im warmen Schlafsack lag, war die Motivation natürlich noch äußerst niedrig gewesen. Doch wenn man dann, nachdem man sich aus dem Bett gequält hat, den Sonnenaufgang am Strand bewundern darf, dann weiß man, dass es sich gelohnt hat. Mit toller Aussicht und Meeresbrise zu joggen, macht mit den nackten Füßen im Sand besonders Spaß. Bei manchen, meine Wenigkeit eingeschlossen, war es jedoch mehr ein „Ich-laufe-jetzt-2m-und-bücke-mich-nach-Muscheln-und-Steinen“. Da am Strand die Bedingungen wegen der Wellen und Steine nicht so optimal waren, gab es den Dip der Sicherheit zuliebe von Bord der Thor: Nacheinander vom Klüverbaum zu springen, weckte dann auch noch die Letzten so richtig auf. Und mit dem Salzwasser auf der Haut wurde uns nochmal bewusst, was für Glückspilze wir doch sind.

Direkt nach dem Morgenbad gab es Frühstück mit Semmeln! Ein kleiner, aber feiner Luxus, auch wenn als erste Reaktion darauf natürlich die unvermeidbare Diskussion aufkam: Heißt es Brötchen oder Semmeln? (Ich gehöre eindeutig zum „Team Semmeln“!)
Anschließend ging es rund um das Thema PoB: Person over Board. Wir haben unser heutiges Tagesthema detailliert besprochen, und es war für jeden beruhigend zu wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Außerdem war es super, von den einzelnen Experten erläutert zu bekommen, wie man die zahlreichen PoB-Vorrichtungen an Bord richtig einsetzt. Von der blinkenden PoB-Boje über Rettungsringe und -tragen bis hin zum Rettungsboot war alles dabei.
Natürlich wurden die Rettungsmanöver nicht nur in der Theorie besprochen, nein, später wurde auch alles praktisch umgesetzt: Lisa meldete sich freiwillig und wurde etwa 10m vom Schiff entfernt ins Wasser gesetzt. Natürlich hatten Yvonne und Judith sie zuvor in einen Überlebensanzug gesteckt. So einen Anzug gibt es hier an Bord für jedes Crewmitglied, er ist wärmend und wasserdicht und so trieb Lisa dick eingemummelt wie eine rote Boje auf dem Wasser. Das Gelernte wurde bei dieser Übung erfolgreich umgesetzt, David (unser Rettungsspringer) brachte Lisa wieder zum Schiff und wir sie mit einem Flaschenzug wieder an Bord.
Am Spätnachmittag hatten wir dann noch die Gelegenheit, eine erste Wende zu fahren, die wir trotz des schwachen Windes ohne Motorunterstützung gut meisterten.
Gegen Abend fuhren wir dann in den Hafen ein und es gab anschließend noch Landgang. Ich glaube, dass sich jeder in meiner Gruppe, in der unter anderem Jule, Noah, Ole, Laura, Jan und Markus waren, noch nie so sehr über eine Pizza gefreut hatte. Zum Glück verstand die nette Portugiesin in der Pizzeria unseren Mischmasch aus Spanisch, Englisch und Gebärdensprache zumindest halbwegs.

PS: Liebe Mama,
Ich wünsche dir alles nur erdenklich Gute zum Geburtstag! Mach dir eine schöne Zeit – das gemeinsame Feiern holen wir natürlich nach!
Hab dich lieb!
Deine
Marie

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