Das verborgene Land über den Wolken

schueler-janna-kopieDatum: Donnerstag, der 10.11.2016
Mittagsposition: Santa Cruz de Tenerife
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 20° C, Wassertemperatur: 22°C, Wind: –
Autorin: Janna

„Tief oben, über den Wolken Teneriffas, verbirgt sich ein Geheimnis. Es ist für jeden zugänglich, der bereit ist, einmal wortwörtlich über seinen Horizont hinaus, weiter nach oben zu blicken. Denn über den Wolken, von unten meist von den Wolken gut versteckt und so nicht sichtbar, erstreckt sich eine wunderschöne, raue Landschaft. Eine gebirgige Ebene, in einem großen Bergkessel gelegen, optisch eine Mischung aus einer Mars- und Wüstenlandschaft, gekrönt von ihrem König, dem Teide.“
Mit 3817,8m ü. NN ist der Teide der höchste Berg Spaniens. Auf seiner Vulkan-Spitze konnten wir heute ein unglaubliches Phänomen beobachten.

Wie alles begann:
03.30 auf der Schutzhütte. Aus dem Nachbarzimmer erklingt ein Schrei, gefolgt von einem ‚Oh Mist, eine Maus‘. Nachdem ich endlich vor einer Stunde trotz enormer Hitze, Schnarchen und wirklich unvermeidbarem Bettenquietschen eingeschlafen war, stört mich auch die Aufruhr im Nachbarzimmer wegen einer Maus nicht mehr groß und ich dämmere wieder weg.

Um 04.15 Uhr erklingt ein Handywecker mit wohlklingendem Vogelgezwitscher in Verbindung mit Wasserrauschen, so nervtötend harmonisch, dass man am liebsten den Wecker gegen die Wand werfen würde, anstatt aufzustehen. Doch heute lohnt sich das frühe Aufstehen. Wir sind alle noch ziemlich zerschlagen und müde vom gestrigen Tag und schälen uns nur langsam aus unseren Betten, um unsere Sachen für unseren letzten, nun unmittelbar bevorstehenden Aufstieg heraus zu suchen: Skiunterwäsche, ein oder mehrere warme Pullover, Mütze, Handschuhe, Taschenlampe und natürlich ausreichend Wasser. Den Rest unserer Sachen lassen wir an der Hütte, damit wir sie beim Abstieg wieder einsammeln können.

Um kurz nach 05.00 Uhr beginnt unser letzter Aufstieg nach oben, bis zur Spitze des Teides auf 3718m. Mit unseren Taschenlampen bewaffnet, mobilisieren wir alle noch einmal unsere letzten Kräfte, um gemeinsam den Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Teides erleben zu können. Und tatsächlich, alle schaffen es bis nach ganz oben. Die Dämmerung taucht  den Berghang in ein fahles Licht, wir können unsere Stirnlampen abschalten.

„Unter uns die Wolken, aus denen sich langsam die Sonne erhebt. In der Ferne kann man die Umrisse der umliegenden Inseln erahnen. Aus dem Vulkankrater schräg gegenüber weht ein warmer Schwefeldunst durch die Luft. Hinter uns zeichnet sich der Schatten des Teide gestochen scharf auf dem umliegenden, niedrig gelegenen Wolkenmeer ab. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.“
Eine unfassbare Kulisse und ein großes Geschenk, zur richtigen Zeit an solch einem Ort sein zu können.  Nach dem Sonnenaufgang und einem Gipfelfoto machen wir uns langsam und ziemlich durchgefroren wieder an den Abstieg, erst bis zur Schutzhütte, wo wir noch frühstücken, danach weiter nach unten bis zu unserem Startpunkt, an dem uns der Bus wieder einsammelt.

Ich bin durch diese Erfahrung auch an meine Grenzen gekommen, denn irgendwann wollten meine Beine mich nicht mehr weitertragen und sagten: „Hey, setze dich doch irgendwohin und bleib da, dieser Stein da sieht doch total gemütlich aus!“ Auch meine Lunge sagte mir oft: „Stopp, Pause“, so dass ich oft kurz halt machen musste.
Doch ich habe es letztendlich dank meiner Willenskraft doch noch rechtzeitig vor Sonnenaufgang nach oben geschafft und konnte diese unglaubliche Erfahrung machen, die alle Mühen und Anstrengungen wert war.

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