FC142 und Missgeschicke beim Maschinenpraktikum

schueler-lauraDatum: 17.11.2016
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Autor: Laura

„Praktikum“, woran denkt ihr, wenn ihr das Wort „Praktikum“ hört? Vor einem Monat dachte ich an Büros, seltsame Aufgaben ohne Erklärung, eine Person, der man den ganzen Tag Kaffee bringen und für die man danach einen gewaltigen Praktikumsbericht schreiben muss.
Als ich dann hörte, dass es auch auf der Thor ein Praktikum gab, wurde ich neugierig. Ein Praktikum auf einem schwankenden Schiff?
Eine Liste wurde herumgegeben und man konnte seinen Erst- und Zweitwunsch angeben.
Ich hatte das Glück, dass ich meinen Erstwunsch bekam: Maschine.
Mein Praktikumspartner war Joe. Drei Tage würden wir mit Jens, unserem Maschinisten, die verschiedensten Dinge im Technikbereich des Schiffs erledigen.
Ich möchte euch heute von meinem zweiten, sehr ereignisreichen Tag berichten.
Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, ist Schlaf bei uns auf der Thor normalerweise Mangelware. Dies ist nicht so, wenn du Praktikant bist, dann darfst du bis 7:15 Uhr „ausschlafen“ und ein spätes Frühstück genießen, ehe es um 8:00 Uhr losgeht. Heute stand auf dem Tagesprogramm: Wartung der Osmoseanlage sowie das Streichen eines Abgasrohres.
Klingt im ersten Moment nicht nach viel, aber glaubt mir, wenn da auch noch die morgendliche Müdigkeit, das Mittagessen und natürlich auch die Kaffeepause dazukommt, bleibt gar nicht mehr so viel Zeit.
Also begannen wir mit der Osmoseanlage. Jens erklärte Joe und mir, welche Hebel man zuerst öffnen muss, wann man welchen Knopf drückt und zu welchem Zeitpunkt man am besten ganz schnell den Maschinisten wecken sollte. An sich ist das ja eigentlich ziemlich einfach, aber da diese ganzen Hebel so interessante Namen wie „FC142“ haben, wird das Ganze ein wenig verkompliziert.
Gott sei Dank hat uns der liebe Jens dann ein Heft in die Hand gedrückt und meinte: „Wenn ihr das jetzt noch nicht so ganz verstanden habt, könnt ihr die Anlage auch mithilfe dieser Anleitung anschalten.“
Ein träges Nicken von uns reichte ihm anscheinend, sodass wir gleich zur nächsten Tätigkeit übergingen: Streichen des Maschinenabgasrohres.
Der Spaß fing damit an, dass wir zunächst alle Komponenten im richtigen Mischverhältnis mixten, um sie dann auch zügig zu verbrauchen, damit die Farbe nicht schon im Eimer fest wird.
Während ich mich also hinter das Abgasrohr quetschte und mich auf eine ca. 15 cm lange Metallstrebe hockte, hörte ich Joes panische Stimme, die meinte, ich solle ihm schnell helfen, er habe zu viel Farbe auf eine Stelle geklatscht. Ich weiß ja nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie es ist, hinter einem schmalen Metallrohr zu sitzen, sich dabei das Blut im Arm abzuklemmen und gleichzeitig zu versuchen, einen schnell trocknenden Farbfleck möglichst breitflächig auf dem dich bedrängenden Rohr zu verteilen. Der Vorteil dabei war, dass ich zumindest nicht vom Wellengang herumgewirbelt werden konnte, im Gegensatz zu Joe, der die ganze Zeit hin und her schwankte und dabei verzweifelt versuchte, den vom Pinsel herabfallenden Tropfen auszuweichen.
Es war also insgesamt eine sehr amüsante Angelegenheit.
Nach einigen Lachanfällen, zwei Mittagspausen und mehreren kleinen Farbunfällen war der Tag dann auch schon wieder vorbei, und ich bin glücklich nach einer Salzwasserdusche in meine Koje gekippt.

Woran denke ich also jetzt, wenn ich das Wort „Praktikum“ höre? An verstaubte Büros, nörgelnde Chefs und langweilige Aufgaben? Sicher nicht!
Und abschließend möchte ich meine gesamte Familie daheim grüßen!

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