Spa-Bereich geöffnet!

schueler-carlottaDatum: Samstag, der 19.11.2016
Mittagsposition: 27° 02,0′ N; 026° 46,2′ W
Etmal: 133 sm
Wetter: Lufttemperatur: 24,5° C, Wassertemperatur: 23,5°C, Wind: ENE 5
AutorIn: Carlotta

Am Samstagmorgen musste ich mir um kurz nach sieben einen (gefühlt ewigen) Weckvortrag von David und Josef anhören. Das Gute an der Sache war aber, dass ich endlich einmal richtig gut informiert war, wie das Wetter draußen ist, wann es Frühstück gibt und so weiter.
Nach einem ausgedehnten Frühstück begann der Unterricht wie immer um 8.30 Uhr, heute zum ersten Mal draußen an Deck. Da Janna und ich Unterrichtsbeauftragte waren, mussten wir etwas früher da sein, die Tafel am Deckshaus aufhängen und die Bänke und Tische für den Unterricht an Deck bereit stellen.
Der Unterricht draußen war richtig cool, ein wunderbares Gefühl, dem beruhigenden Wellenrauschen während des Unterrichts zu lauschen. Nach vier Stunden informativen Unterrichts gab es als kurzen Mittagssnack eine köstliche italienische Spezialität: mit Schafskäse und getrockneten Tomaten garnierte Fladenbrote.

Anschließend fand die erste Schiffsversammlung der Atlantiküberquerung auf dem Achterdeck statt, in der wir unsere aktuelle Position, das Wetter heute und in den nächsten Reisetagen sowie die ETA, die „estimated time of arrival“, also die voraussichtliche Ankunftszeit bis Palm Island besprachen.
Da wir bis jetzt noch UTC-Zeit hatten, also die britische Zeit, haben wir die Borduhr um eine Stunde zurückgestellt, was natürlich praktisch war, da wir somit länger Zeit für Großreinschiff hatten. Wir brachten also von 12:30 Uhr neue Zeit bis 14 Uhr zum ersten Mal in den neuen Wachen wirklich jede Fläche wieder auf Hochglanz und klarten alle Kammern auf. Meine Wache hatte die Station Messe und Niedergänge, und wir wischten vor allem den Boden, damit sich nicht das komplette Salzwasser (von unseren nassen Schuhen ausgehend) im ganzen Schiff verteilt.

Direkt im Anschluss fand für mich das erste Treffen des Schiffsrats statt. Im Schiffsrat bin ich für die aktuelle Etappe die Vertreterin meiner Wache. Neben uns vier Schülern (je Wache einer) sind darin auch Anne als Stammitglied und Judith als Lehrerin vertreten, außerdem sind immer die (stellvertretende) Projektleitung und der Kapitän dabei. Der Schiffsrat trifft sich mindestens einmal die Woche und bespricht mögliche Probleme und Schwierigkeiten hier an Bord der Thor. Nach der Besprechung geht der Schiffsrat durch das ganze Schiff, um zu kontrollieren, ob während der Großreinschiffzeit alles gründlich geputzt wurde und auch ja kein Staubkorn übersehen wurde.

Als dann alle Ecken und Winkel glänzten und vom Schiffsrat abgesegnet worden waren, kam es endlich zur von manchen gefürchteten, aber auch von vielen freudig erwarteten „Lost-and-Found-Versteigerung,“ die Klara und ich zusammen leiteten. Aufgrund des Kammerumzugs letzte Woche befand sich relativ viel in der Kiste und die Klamotten wurden von unserem Model Jan ansprechend präsentiert, um anschließend zu Höchstpreisen versteigert zu werden.
Vor dem wöchentlichen „Besanschot an“ fand heute ein besonderes Ritual statt, das wir in dieser Form nur einmal auf unserer Reise erleben werden: „Dead Horse“ ist ein traditionelles Seemannsritual aus Großbritannien, das nach einem Monat auf See gefeiert wird, weil man ab diesem Zeitpunkt die Heuer in die eigene Tasche stecken kann und nicht mehr an Werber oder zum Begleichen alter Schulden aufwenden musste. Hier an Bord feierten wir das Ritual damit, dass wir ein Papppferd und einen Beutel mit selbst geschriebenen Gedichten am Schonermast hochzogen, während die Musikgruppe das traditionelle Dead-Horse-Lied dazu sang. Unsere Gedichte sollen dann am Ende der ersten Etappe vorgelesen werden. Anschließend folgte ein kultureller Beitrag von Louise, in dem sie uns eine äußerst amüsante „Ode an Bref“ vortrug (zur Erklärung: Bref ist unser Putzmittel, mit dem wir alles putzen). Danach folgte ein spannender Text von unserem Steuermann Martin zum Thema Wasser und dann gab es endlich für alle Limonade und Doppelkekse, was hier an Bord eine echte Seltenheit ist.
Später eröffnete Detlef mit einer feierlichen Zeremonie unser neues „Fitnesscenter“ auf dem Vorschiff. Der neue Lieblingsort vieler kann sogar mit einem Trimm-dich-Rad und einem kleinen Seewasser-Pool punkten (was bei unseren beengten Verhältnisse reinster Luxus ist) und wurde von den meisten mit einem ersten Bad fröhlich eingeweiht. Da der circa 3m² große Pool aber mit zeitweise über 15 Besuchern ziemlich überfüllt war, stieg ich erst kurz vor dem Abendessen zusammen mit Marie zum ersten Mal in den Pool. Eigentlich unvorstellbar, in einem Pool auf einem Segelschiff mitten auf dem Atlantik zu sitzen und dabei die Wellen und Sonnenuntergang in Ruhe zu beobachten!

Beim leckeren Abendessen einigten wir uns nach einer kurzen Abstimmung auf den Film „Kontiki“ für unseren wöchentlichen Filmabend. Der Film über die erste Expedition Thor Heyerdahls, der ja später auch mit Detlef eine Expedition unternahm, war nach Ansicht aller richtig gut! Als ich dann noch erfuhr, dass meine Nachtwache wegen meiner Brotbackschaft am nächsten Tag ausfällt, war ich ziemlich froh, denn das hieß für mich: Durchschlafen!

P.S. Liebe Mama, ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr habt schön gefeiert.
Ganz liebe Grüße, deine Carlotta

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