Datum: Freitag, der 25.11.2016
Mittagsposition: 23° 58,4′ N 041° 23,7′ W
Etmal: 125 sm
Wetter: Lufttemperatur: 25,5° C, Wassertemperatur: 26°C, Wind: NE 4
Autor: Yannic
Nach einem ausgedehnten Frühstück ging ich heute wieder direkt in die Last, in die unter der Ladeluke gelegenen Werkstatt von Elias. Die dritte und letzte Besprechung für mein Bootsmann-Praktikum* stand an, das ich während der zweiten „Atlantikwoche“ zusammen mit David machen durfte. Nachdem uns Elias die heutigen Aufgaben erklärt hatte, legten wir mit der Arbeit los. Stück für Stück arbeiteten wir uns im Schiff von vorne nach achtern durch und fetteten die unterschiedlichsten Dichtungen an Bulleyes, Schotts oder Schlagklappen. Während ich langsam die Dichtung des oberen Schotts mit Vaseline einrieb, begannen meine Gedanken abzuschweifen. Was hatten wir in den letzten Tagen eigentlich schon gemacht? Was hatte ich in meinem Praktikum bereits gelernt? Im Geiste ging ich den Zeitstrahl entlang zurück in die Vergangenheit: Montag hatten wir hauptsächlich Blöcke überholt, Mittwoch ein Regal für die Trockenlast entworfen und gebaut. Ach ja, und dann haben wir ja noch das Kombüsenoberlicht fürs Lackieren vorbereitet.
„Yannic? Wollen wir uns nicht einfach aufteilen, du machst alles an Deck und ich die Schlagklappen in den Kammern?“ Abrupt wurde ich von David aus meinen Gedanken gerissen. „Klingt gut, können wir so machen“, antwortete ich und legte wieder konzentriert los mit der Arbeit. Nachdem wir so die erste Aufgabe dieses Tages bewältigt hatten, konnten uns gleich der nächsten widmen. Das Kombüsenoberlicht musste weiter abgeschliffen werden, was mir ziemlich viel Spaß machte, da wir am Ende zu fünft in einer lustigen Runde auf dem Hauptdeck saßen und vor uns hin arbeiteten.
Nach dem Mittagessen kam dann von Detlef die Ansage: „Wir fahren eine Halse, Elias und die Praktikanten sollen an Deck kommen“. Diese Halse war (neben den für mich immer ganz wichtigen Mahlzeiten) fast das Einzige, das ich an diesem Tag bisher vom allgemeinen Schiffsalltag mitbekam. Weiter ging es für mich mit dem Fegen der Farblast und dem Aufräumen des ganzen Drecks, den wir zuvor produziert hatten. Mit einem letzten Atemzug frischer Seeluft in der Lunge ging es dann auch schon wieder zurück in die stickige und schwüle Last. Lackieren stand nun auf dem Plan. Allgemein lässt sich sagen, dass man als Bootsmann anscheinend sehr viel zu lackieren hat, meiner Meinung nach ist es vom Zeitaufwand her gesehen eine seiner Hauptaufgaben. Nachdem ich allen zu lackierenden Holzstücken eine weitere, dünnen Anstrich verpasst und die Holzteile zum Trocknen aufgehängt hatte, strich ich dann draußen die Einzelteile des überholten Oberlichts der Kombüse. Neben der angenehmer Frischluft stiegt mir ein verlockender Kuchenduft in die Nase. Die Backschaft richtete bereits unter dem Sonnensegel den Geburtstagskuchen für Carlotta, die heute ihren 15. Geburtstag an Bord feiern durfte.
Nach einer leckeren Kafferunde war zwar mein Praktikum, jedoch längst noch nicht mein Tag beendet. Es ging für mich direkt mit unserem wöchentlichen Projektetreffen weiter, bei dem wir heute beim Projekt „See(h)stücke“ Schablonen für einen T-Shirt-Druck vorbereiteten.
Später ging ich dann zusammen mit einigen anderen nach diesem lehrreichen Tag auf die Ladeluke, um dann unter einem atemberaubenden Sternenhimmel einzuschlafen.
*Ein Bootsmann ist eine Art „Mädchen für alles“ auf jedem Schiff, eine Person, die sich zu jedem Zeitpunkt um alle handwerklichen Instandhaltungen und Reparaturen kümmert. Zu seinem Aufgabenbereich zählen unter anderem Holz- und Riggarbeiten, Sicherheitschecks in allen Bereichen und das regelmäßige Erneuern der Webleinen. In speziellen Situationen, wie bei einer Atlantiküberquerung, muss er auch zusätzliche Luv- und Skysegel (Segel die extra für den Passatwind gesetzt werden) anbringen. Seit dem Auslaufen in Teneriffa gibt es für uns Schüler die Möglichkeit, ein dreitägiges Praktikum bei unserem Bootsmann Elias zu absolvieren.