Datum: Samstag, der 10.12.2016
Mittagsposition: 12° 28,3′ N; 061° 21,8′ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 30,5° C, Wassertemperatur: 29,5°C, Wind: E4
Autor: Manuela
Ein weiter, wolkenloser Himmel über mir, feiner weißer Sand unter mir.
Eine winzig kleine Ameise erklimmt mein Schnorchelzeug und wird dabei von Sandkörnern bombardiert, die der beständige Passatwind über den ganzen Strand verteilt. Fasziniert sehe ich ihr dabei zu, höre das Meeresrauschen im Hintergrund. Die beruhigenden sch-Laute, als flüstere es mir etwas zu. Auch die Palmen tragen zu der Geräuschkulisse bei: Ihre Blätter rauschen und flattern in den Windstößen. Die Ameise ist jetzt ganz oben am Schnorchel angekommen, doch verliert sofort wieder ihr Interesse an diesem von Menschen gemachten Produkt und fällt herunter.
„Buh!“
Anne steht plötzlich hinter uns. Ich grinse Marie an und drehe mich dann zu Anne um, die da in ihren pinken Badeshorts, bewaffnet mit zwei dicken Kokosnüssen, steht.
Wir lachen, geben einen dummen Spruch ab und Anne stapft weiter durch den Sand ans Meer. Marie und ich hingegen drehen uns wieder zurück und genießen die Stille.
Jetzt haben sich Vögel zu Meer und Palmen gesellt. Sie zwitschern fast so wie zu Hause, doch irgendwie auch ganz anders.
Ich schaue neben mich. Dort liegt Marie, genauso wie ich, ausgestattet mit Tagebuch und Sonnenbrille. Hinter ihr sehe und höre ich die anderen, die vor Freude quietschend im azurblauen Wasser baden oder stumm wie Wasserleichen auf dem Wasser liegen. Alles ist, wie ich finde, sehr idyllisch, und ich esse noch ein Stück der frisch geöffneten Kokosnuss aus der Schale vor mir. Ein vollmundiger Geschmack verteilt sich in meinem Mund und die paradiesische Stimmung ist perfekt. ‚Und die zu Hause sitzen jetzt alle in der Schule‘, denke ich und drehe mich auf den Rücken. Ich sehe in den nur von wenigen weißen Wolken bedeckten Himmel, auf die Palmenblätter davor und denke an den heutigen Vormittag.
Ein für uns inzwischen schon zur Normalität gewordenes Frühstück unter freiem Himmel an Deck der Thor an einem relativ normalen Tag, bis auf die Tatsache, dass ich heute zum ersten Mal schnorcheln war. Ich bin aber nicht die einzige Anfängerin beim Schnorcheln. Deshalb bildeten wir Gruppen aus jeweils zwei Anfängern und einem erfahrenen „Begleit-Buddy“. Als dann alles fertig gepackt und gut verstaut im Dinghi lag, fuhren wir los, an den Yachten und vielen kleineren Inseln vorbei bis zum Schnorchelplatz, an dem bereits ein kleineres weißes Boot ankerte. Hier entstand ein kleines Chaos, bis alle ihre Flossen und Schnorchel erfolgreich gefunden und angezogen hatten.
Ein Blick über die Schulter, ein „Wahrschau, ich komme jetzt mit dazu!“ und schon war ich im Wasser. Neugierig guckte ich nach unten. Huch, das war ganz schön tief. Aber nach der ersten Schrecksekunde war alles wieder im Lot. Unten wiegten sich im Strom sanft die Blätter des Seetangs. Kleine Fischschwärme schlängelten sich um die groben Steine am Meeresgrund entlang. Wie in Trance schwirrten kleine Algenteilchen zwischen ihnen hindurch und gaben dem Ganzen eine surreale Stimmung. Das alles war sehr schön und interessant, doch nach einiger Zeit mussten wir zurück in die Dinghis. Der Schnorchelspaß war jedoch zum Glück noch nicht zu Ende.
Wir hatten noch einen zweiten Platz auf unserer Liste. Der extra für Motorboote abgesperrte Schildkrötenbereich befand sich an einer wunderschönen Insel mit einem relativ schlichten Strand, den jedoch die erste Schildkröte wett machte. Ganz gelassen und entspannt zog sie ihren Weg durch das Wasser, tauchte ab und zu wieder auf, um zu atmen. Insgesamt sahen wir zwei Schildkröten direkt vor uns, aber noch mehrere bei der Fahrt zurück auf die Thor.
Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause ging es dann an den Strand. Jetzt liege ich erneut hier, gucke in den weiten, jetzt wieder wolkenlosen Himmel über mir und den feinen weißen Sand unter mir.