Datum: Donnerstag, der 15.12.2016
Mittagsposition: Port Louis Marina, St. Georges, Grenada
Etmal: 0 sm
Autor: Paul
Täglich zaubert die Backschaft großartige Mahlzeiten aus der beengten Kombüse hervor, doch heute gab es eine Neuerung: Am Tag zuvor von unserer Proviantmeisterin Yvonne in der grenadinischen „Nutmeg Bar“ entdeckt und verkostet, landete das karibische „Roti“ direkt auf dem Thor Heyerdahl Speiseplan. Bei dieser lokalen Spezialität handelte es sich um eine Art dünnen Fladen, in dem langsam gekochtes Gemüse, Fleisch und Kartoffeln eingewickelt wurden.
Mit diesen sensorischen Eindrücken im Hinterkopf und einem eilig aus dem Internet besorgten Rezept setzte sich Yvonne mit ihrer Nachmittagsbackschaft zusammen, um Mengen zu berechnen und Aufgaben zu verteilen. Danach ging es eilig ans Werk, immerhin musste alles zum Abendessen fertig sein. Für den ersten Arbeitsschritt teilte man sich in zwei Gruppen – eine war für den Fladen zuständig, die andere für die Füllung.
Die Füllungsgruppe bereitete zuerst gewürfelte Kartoffeln vor. Als diese bereitstanden, ging man direkt zum Kochen über. In zwei großen Töpfe – einer für die Vegetarier und eine für die Fleischesser – wurden nach und nach alle Bestandteile zubereitet. So vermischten sich Kartoffeln, Kichererbsen, Rindfleisch und Gemüse zu einer köchelnden Masse. Den letzten Feinschliff bekam unser Essen von einer großen Schüssel Gewürze, in der sich vor allem größere Mengen an Curry befanden.
Während all dieser Arbeiten war auch die Fladentruppe nicht untätig: Mit großer Motivation wurde gerührt und gemischt, bis ein gut zu bearbeitender Teig entstand. Dieser war recht simpel – er bestand nur aus Salz, Mehl und Wasser. Nachdem alles in den Töpfen war, wurden die Arbeitsgruppen wieder aufgelöst und zwei Schüler machten sich an das Anbraten der Fladen. Mit der Zeit wuchs der Haufen an goldbraun angebratenen Küchlein immer weiter und trieb so auch die Temperaturen in der Kombüse in die Höhe. So sah sich die Backschaft gezwungen, die Person am Bräter – unsere überdimensionierten und fest installierten Pfanne – regelmäßig auszuwechseln.
Als eine halbe Stunde vor Essensbeginn der fünfzigste Fladen aus dem heißen Öl gezogen wurde, lockerte sich die Arbeitsatmosphäre deutlich, da wir nun nun jeden an Bord versorgen konnten. Da noch etwas Zeit verblieb, gingen wir dazu über, einige angebratene Kunstwerke zur Freude aller an Bord zu gestalten: Bald schon landeten kleine Herzen und Fische im Bräter, die sich bei der Essensausgabe zwar als etwas unpraktisch zum Wickeln darstellten, trotzdem jedoch gerne angenommen wurden.
Als alle gegessen hatten, wurde die Backschaft noch mehrfach für die gelungene Umsetzung eines für sie völlig unbekannten Gerichts gelobt. Dadurch nochmals motiviert, wurde die Kombüse umso eifriger gereinigt. Bereits um 20:30 Uhr wurde die Sauberkeit der Küche von der aktuellen Ankerwache bestätigt und die Tagesköche verbrachten den restlichen Abend ganz nach ihrem Belieben. Die meisten nutzten die Gelegenheit, um sich über das Internet bei ihren Familien zu melden. Wie alle Tage endete auch dieser auf einer Isomatte auf der Ladeluke oder in einer Koje, die durch den anstrengenden Tag hinter Töpfen aber umso weicher und entspannender wirkten.