Datum: Freitag, der 16.12.2016
Position: Port Louis Marina, St. Georges, Grenada
Etmal: 0 sm
Autorin: Eva
Der heutige Tag versprach Chaos, Spaß und neue Erfahrungen. Es standen Kleingruppenexkursionen auf ganz Grenada an: Bei den Kleingruppen handelt es sich um Gruppen von KUSis, 4-5 an der Zahl, und einem Erwachsenen. Für die Exkursionen gibt es für jedes Gruppenmitglied 20 US-Dollar, die für Eintritte und den Transport zu dem ausgelosten Ort auf der Insel gedacht sind. Die Orte sind auf der ganzen Insel verteilt und weisen eine bestimmte Sehenswürdigkeit auf, die wir besuchen können. Wie wir dort hinkommen und was wir dort machen, ist alles uns überlassen.
Doch genug erklärt, jetzt wird erzählt!
Auf Grenadas Straßen herrscht Chaos, es gibt weder sichtbare Verkehrszeichen oder sonst irgendwelche Regeln, außer der, dass man auf der linken Seite fährt. So war allein der Weg zum Busbahnhof ein wenig abenteuerlich. Als wir uns, angeführt von mir und Markus, zwischen den Autos und anderen hupenden Fahrzeugen durchgeschlängelt hatten, konnten wir endlich in den richtigen Bus nach Viktoria einsteigen. Gefühlt mussten wir hundert Mal einen Taxifahrer oder jemand anderen, der Leute von A nach B fährt, abwimmeln.
So eine Busfahrt ist wie Achterbahn fahren. Der Bus oder besser gesagt der Van, ausgelegt auf 16 Personen, ist meist voll mit mindestens 20 Personen und hoppelt immer auf und ab, während er mit gefühlten 120 km/h auf der Landstraße entlang brettert. In den Kurven wird zur Unfall-Vorsorge immer vorher gehupt. Spätestens dann weiß man auch, warum die Busse immer so voll sind. Wenn man hinten sitzt, fühlt man sich wohler, so meine Erfahrung, denn man kann nicht vorne hinaus sehen. Man würde zum Beispiel sehen, wie der Bus mit vollem Tempo einen Berg hinunter fegt und direkt einem anderen Auto entgegen fährt. Ich dachte mir: „Weich aus, bremse, tu etwas!!“ Erst einen Meter vorher wird ausgewichen und es wird unter dem Motto „Ich bin schwerer, also hab ich Vorfahrt“ gefahren.
Als wir nach einer Stunde Fahrt komplett durchgeschüttelt bei unserem Ziel, der Schokoladenfabrik in Viktoria, ankamen, waren wir schon ein wenig froh, dass wir heile angekommen sind. Trotzdem hat die Fahrt riesig Spaß gemacht. Wir schlossen uns einer Führung durch die Fabrik an. So konnten wir sehen, wie aus einer Kakaobohne Schokolade wird. Mit der Aussicht auf kostenlose Probierschokolade fielen wir förmlich in den anliegenden Laden ein und probierten uns durch das sehr leckere und süße Sortiment. Teresa fühlte sich wie im siebten Himmel. Gegen diese Schokolade ist die daheim halt nichts. Ich hatte das Gefühl, nie zuvor Schokolade gegessen zu haben.
Doch nach dem jeder sich ein paar Tafeln gekauft hatte, standen wir auf der Straße vorerst ohne Plan herum und beratschlagten uns mit Sebastian, was wir in der vielen „Restzeit“ noch machen könnten. Die rettende Idee ließ nicht lange auf sich warten. Im Laden hatten wir den Tipp bekommen auf die angrenzende Kakao-Plantage zugehen.
Es stellte sich heraus, dass dort nicht nur Kakao angepflanzt wird, sondern auch Bananen, Golden Apples, Mangos, Muskat- und Kokosnüsse und vieles mehr. Als wir uns umschauten, kam Doris, die Besitzerin der Plantage, an uns vorbei. Sie erzählte und erklärte uns eine Menge über die Pflanzen und ließ uns verschiedene Früchte probieren. Lecker! Joe durfte sogar mithilfe eines langen Bambusstabes mit Messer an der Spitze Kakaofrüchte pflücken. Es sah nicht ganz einfach aus. Wir wollten allerdings noch etwas anderes (als nur Kakao sehen und essen) machen. Doris gab uns einen Geheimtipp: Eine versteckte Oase im Regenwald mit einem kleinen Wasserfall. Dort würden nur die Einheimischen hingehen und er sei gar nicht so weit weg. Mir einer sehr interessanten Wegbeschreibung machten wir uns auf dem Weg, allerdings ließen wir unsere Rucksäcke bei Doris im Haus. Es ging auf einem Pfad querfeldein in den Regenwald. Man sah ganz viele unbekannte Pflanzenarten, aber auch gewöhnliche Nutztiere wie Esel, Ochsen, Ziegen, Schafe und Hunde. Die Tiere laufen auf der Insel überall frei umher. Doch als wir einmal falsch abgebogen waren, fanden wir uns in einem Schweinestall wieder, also zurück und weiterlaufen.
Nach einer Stunde Wandern fanden wir uns dann im Paradies wieder. Ein kleiner Wasserfall inmitten von kleinen schönen Blumen und Sträuchern. Genauso himmlisch war das Baden in dem Bach. Manu hat sich einfach treiben lassen, in einem kleinen flachen Abschnitt. Nach einem entspannten Lunch ging es den Weg zurück in die Stadt. Bei einsetzendem Tropenregen fanden wir heraus, dass sich Bananenblätter hervorragend als Regenschirme eignen.
Zurück bei Doris holten wir unsere Sachen und nahmen noch ein paar frische Orangen und Bananen mit, die bei ihr im Garten wuchsen.
Die Busfahrt zurück war wieder hoppelig und rasant, doch man merkte uns unsere Müdigkeit schon an. An Bord wurde man von den Erlebnissen der anderen Gruppen überhäuft. Eine Gruppe war den Tag lang entspannt im Regenwald und am Strand unterwegs gewesen. Eine andere ist einfach in den ersten Bus, der an ihnen vorbeifuhr, eingestiegen und hatte so den ganzen Tag einen privaten Guide. Mit ihm schossen sie ein wenig über das Budget heraus. Doch so kamen sie an vielen interessanten Orten vorbei und besuchten u.a. eine Rum-Fabrik. Was kaum eine Gruppe gemacht hat, ist nach dem Preis zu fragen. Doch trotzdem hat es meistens gut mit dem Budget gepasst.
Abends, bevor wir vor Müdigkeit in die Kojen fielen, gab es noch eine Überraschung: Ruth ist zurück an Bord und mit ihr die Briefe von zu Hause. Man denkt im ersten Moment, dass sind doch nur Briefe, ein Stück Papier, doch es ist etwas von daheim und somit etwas ganz Besonderes.
Der heutige Tag war zwar anstrengend, denn wir mussten alles organisieren und wir waren sehr aktiv. Dennoch war er richtig cool. Man hat viel von Grenada und der Kultur dort mitbekommen. Zudem hat es viel Spaß gemacht, die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Ich freue mich auf die nächsten Landaufenthalte, wenn wir solche Exkursionen nochmal machen werden.
P.S.: Liebe Schneckenoma: Alles Gute zum Geburtstag!