Tropische Maschinenhitze

JuliusDatum: Samstag, der 17.12.2016
Mittagsposition: 12° 02,7′ N 061° 45,0′ W St. Georges / Grenada
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 30° C, Wassertemperatur: 29,5°C, Wind: NE 3-4
Autor: Julius

Ich musste gestern schon sehr schnell sein, um noch einen freien Platz auf der überfüllten Luke zu ergattern. Die letzten Gespräche und die nächtlichen Träume waren geprägt von den Eindrücken der Kleinexpeditionen. Es war einfach ein unvergessliches Erlebnis. Dass man Kakaoschoten eben mal vom Baum ernten konnte, war nicht alltäglich und für mich persönlich einer der großen Momente unserer bisherigen Reise.

In dieser Nacht neigten graue Wolken des Öfteren dazu, sich über uns zu ergießen. Das hinderte mich aber nicht daran, trotzdem draußen zu schlafen. Nach einem ausgiebigen Frühstück trafen sich die einzelnen Wachen zum gewohnten Reinschiff. Die Hauptaufgabe an diesem Tag war, die restlichen Schiffsarbeiten fertigzustellen. Darunter fielen Malerarbeiten und Arbeiten im Rigg. Zudem stand die Verproviantierung auf dem Plan. Ich betätigte mich in der Maschine, wo ich mir diverse Reparaturen vornahm und anschließend den Maschinenraumboden reinigte. Die Temperaturen dort unten ähnelten denen einer Sauna.

AC/DC half Ally, Corinna, Jordana und mir dabei, nicht einzuschlafen. Das Mittagessen brachte uns allen wieder gute Laune und entließ uns zunächst guter Dinge in den Arbeitsrhythmus. Während die einen an ihren Stationen weiterarbeiteten, begannen die anderen mit ihrem Kammerumzug. Da es im Maschinenraum aber mittlerweile unerträglich heiß geworden war, entschied unser Maschinist Jens, zusammen mit uns dem Pool in der Marina einen kleinen Besuch abzustatten. Diesem Vorschlag waren Daniel (unser neuer Maschinist) und ich ganz und gar nicht abgeneigt. Nach einer erfrischenden Abkühlung, unserem 10% Tagesspaßanteil, begannen wir mit dem Diesel-Bunkern.

Inzwischen war auch weiterer Proviant eingetroffen, den wir mithilfe einer Menschenkette im Schiff verstauten bzw. auf Vollständigkeit und Qualität kontrollierten. Auf dem Achterdeck türmten sich ganze Bananen- und Kokosnussstauden, die wir zum Teil auf dem lokalen Markt in St. George`s eingekauft hatten. Als einer der Letzten durfte ich schließlich auch meine neue Kammer beziehen.

Am Abend verabschiedeten sich Jens, Anne und Martin von uns, indem sie zum Teil kleine Beiträge in Form von Geschichten erzählten. Ich fand die Zeit mit ihnen sehr schön, weil man sehr viel von ihnen lernen konnte und wir sehr viel Spaß mit ihnen hatten. Viele schrieben an diesem Abend ihre Briefe und Karten an Familie und Freunde. Man sah sie bis in die tiefe Nacht über unzählige Postkarten gebeugt sitzen.

Begleitet von dem Lärm des nebenan arbeitenden Containerschiffes ging ein anstrengender Tag zu Ende. Und wie zu erwarten ergoss sich der Himmel kurz vor dem Einschlafen dann abermals über uns, die sich erneut auf der Ladeluke versammelt hatten.

Menu