Autoren: Markus & Christoph
Auf der Busfahrt von Boquete zu den Naso Indianern kommen die beiden Schüler Markus und Christoph ins Gespräch. Sie haben anscheinend viel zu berichten, so wie ihre Worte aufeinander einprasseln. Lauschen wir doch einmal ihrem Dialog…
Markus: Ja, also meine Gastfamilie war ja sehr fürsorglich und hat sich gut um mich gekümmert. Der Vater hatte allerdings eine Art „Hygienewahn“. Am ersten Tag wurde ich samt Klamotten unter die laufende Dusche gestellt, am zweiten Tag drückte er mir Zahnbürste und Zahnpasta in die Hand, am dritten Tag war’s das Deo, am vierten Tag die Seife und zum Abschied bekam ich sogar noch ein Nagelset. Und weißt du,…
Christoph: Bei mir war’s ganz anders. Bis auf den Fakt, dass sich meine Gastfamilie genauso gut um mich gekümmert hat. Bei mir hat der Tag nämlich erstmal mit einem ausführlichen und vorzüglichen Frühstück begonnen. Maisfladen, Yuccataschen, Fleisch und Reis. Selbstverständlich warm. Eine freudige Abwechslung zur eiskalten Dusche, die bei mir allerdings immer freiwillig war.
Markus: Bei mir war die Dusche genauso kalt, allerdings hatte ich auch immer ein gutes panamaisches Frühstück. Es bestand immer aus einer Art Porridge, Ei, egal in welcher Form, ob gekocht, gebraten oder gerührt, irgendeine Art von Fleisch, Maisfladen, selbst gebackenem Rosinenbrot, Tortillas oder Pancakes. Das Frühstück war reichlich im Gegensatz zum Lunchpaket, das aus den Resten des Frühstücks und einer Besonderheit bestand. Aber das Abendessen, der reinste Traum. Reis in allen …
Christoph: Hör auf so viel vom Essen zu reden, da bekomme ich ja Hunger. Erzähl lieber mal was von Samstag, dem Tag, an dem wir alleine mit der Gastfamilie waren.
Markus: Ok, geweckt wurde um acht Uhr und anschließend Hygiene betrieben. Nach dem Frühstück beschloss mein Gastvater mit seiner Frau und mir einen neuen Ofen zu kaufen.
Christoph: Das klingt ja richtig spannend. (Ironiefinger)
Markus: Naja, denk du dir deinen Teil. Es war auf jeden Fall aufregender, als man denkt. Zuerst sind wir nach David gefahren und in einen Elektrogeschäft gegangen. Dann schauten sie Herde an, aber nur äußerlich und konnten sich nicht entscheiden. So kam meine fachmännische Beratung zum Einsatz, bei der ich den Herd genauestens auf Macken und Leistung untersuchte. Nach dem Kauf, was hier nur per Karte geht, trugen mein Gastvater und der Verkäufer den Herd nach draußen, bis ihn der Verkäufer drei Meter vor dem Auto fallen ließ. Super, schöne Delle im neuen Herd! Wegen dieser Aktion verdrückte sich der Verkäufer und mein Gastvater und ich verstauten ihn auf der umgeklappten Rückbank im Kofferraum. (Da er bis jetzt ohne Punkt und Komma geredet hat, holt er erstmal tief Luft.)
Christoph: Und das war die Geschichte? Ist ja sowas von langweilig. Also…
Markus: Nein, ich bin noch nicht fertig. So, weiter geht’s. Wir wollten heimfahren, doch ich sah da ein Problem. Vorne im Auto saßen meine Gasteltern und hinten hatte sich der Herd breit gemacht. Wo soll ich denn dann noch sitzen? Ich musste mich auf so viel Platz (zeigt mit der Hand 20cm) quetschen. Anschnallen, Rückenlehne und andere Sicherungen gab es nicht. Ich bat mein Gastvater, er solle doch bitte langsam, über die in die Jahre gekommene, Straße fahren! Fehlgeschlagen. Mit gefühlten 160 Sachen rasten wir nach Hause, der Herd wackelte hin und her und ich wurde streng gläubig.
Ich könnte dir natürlich auch noch vom Baden im Fluss und dem Durchschwimmen der Minicanyons erzählen, doch jetzt erzähl doch mal, was du so gemacht hast.
Christoph: Ok, scheint ja wirklich cool gewesen zu sein. Ich hab mir eher einen entspannten Tag gemacht. So mit ausschlafen, spätem Frühstück und Duschen. Um 14 Uhr haben sich dann einige von uns an der Sprachenschule getroffen, um sich vor der Barubesteigung, die ja am Sonntag anstand, noch einmal bei der Familie in Deutschland zu melden. Den restlichen Nachmittag bin ich mit Jojo und Lisa durch Boquete geschlendert. Wir haben Zimtschnecken gekauft und im Park Livemusik gehört. Eigentlich war es geplant, dass sich Jojo und ich mit meiner Gastfamilie um 16 Uhr treffen, um zusammen auf’s alljährliche Blumenfest zu gehen. Aber du kennst es ja. Die panamaische Pünktlichkeit…
Irgendwann nach fünf haben wir uns dann getroffen. Dafür hat sich der Festbesuch umso mehr gelohnt. Wir hatten richtig viel Spaß und einen schönen Abend zusammen mit meiner Gastmutter und einigen Verwandten. Man hat sich wirklich wie in seiner richtigen Familie gefühlt.
Markus: Ist auch nicht schlecht!
Christoph: Ja, man kann sagen, unsere Gastfamilien haben sich echt um uns gekümmert.
Markus: Meine haben mir sogar etwas zum Abschied geschenkt. Aber schauen wir nach vorne. Auf zu den Naso Indianern!
Christoph: Dort vorne. Ich glaube, ich kann das Dorf schon fast sehen!
Man kann wirklich sagen, dass die zwei einen schönen Aufenthalt in Boquete mit ihren Gastfamilien hatten.