Leben bei den Nasos

Schülerin Ally Schülerin Katharina

Datum: 16.-19.01.2017
Mittagsposition: Panama, Primär-Regenwald
Autor: Ally & Kathi

Buenos Días!

Beim letzten Abschnitt unseres Panamaaufenthaltes befanden wir uns bei den Naso, einem indigenen Stamm Panamas. Seine verschiedenen Gemeinden, insgesamt 14, sind entlang eines Flusses angesiedelt, der mitten durch Primär-Regenwald verläuft. Die Gemeinde, in der wir untergebracht waren, nennt sich Bonyic und ist – seit dem Bau eines Wasserkraftwerkes in der Nähe – gut mit einer Straße zu erreichen.

So fuhren wir am 16.01.17 mit einem öffentlichen Bus bis, ja, direkt vor die Haustür der Naso von Bonyic. Wir wurden wirklich sehr freundlich empfangen. Ein paar Naso-Frauen stellten sich zusammen mit ihren Kindern vor die Tür des Busses und umarmten jeden, der aus dem Bus stieg.

Nachdem das Gepäck ausgeladen worden war, fanden wir uns in Gruppen von meist 2-3 Personen zusammen und wurden verschiedenen Gastfamilien zugewiesen. Nach kurzem Einzug, naja, eigentlich eher einem schnellen Abladen der Rucksäcke, fanden wir uns alle in einem Haus zusammen, in dem drei lange Tische standen und wir alle gemeinsam zu Abend aßen. Der Rest des Tages verlief nicht mehr allzu spektakulär, nach dem Essen gingen die meisten zurück in ihre Gastfamilien und gingen früh schlafen.

Am nächsten Morgen wachten viele von uns schon vor dem offiziellen Wecken auf, da die Hähne, die einem in Bonyic wirklich überall über den Weg laufen, bereits ziemlich früh anfangen alles zusammen zu krähen. Verschlafen und teils übermüdet gingen alle zum Frühstück, wo die Schüler-Tages-Projektleitung versuchte, uns für eine eineinhalbstündige Wanderung zu motivieren. Obwohl sie nur mäßig Erfolg hatte, trotteten wir trotzdem mit Rucksäcken, Kameras und mit gut befüllten Trinkflaschen bewaffnet los. Unser Guide, ein Bruder unserer Kontaktperson Raul, führte uns jedoch zu unserer allgemeinen Überraschung an den Fluss, der neben Bonyic entlang fließt. Dort warteten traditionelle Boote auf uns.

Schlagartig war die Müdigkeit verschwunden und Aufregung machte sich bei uns breit. Tatsächlich setzten wir uns zu Gruppen von ca. 6 Personen in die Einbäume. Aus der angekündigten eineinhalbstündigen Wanderung wurde so eine einstündige Bootsfahrt den Fluss hoch, zu dem Königsdorf der Naso, Seiyic. Dort lebt der Naso-König, der von den ungefähr fünf- bis sechstausend Nasos gewählt wird und der nur aus dem Geschlecht der Santana stammen darf. Ihre Majestät selbst trafen wir nicht, allerdings wurden wir herzlich von der Familie Rodriguez begrüßt.

Gleich nachdem wir angekommen waren, wurden wir auf eine Kakaoplantage geführt, wo uns der Kakaobaum, mitsamt einer Kostprobe seiner Früchte, gezeigt wurde. Die reifen Kakaofrüchte werden landestypisch mit Macheten aufgeschnitten, wonach die Kakaobohnen zum Vorschein kommen, die von weißlichem, schleimigen Fruchtfleisch umgeben sind. Dieses lutscht man ab, es schmeckt sehr gut (süßlich-sauer) und anschließend spuckt man die eigentliche Kakaobohne wieder aus.

Nach der Führung wurde uns gezeigt, wie man aus den Kakaobohnen Schokolade herstellt. Die Bohnen werden zuerst in der Sonne getrocknet und anschließend in einem Topf über dem Feuer geröstet, bis sich die Schale einfach mit den Fingern ablösen lässt. Nach dem Schälen werden die Bohnen in eine Maschine geworfen, die durch Ankurbeln die Bohnen zermahlt, wobei gleichzeitig das Öl der Bohnen austritt. Dieses vermischt sich und heraus kommt eine bittere, schokoladenartige Masse. Um Schokolade herzustellen, müsste nur noch Zucker beigemischt werden.

Jeder von uns durfte die verschiedenen Prozesse ausprobieren. Danach wurde uns gezeigt wie man Reis stampft. Der weiße Reis ist nach dem Ernten noch von einer ockerfarbenen Hülle umgeben, aus der das Korn zunächst herausgearbeitet werden muss. Dazu haben die Naso eine einfache, jedoch sehr anstrengende Methode: Sie geben den Reis in einen Holzmörser und stampfen ihn. Nach einiger Zeit löst sich der Reis von seiner Schale. Diese ist leichter als die Körner und fliegt während dieses Vorgangs weg.

Auch hier durfte jeder einmal ran.

Zum krönenden Abschluss lernten wir noch, wie man aus einer giftigen kürbisähnlichen Frucht mit harter Schale Teller herstellt, welche man Kalabassen nennt. Dazu wird die Frucht mit der Säge halbiert, dann ausgehöhlt, bis wirklich nur noch die Schale übrigbleibt. Danach wird sie noch etwas geschliffen und zum Trocknen in die Sonne gestellt. Mit Schnitzereien kann man sie noch verzieren. In Sieyic und später auch in Bonyic durfte sich jeder von uns eine eigene Kalabasse anfertigen. Um ein perfektes Geschirrset zu haben, konnten wir uns außerdem aus Bambus passende Becher sägen.

Glücklich über den Verlauf des Tages stiegen wir am Ende wieder in die Einbäume und fuhren mit dem Strom etwa 20- 30 Minuten zurück nach Bonyic.

An unserem zweiten Tag stand eine 3-stündige Wanderung durch den Regenwald an. Dieses Mal sind wir sogar wirklich gelaufen, nur am Anfang setzten wir mit mehreren Fuhren im motorisierten Einbaum auf die andere Seite über. In zwei Gruppen wollten wir nun den Regenwald erkunden, vorher ist allerdings noch so manches passiert. Zum Beispiel haben wir die Aufgabe bekommen pro Gruppen mindestens zwei Pflanzensamen zu sammeln. Des Weiteren musste sich jeder in eine Art Gästebuch für den Nationalpark eintragen. Einige von uns haben ältere Geschwister, die ebenfalls bei KuS mitgefahren sind, und sich auch in genau dieses Buch eingetragen haben. Ein interessanter Moment. Außerdem haben wir einen enorm großen Blattschneideameisenbau besichtigt und einiges interessantes darüber erfahren. Der Höhepunkt, noch bevor wir eigentlich losgegangen sind, war allerdings die Sichtung eines Faultiers. Auf einem Baum saß es auf etwa 15 Meter Höhe, als hätte es dort nur auf uns gewartet. Unser Guide wies uns immer wieder auf die verschiedenen besonderen Bäume und Pflanzen hin. Am Ende waren wir mitten im Wald an einem als Bank umfunktionierten Baumstamm angelangt, wo wir auf die zweite Gruppe gewartet haben. Um die Zeit gut zu nutzen, haben wir ein kleines „Solo“ eingebaut, im Zuge dessen sich jeder für sich alleine 15 Minuten mit seinen Gedanken beschäftigen konnte. Während des Solos machte sich plötzlich eine Unruhe breit. Ole hatte einen kleinen roten Pfeilgiftfrosch entdeckt. Über diese hatte uns Eva am Vormittag in einem kurzen Vortrag informiert.

Kurz danach kam auch schon die andere Gruppe und gemeinsam haben wir den Rest der Strecke zurückgelegt. Zwischendurch durften alle die wollten noch einmal aus einer Wasserliane trinken, die wir aus den Tagen bei Miguel schon kannten. Um wieder auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, mussten wir wieder mit den Einbäumen fahren. Da wir uns aber an einer zum Anlegen ungünstigen Stelle befanden, mussten wir ein Stück durch den Fluss laufen. Als kleinen Abkühlung für zwischendurch war das echt angenehm und so hat es sich sogar gelohnt, die Wassersandalen den ganzen Tag mitzuschleppen.

Zurück im Dorf gab es gleich Mittagessen, was uns ausgehungerten KuSis sehr gelegen kam, denn wir wollten für das große Fußballländerspiel Panama- Deutschland, Naso gegen KuS bestmöglich vorbereitet sein. Wir Mädchen haben gegen die Frauen des Dorfes gespielt, deren erste Herausforderung bereits darin bestand, genügend interessierte Spielerinnen zusammen zu bekommen. Am Ende haben wir gegen 7 Frauen gespielt. Gespielt wurde 2 x 20 Minuten mit einer 5-minütigen Pause. Das erste Tor fiel bereits in der ersten Halbzeit. Vom Spielfeldrand aus wurden die 7 spielenden KuSis immer tatkräftig angefeuert und es gab sogar einen Kommentator. Es hat wirklich viel Spaß gemacht. Mit 2:1 haben wir einen glorreichen Sieg davongetragen. Unsere Jungs haben gegen die Männer des Naso-Dorfes gespielt. Wir Mädels haben unsere Jungs mit selbst ausgedachten Sprüchen wie Cheerleader angefeuert. Gegen die deutlich überlegenen Nasos haben unsere Jungs mit einem stolzen 4:2 nur ganz knapp verloren.

Zum Abschied wurde noch „Alle gegen alle gespielt“, bis die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war.

Nach dem Abendessen wurden wir vom ganzen Dorf mit einem Fest verabschiedet. Es wurden deutsche und panamaische Gesangskünste vorgetragen, wir überreichten unsere Gastgeschenke und wir haben sogar jeder ein kleines Andenken von unseren Gastfamilien bekommen.

Am nächsten Morgen sind wir in zwei kleinen Bussen zurück Richtung Thor gefahren. Unsere Trekking Rucksäcke waren in waghalsig aufgetürmten Gebilden auf den Dächern gestaut und der letzten Reihe im hinteren Bus fiel die Aufgabe zu, immer wieder hinten raus zu schauen, ob einer unserer Rucksäcke runter auf die Straße gerutscht ist. Letztendlich sind wir aber alle glücklich und mit vollständigem Gepäck bei den Wassertaxis angekommen, mit denen wir die letzte. Strecke von fast 40 Minuten Fahrzeit über Wasser zurückgelegt haben. Mit 60 km/h und einer riesiger Bugwelle sind wir zurück zur Thor gefahren. Raul und seine Familie sind sogar noch mit auf die Thor gekommen, um auch einmal unser Zuhause besichtigen zu können.

Die Nasos als letzte Station in Panama waren ein schöner Abschluss für uns alle. Wir waren aber alle froh, als es zum Mittagessen Nudeln mit Tomatensoße und nicht Yukka oder amerikanisch angehauchten panamaischen Schmelzkäse gab.

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