Rafft euch auf, wir müssen reffen!

Schülerin Teresa

von Teresa

Liebes Tagebuch,

ich habe eine wichtige Frage an dich: Weißt du, warum ich so früh aufstehen muss? Sieben Uhr, das ist so ungewohnt. Überhaupt ist der ganze Wache-4-Betrieb anders.

Frühstück gab es heute seit langem wieder in der Messe. Tja, jetzt wo wir wieder nach Norden fahren, wird es wieder kälter, und das merkt man auch. Es war den gesamten Tag über bedeckt und windig. Wenigstens war ich dann wach, als ich am Ruder stand. Noch wacher wurde ich aber, als der Ausguck auf einmal rief: „Da drüben auf drei Strich Steuerbord ist die „Regina Maris!“ Und tatsächlich, wir hatten den holländischen Segler, der einen Tag vor uns in Kuba abgelegt hatte, eingeholt. Natürlich verbreitete sich die Nachricht in Sekundenschnelle und schon nach kurzer Zeit standen sie alle mit Kameras an Deck oder machten uns das Fernglas streitig.

Das war vielleicht ein schöner Anblick. Zwei Schiffe mit gesetzten Segeln segeln einträchtig nebeneinander durch die Wellen. Bloß, dass wir ein bisschen schneller waren, weil die Maschine mit lief, das sollte sich abends aber ändern. Eine Front erwartete uns, der Wind sollte zunehmen und deshalb fingen wir schon mal an, uns darauf vorzubereiten. Der Besan wurde gerefft, das heißt wir verkleinerten die Segelfläche. Es war echt lustig, als David, unser Wachführer, am Baum hing wie ein Affe und vergeblich versuchte, die Reffbändsel zusammenzuknoten. Frag mich nicht, wie er es schlussendlich geschafft hat.

Aber wir waren pünktlich vor dem Mittagessen damit fertig. Ich dachte zunächst auch, dass wir es geschickter angestellt hätten, als die Wache nach uns, die für das Großsegel zuständig war und zum Reffen den kompletten Baum runter geholt hat. Doch wie sich herausstellte, muss dies an diesem Segel so gemacht werden.

Wir hatten übrigens ein Geburtstagskind: Josef. Seit zwölf Uhr Mittag wuselte die Backschaft herum, entweder mit einem Backbuch oder diversen Zutaten in den Händen und das Ergebnis war wirklich sehenswert. Vier Schokokuchen wurden zum Kaffee aufgetischt und die Stimmung verbesserte sich deutlich. Gestärkt trafen wir uns in unseren Projekten. In der Musikgruppe vollbrachten wir ein wahres Wunder: Das kaputte Keyboard wurde repariert (in Wahrheit haben wir einfach Batterien eingesetzt, da das Kabel durchgeschmolzen war).

Als wir fertig waren, kam ein Signal und es gab eine Versammlung auf dem Hauptdeck. Action war angesagt. Die einen sind mit Gurt ins Rigg geklettert, um weitere Segel zu reffen oder zu packen, die anderen durften Segel setzen beziehungsweise bergen. Alles in allem hat dieses Manöver die Minuten bis zum Abendessen nur so verfliegen lassen und schon war es wieder Zeit. Nein, nicht um schlafen zu gehen, sondern um exakt 22.55 Uhr auf dem Achterdeck für die Wachübergabe zu stehen.

Es hatte aber auch sein Gutes. Zum einen konnten wir die entfernten Lichter und Umrisse der Häuser von Miami sehen und zum anderen haben wir vierzig andere Menschen glücklich gemacht. Punkt 23 Uhr wurde die Maschine ausgemacht und die Welt hielt ihren Atem an, um die göttliche Ruhe zu genießen.
Und diese Ruhe werde ich jetzt auch gleich zum Schlafen nutzen.

Bis morgen, deine Teresa

PS.: Hier bin ich noch einmal. Fast hätte ich´s vergessen… Alles Gute zum Geburtstag an alle zu Hause, die im Februar Geburtstag haben!

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