Mein Name ist Atlantik – Nordatlantik

Schülerin Jordana

von Jordana

Die Tage, nachdem wir Kuba verlassen haben, konnte man tagsüber noch barfuß und im T-Shirt herumlaufen. Wenn man jetzt immer noch so angezogen ist, ist man wahrscheinlich äußerst kälteresistent oder man befindet sich an einem Wind geschützten Ort in der Sonne. Mittlerweile ist das dicke Ölzeug, vor allem während der Nachtwache, wieder zum ständigen Begleiter geworden. Auch die dicken Pullis, Skiunterwäsche, Mützen und Handschuhe dürfen nach ihrer monatelangen Verstauung in den Unterkojen, wieder an die frische und kalte Luft.

Viele von uns erinnern sich momentan gerne an die erste Etappe zurück, als wir auch immer so dick eingepackt waren und die Thor hin und her schwankte. Hier war es allerdings „berechtigt“ kalt, da wir uns im Oktober in der Biskaya befanden. Jetzt sind wir aber noch auf den Breiten, wo es eigentlich sehr warm sein könnte. Jedoch ist es im Bermudadreieck, wo wir uns momentan befinden, aktuell ziemlich stürmisch und rau – Nordatlantik eben.

Auch das Teetrinken geht wieder in vollen Zügen los. Vor einigen Wochen haben wir den Tee immer kalt getrunken, als eine Art Eistee. Jetzt darf er wieder schön warm sein und damit die Hände und auch den Rest des Körpers wärmen. Es gibt immer wieder andere Teesorten, die bei uns im Trend sind. Zurzeit sind die Sorten Waldbeere und Zitrone-Ingwer die beliebtesten.

Der Wachführer kann seine Wachleute wieder schneller zu Maschinenronden überreden, da es dann von „eiskalten“ 20°C in kuschelige 30°C geht.

Seit heute Morgen läuft unsere Maschine wieder, sodass wir voraussichtlich rechtzeitig auf den Bermudas ankommen. Gegenwind und ständige Winddreher machen das nicht gerade einfach, dazu kommt die, durch den Golfstrom bedingte dem Kurs entgegengesetzte Strömung.

Wir befinden uns nach wie vor in der Schiffsübergabe und unsere Astronavigatoren sind ununterbrochen am Berechnen der Positionen, wobei man morgens, mittags und abends immer schwer beschäftigte Schüler antrifft, die mit Hilfe des Sextanten Winkelmessungen an Sonne, Sternen und Planeten auf dem Achterdeck durchführen und danach Stunden über komplizierten Formeln in der Bibliothek brüten.

Am Nachmittag hielt Markus seinen Vortrag über Methanhydrate. Durch die Methanblasen, die im Bermudadreieck regelmäßig aufsteigen, sind nicht selten Schiffe untergegangen oder Flugzeuge abgestürzt. Deshalb wollen viele abergläubischen Seefahrer immer noch nicht nicht durchs Bermudadreieck fahren.

Erst da wurde einigen von uns erst richtig bewusst, dass wir gerade über genau diesem berüchtigten Meeresteil segeln. Aber Angst oder Sorge hat hier keiner, wir sind schließlich alle Seeleute, die sich mittlerweile ordentlich Mut angeeignet haben.

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