Ein Tag als Bootsmann

Schüler Henry

von Henry

Der Tag begann heute damit, dass ich von alleine aufwachte. Das war gar nicht mal so selbstverständlich, weil ich vergessen hatte, mich ins Weckbuch einzutragen. Normalerweise werden wir immer automatisch von der Wache zum Frühstück geweckt. Heute ist aber kein normaler Tag, denn seit vor zwei Tagen die Schiffsübergabe angefangen hatte, bin ich Bootsmann.

Um acht Uhr fing ich mit der Arbeit an. Als Bootsmann muss man sich die Arbeiten über den Tag selbstständig einteilen, dafür ist es wichtig, einige feste Zeiten zu haben. Während ich auf dem Weg zur Navi war, um im Decksarbeitenbuch zu gucken, was zu tun sein könnte, kam mir schon die erste Aufgabe entgegen: Louise erzählte mir, dass die beiden Anker gegen das Schanzkleid klappern. Da ich nicht wusste, wie das Ankerspill funktioniert, bat ich Ilja um Hilfe. Zusammen hoben wir per Hand mit Hilfe der Umsetzung im Spill beide Anker ein bisschen nach oben, bis sie sich nicht mehr bewegten.

Als ich wieder in die Navi kam, hatte ich dann die Gelegenheit, ins Buch zu gucken. Dort stand, dass sich die Verkleidung einer der Vorsegelschoten auflöste. Da man sich als Bootsmann den Tag selber aufteilen muss, muss man auch entscheiden können, welche Arbeiten dringend gemacht werden müssen und welche auch später erledigt werden können. Die Schot zum Beispiel hält auch ohne die Verkleidung, deshalb verschob ich diese Aufgabe auf später, sobald das Vordeck nicht mehr ständig von Wellen überschwemmt werden würde.

Nach meiner täglichen elf-Uhr-Pause, suchte ich mir eine neue Arbeit, bei der ich nicht pitschnass auf dem windigen Vordeck stehen musste. Die einzige Arbeit dieser Art war die Reparatur einer Kaffeethermoskanne. Bei solchen Reparaturen ist es wichtig, einfallsreich zu sein. Bei der Kanne war es zum Beispiel nicht möglich, sie genauso zu reparieren wie vorher, da winzige Plastikpins abgebrochen waren. Stattdessen entwickelte ich den Plan, einen größeren Knopf an die Feder zu bauen, um die Kanne bedienen zu können. Ich war dabei sehr froh, dass ich schon Erfahrung im Umgang mit Werkzeugen hatte. Dadurch konnte ich mit Hilfe unseres Bandschleifers einen schönen und kreisrunden Holzknopf bauen, der genau in die Öffnung passte.

Nach dem Mittagessen bekam ich die Nachricht, dass die Breitfock gerefft, also die Segelfläche verkleinert werden soll. Obwohl das zu den Aufgaben eines Bootsmanns gehört, wusste ich nicht genau, wie das geht und musste deshalb nachfragen. Vicky, die das auch noch nie gemacht hatte, stieg mit mir und zwei langen Seilen sowie einem schweren Flaschenzug ins Rigg auf, um das zu erledigen. Zum Glück kam bald Elias, um uns dabei zu helfen.

Nachdem wir wieder unten waren, wurde beim Kaffee unsere GPS-Position enthüllt, die von der unsere astronomisch errechnete Postion leider um acht Seemeilen abwich. Obwohl Laura eigentlich erst am 29. Februar Geburtstag hat, feierten wir diesen schon heute.

Nach dem Abendessen dachte ich zum Glück daran, mich ins Weckbuch einzutragen, und konnte so beruhigt in den Feierabend gehen.

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