Von Christians Geburtstag, der Suche nach dem mysteriösen Internet und von KUS 17/18

Schülerin Ally

von Ally

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte ich zusammen mit Jojo Hafenwache, als uns Christian begegnete. Er war noch an Land gewesen, genauso wie unser restlicher Stamm, und kam gerade wieder zurück auf die Thor.

Da es kurz nach 0 Uhr war, hatte Christian schon Geburtstag. Jojo und ich sangen ihm also ein Geburtstagslied – das erste von uns, das er an diesem Tag hörte, aber lange nicht das letzte.
Als ich am Morgen geweckt wurde, hörte ich aus der Messe bereits ein weiteres Mal „Happy Birthday“. Über den Tag wurde es für alle an Bord zu einem Gag, einfach ein Geburtstagslied anzustimmen, wenn Christian auch nur vorbeilief. Die Lieder variierten vom bereits erwähnten „Happy Birthday“, zu „Viel Glück und viel Segen“, bis hin zu „Heute kann es regnen, …“. Irgendwann war das erste, was Christian zu dir sagte, wenn du mit ihm reden wolltest: „Fang jetzt bitte nicht an zu singen!“

Für uns Schüler fing der Tag mit Unterricht an, jedenfalls für eine Hälfte. Eigentlich hätte der schon auf See zu Ende gebracht werden sollen, aber wir sind dann doch etwas früher als geplant eingelaufen. Neben den ganzen Segelmanövern war also nicht mehr so viel Zeit für Mathe und das wurde heute nachgeholt. Die andere Hälfte half in der Zwischenzeit bei den Schiffsarbeiten, die hier auf den Bermudas wieder stattfinden.

Nach dem Mittagessen und bevor wir unseren Landgang hatten, informierte ich meine Mitschüler noch in Form eines Vortrags über die Bermudas. Danach ging es los, auf die große WLAN-Suche. Wir liefen alle in die gleiche Richtung los, in Richtung des World Heritage Centers. Das ist ein Museum in der Nähe unseres Liegeplatzes. Wir liefen aber (leider) nicht dorthin, weil wir in die Ausstellung gehen wollten, nein. Christian hatte die nette Empfangsdame nach dem WLAN-Passwort gefragt und es an uns weitervermittelt. Für die nette Empfangsdame hieß das, dass gegen 14 Uhr am Nachmittag plötzlich eine Horde von 34 Schülern, eingemummelt in knallrotes Ölzeug, bei ihr auftauchte und sich vor den Eingang setzte. Die meisten dieser mysteriösen Teenager zückten Handys oder sogar Computer und fingen an hektisch das passende WLAN-Netz zu suchen. Schon bald hörte man aus allen Ecken der Meute vor dem Eingang Rufe. Einige hörten sich glücklich an (bei diesen Leuten hatte die Sache mit dem WLAN geklappt), andere Rufe klangen mehr nach einem verzweifelten Stöhnen. Die Personen, die letztere Laute ausstießen, waren etwas später gekommen und schafften es nicht mehr, sich in das bereits überlastete Netz einzuklinken, auch nicht mit dem richtigen Passwort.

Ich gehörte zwar zu der Gruppe der begeisterten Rufer, allerdings änderten sich die bei mir auch bald, weil das WLAN durch so viele Menschen, die es in Anspruch nahmen, äußerst langsam arbeitete. Ich zog deswegen mit Manu und Marie weiter zum nächsten Supermarkt, von dem manche bereits am Abend zuvor das WiFi-Passwort erfragt hatten. Einige Minuten saßen wir glücklich da und beantworteten die Nachrichten, die wir bekommen hatten. Aber schon bald sahen wir in der Ferne schnell größer werdende Gestalten in roter Kleidung. Unsere Befürchtungen wurden schnell wahr: Noch mehr KuSis hatten es aufgegeben, zu probieren beim World Heritage Center ins Netz zu kommen und hatten die gleiche Idee wie wir gehabt. Bereits nach den ersten zehn Minuten saßen also wieder zwanzig äußerst interessante Gestalten vor der neuen Internetquelle (der Supermarkt allerdings konnte sich auch nicht beschweren, weil viele von uns sich dort auch was kauften). Schon bald war uns auch hier das Netz zu überlastet. Wir zogen also weiter, auf unserer Suche nach dem mysteriösen Internet.

Vielleicht hier kurz als Information am Rande: Wir sind nicht immer so schlimm in Bezug auf WLAN, allerdings hatten wir in Kuba keines und hatten jetzt schon ziemlich lange nichts mehr von zu Hause gehört. So zurück zum Internet: Manu, Marie und ich zogen wie gesagt weiter, um nach einem zuverlässigen und einsamen Netzwerk Ausschau zu halten.

Irgendwann fanden wir St.George’s Hauptmarkt, bei dem es freies Internet gibt. Seitdem gehen wir immer direkt dorthin, weil den meisten anderen KuSis der Weg dahin zu weit ist.

Als ich, oh Wunder, ein unbelastetes Netzwerk hatte, schaffte ich es endlich, bei meinen Eltern anzurufen. Nach der ersten großen Wiedersehens- naja, eher „Wiedersprechensfreude“- tauschten wir uns gegenseitig über Neuigkeiten aus. Dabei erzählten sie mir, dass sie bei dem Infoabend für die zukünftigen KuSis in Nürnberg gewesen waren. Als ich das hörte, musste ich lächeln. Ich erinnere mich noch, wie ich vor einem Jahr auf diesem Infoabend gewesen war, ziemlich aufgeregt, und gebannt Ruth gelauscht hatte. Sie hatte uns sogar Grüße von den damaligen KuSis ausgerichtet.

Kaum zu glauben, dass ich jetzt, nur ein Jahr später, einfach zu der aktuellen KuS-Generation dazugehöre. Wir unterhalten uns hier auf der Thor oft darüber, wie unser Leben vor und während des Bewerbungsverfahrens hierfür aussah. Jeden Tag liefen wir erwartungsvoll zum Briefkasten, in der Hoffnung, eine Zusage zu erhalten. Gleichzeitig hatten wir aber auch alle Angst vor einer Absage. Dann kam der Probetörn, eine der besten Wochen unseres Lebens. Wir lernten so viele neue Menschen kennen und einige von ihnen zählten bereits nach einer Woche zu unseren besten Freunden.

Für viele von uns ist es etwas komisch, teilweise auch unbegreiflich, dass jetzt, während unser Törn noch läuft, bereits das Auswahlverfahren für die nächste KUS-Generation läuft. Wir erinnern uns noch ganz genau, wie es uns damals ging.

Außerdem ist es irgendwie unwirklich, dass viele von den neuen Bewerbern wahrscheinlich gerade diesen Blogbeitrag lesen. An dieser Stelle: Hi! Ich wünsche euch allen super viel Glück bei eurer Bewerbung, weil KuS einfach eine unglaubliche Sache ist. Es wird euer Leben und euer Wesen in einer Weise beeinflussen, wie ihr es euch gar nicht vorstellen könnt. Ich habe mir bereits vorgenommen, bei der nächsten Infoveranstaltung in Nürnberg, bei der ich wieder in Deutschland bin, dabei zu sein und freue mich schon riesig, euch mit meinen Erfahrungen und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Bis dahin,
Ally

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