von Hannah
Für mich ist einer der schönsten Orte auf der Thor das Rigg. Nirgends fühlt man sich so frei wie oben auf den Rahen mit dem blauen weiten Meer um einen herum. Natürlich ist auch überall Wasser bis zum Horizont, wenn man auf dem roten Deck der Thor steht. Jedoch hat man von ca. 30m Höhe ein ganz anderes Blickfeld für den Ozean, er ist weiter, noch größer und viel geheimnisvoller. Das Leben unten auf der Thor ist auf einmal ganz weit weg und man hat das Gefühl, als würde sich der Seegang und die Luft verändern.
Heute war der gute, aber auch starken Seegang mit sich bringende Wind der letzten Tage weg. Dafür kam der Wind von vorne, was für ein Segelschiff nicht besonders schön ist. Die Maschine wurde eingeschaltet, damit wir noch vorankommen konnten. In unserer morgendlichen Wache mussten wir deswegen nach einem wunderschönen Sonnenaufgang alle Rahsegel bergen. Nach dieser Aktion und einem erholsamen Frühstück gingen Marie, Manu, Judith und ich mit unsren Klettergurten zurück aufs Achterdeck. Zusammen mit Teresa aus Wache Vier packten wir die Rahsegel. Für mich waren heute das erste Mal sogar Delfine von der Bram aus zu sehen. Das war eine wunderschöne Aussicht, wie sie so durchs Wasser schwammen und nach und nach immer mehr KUSis an Deck kamen, um die Delfine zu bewundern.
Vor ein paar Tagen durfte ich auch bei Dunkelheit noch auf die Mars, weil ein Tampen verklemmt war und das wieder in Ordnung gebracht werden musste.
Nach fünf Monaten auf der Thor kenne ich mich im Rigg nun schon sehr gut aus. Ich weiß genau, wo man sich sichern muss, wohin man am besten tritt, wie man über die Rahen klettert und mit welchen Knoten und Techniken man die unterschiedlichen Segel packt. Vor dem Aufstieg zu kontrollieren, ob die Rahen fest sind und die Segel auch auf See packen und nicht nur, wenn die Thor ruhig vor Anker oder im Hafen liegt, funktioniert mittlerweile problemlos.
Ich gehöre zum Glück zu den Schülern, die keinerlei Höhenangst haben und auch bei starkem Seegang und hohen Windstärken noch sicher stehen können.
Ein weiterer Grund, warum ich so gerne nach oben gehe: Ins Rigg zu gehen ist so ziemlich das Sportlichste, was man auf der Thor machen kann. Zuhause gehört Klettern zwar nicht zu meinen festen Hobbys, aber ich hab es schon immer geliebt, einfach so auf hochgelegene Sachen zu klettern.
Auf den Rahen zu stehen und den weiten Ozean zu sehen werde ich wohl mit am meisten vermissen, wenn ich wieder Zuhause bin, und dass nicht plötzlich gesagt wird:
„Wir brauchen noch Leute zum Segelpacken. Wer hat Lust sich seinen Gurt zu holen?“