Vom Wache und Rudergehen

Schülerin Cosima

von Cosima

Die Schwalbe fliegt über den Eriesee
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo
Die Herzen aber sind frei und froh
(aus John Maynard von Theodor Fontane)

Ein ähnliches Gefühl ergriff auch uns, als wir den ersten Tag auf See nach den Azoren antraten. Natürlich kam da auch das Rudergehen bei unserer täglichen Wache nicht zu kurz. Nun eine kleine Hommage an diese wundervolle Tätigkeit:

Es kommt es zuweilen vor, dass sich niemand bereitwillig erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen, worauf meist ein kurzes Schweigen und danach eine zögerliche, mehr oder minder freiwillige Meldung folgt. Um jedoch an dieser Stelle gleich Missverständnisse zu vermeiden, muss man sagen, dass dies keinesfalls am Rudergehen selbst, sondern vielmehr wohl an den Rudergängern liegt, bei denen schnell Frustration ausbricht, sollte der anliegende Kurs schon wieder um 10 Grad falsch sein.

Rafft man sich dann jedoch doch auf, den langen (immerhin rund 5m!) und bei Wellengang beschwerlichen Gang auf sich zu nehmen, wird man durchaus entlohnt.

Am Ruder zu stehen ist ungleich jeder anderen Aktivität an Bord. Man hat das Gefühl, das komplette Schiff unter Kontrolle zu haben, während man in die Ferne (und gelegentlich auf den Kompass) blickt.

Unter einem bäumt sich die See auf wie ein wütendes Ungeheuer, dessen Fangarme das Schiff wie eine Spinne seine Beute fest im Griff haben.

Die Wellen schlagen gegen die Bordwand und weiße Gischt verwandelt die sonst klare, blaue See in ein Meer aus Farben.
Meterhoch türmen sie sich neben uns auf und lassen die Thor wie eine kleine Nussschale erzittern.

Doch sicher und vollkommen abgehoben vom anderen Geschehen steht dann achtern der Rudergänger und unter seiner ruhigen Hand lenkt er das Schiff durch stürmende Nacht und eisigen Tag. Kein Schauer, kein Wind und kein Lärm stören sein Werk und er blickt mit klarem Blick nach vorne, wo der mächtige Bug des Schiffes mit kräftigen Schlägen das gewaltige Wellenmeer zerteilt.

Und doch, wenn nach einer halben Stunde mit großen Schritten der nächste Rudergänger naht, ist man froh, seine Pflicht zumindest für die nächste Stunde abgeben zu dürfen.

P.S.: Liebe Familie, freue mich schon auf euch und alles Gute nachträglich zum Geburtstag, Papa!

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