von Eva
Mittagessen. Alle strömen vom Hunger getrieben in die Messe. Detlef, unser Kapitän, steht schon an der Glocke und möchte eine wichtige Ansage machen. Endlich kehrt Ruhe ein:
„Guten Mittag! Am neunundzwanzigsten März mussten wir, wie ihr wisst, ohne den vorher bestellten Diesel zu bunkern, auslaufen. Der Hafenmeister hat mir in einer E-Mail geschrieben, dass wir auf jeden Fall den bestellten Diesel bezahlen müssen, egal ob wir ihn nehmen oder nicht. Ich habe ein paar Berechnungen angestellt, ob es günstiger ist, zurück zu fahren und den Diesel noch zu bunkern, oder ob wir weiterfahren und in England bunkern, allerdings müssten wir dann doppelt für den Diesel zahlen. Ich habe mich ausführlich mit der weiteren Schiffsführung beratschlagt. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir zurückfahren und in Horta den Diesel bunkern.
Die neue Reiseroute sieht so aus: Wir fahren heute eine Wende, bergen alle Segel und motoren fünf Tage nach Westen, Richtung Horta. Dort bunkern wir und laufen noch am selben Tag aus, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Mit Maschinenunterstützung fahren wir an Greenwich vorbei Richtung Kiel. Wenn wir Glück haben, dreht der Wind und wir können gut zurück segeln. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Knoten würden wir drei Tage zu spät in Kiel einlaufen. Das voraussichtliche Einlaufdatum in Kiel ist der 26.04. Eure Eltern werden nächste Woche per E-Mail benachrichtigt. Es ist die beste Entscheidung, die wir treffen können. Dass wir zu spät kommen und England gestrichen wird, tut uns Leid. Jetzt darf die Backschaft ran. Guten Appetit.“
Auf der Stelle macht sich eine betretene Stimmung breit, damit hatte keiner gerechnet. Klar, es ist günstiger für das Schiff und wir brauchen den Diesel, aber ich habe mich so auf England und Greenwich gefreut. Doch die Pläne werden manchmal vom Winde verweht. Der servierte Rosenkohl drückt meine Stimmung noch mehr. Sie wird um 14 Uhr beim „Signal K“ auch nicht besser. Wir stellen Olga, unsere Hauptmaschine, an. Sofort hört man es überall knattern, das ist definitiv nicht mein Lieblingsgeräusch. Doch als ein Segel nach dem anderen geborgen wird, ist es wohl endgültig vorbei mit dem ruhigen Segeln für diese Reise. Was tun wir nicht alles für den Diesel, mit dem Olga durchgehend gefüttert wird… Langsam dreht sich das Schiff und wir fahren zurück, der Sonne entgegen.
Der neue Kurs ist jetzt West und die Wellen kommen direkt von vorne. Mit der Folge, dass es noch mehr schaukelt. Eigentlich könnte man sich freuen, längere Reise, noch mehr Zeit an Bord – doch diese Änderungen für ein paar Liter Diesel? Der Tag ist nach dieser Aktion für mich gelaufen. Abends kann man noch lang empörte Schüler in der Messe reden hören.
In der Abendwache sehen wir den Sonnenuntergang vor uns, inzwischen schon etwas ungewohnt. Olga treibt uns beständig voran, zurück zu ihrem Diesel.
April April!!!