von Ilja
Wir Steuerleute fahren ein Dreiwachsystem. Das heißt, dass jeder von uns tagsüber und nachts jeweils 4 Stunden Wache geht. Unsere Wachen sind 0-4 Uhr, 4-8 Uhr und 8-12 Uhr. 0-4 hat Kira, 4-8 hat Joe und ich habe von 8-12. Josef, unser Kapitän, hat keine zugeteilte Wache, ist dafür aber jeder Zeit abrufbereit und verbringt gefühlt den ganzen Tag auf dem Achterdeck. Heute Nacht passierten wir die Straße von Dover und forderten dabei unsere Lotsen an. Das waren Detlef und Malte, die die Ansteuerung auf die Themse übernehmen, wo dann der erste Teil der Schiffsübergabe vorbei ist und wir einen (echten) Themse-Lotsen erhalten werden.
Gegen acht Uhr übernahm ich nach einem kurzen Gespräch mit Joe das Achterdeck. Diesmal war es einiges entspannter als sonst, da alle Segel geborgen waren und die Ansteuerung unsere Lotsen übernahmen. Die letzten Tage über hatten wir Steuerleute die Reiseroute geplant, die wir gesegelt waren. Zudem hatten wir uns um die Segel gekümmert, also entschieden, wann die Segelstellung geändert werden muss, welches Segel geborgen oder gesetzt werden muss und vieles mehr.
Nachdem wir heute den Queens Channel und den Princes Channel hinter uns gelassen hatten, gingen wir am Eingang der Themse vor Anker. Nach einem Ultra-Mega-Groß-Reinschiff übergaben wir Schüler das Schiff zurück an die eigentliche Stammbesatzung. Im Anschluss an das Mittagessen und einer kleinen Mittagspause ging es weiter mit Restarbeiten für Greenwich. Die Segel mussten noch sauber gepackt und einige Bereichen des Schiffes nochmals überstrichen werden.
Als die Segel dann gepackt waren (schöner als jemals zuvor auf dieser Reise), setzte ich mich mit Christian zusammen, der bei der Schiffsübergabe durch seine Sonder-Bewerbung zum See(h)stücke-Beauftragten geworden war und somit das Fotografieren für die Website in diesem Zeitraum übernommen hatte. Wir suchten die besten Bilder aus seinen heraus und ich konnte ihm noch ein paar Tipps für den zweiten Teil der Schiffsübergabe geben.
Jetzt stand nur noch das Zwischenfeedbackgespräch für die Schiffsübergabe an. Dafür nutzten wir eine Art Zielscheibe auf einem großen Papier mit verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Gesamtorganisation oder Stimmung, in die wir je einen Klebepunkt setzten, je nachdem, wie zufrieden wir im jeweiligen Bereich waren. Diese Zielscheibe verglichen wir dann mit der Zielscheibe vom Segelstamm, um zu schauen, inwieweit unsere Einschätzungen mit denen des Stamms übereinstimmten. Wir teilten uns in die verschiedenen Bereiche auf, also Wachen, nautische Leitung, Projektleitung, Bootsmänner, Maschinisten, um dort unser Feedback nochmals etwas genauer zu bekommen. Im Anschluss daran begannen wir unseren fehlenden Schlaf der letzten Tage nachzuholen.