Datum: Montag, der 11.12.17
Wetter: Lufttemperatur: 30°C; Wassertemperatur: 28°C; Wind: ENE2
Mittagsposition: 12°55,7‘ N; 052°51,2‘ W
Etmal: 124 sm
Autorin: Tilli
Wenn man sich überlegt, wie gut man an Land die Sterne sehen kann, dann ist das kein Vergleich zu dem Nachthimmel auf See, besonders mitten auf dem Atlantik. Natürlich müssen die Wetterbedingungen stimmen, und die Wolken müssen sich verziehen, aber dann ist der Anblick einfach atemberaubend.
Für mich, die ich mich schon immer für Sterne interessiert habeund oft spät abends mit meinem Vater versuche, durch den Sichtdunstder Stadt Sternbilder zu erkennen, ist das ein Traum.
Obwohl meine Wache mich dann des Öfteren schräg anschaut, wenn ich mitten auf dem Atlantik wieder anfange von Dreiecken und Löwen zu reden, kann ich meine Augen oft nicht von den leuchtenden Punkten abwenden. Die Vorstellung, durch den Sternenhimmel in die Vergangenheit zu blicken, fasziniert mich immer und immer wieder. Wer weiß denn, ob ein Stern, den wir noch am Horizont strahlen sehen, nicht schon längst erloschen ist?
Es ist wirklich beeindruckend mitzuerleben, wie sich der Nachthimmel mit dem Fortgang der Reise immer weiter verändert. Nur noch 13° Nord vom Äquator entfernt, haben wir die nördliche Hemisphäre, also den nördlichen Nachthimmel, hinter uns gelassen. Das bedeutet, dass wir den Großen Wagen und den Nordstern, die sonst hellsten und auffälligsten Sterne bei uns, schon lange nicht mehr sehen. Dafür haben wir besonders hell den Orion und die Milchstraße über uns.
Ein dauerhafter Begleiter ist für uns der Mond, der uns öfter bei Nacht, aber manchmal auch tagsüber begleitet und im Dunkeln eine der wenigen Lichtquellen für uns darstellt. In der Stadt nimmt man das gar nicht wahr, aber hier scheint der Mond so hell, dass ein paar von uns, die draußen schlafen, sogar davon aufwachen.
Besonders beeindruckt mich die Venus, derzeit der Morgenstern. Denn wenn alle anderen Sterne verblassen und dem Licht der Sonne und des Tages Platz machen, steigt sie wie der Verkündiger der Sonne im Morgengrauen vor ihr auf und bereitet den Tag vor. Es ist wunderschön.
Aber auch wenn das Wetter nicht gut genug ist, um die Sterne zu bewundern, haben wir bereits viele andere phänomenale Naturerlebnisse erlebt.Ein etwas beängstigendes aber großartiges Schauspiel war ein Gewitter über dem Wasser, zum Glück in sicherer Entfernung, aberdennoch gut sichtbar. Die Blitze zuckten durch eine tiefliegende Wolkenwand und erhellten den dunklen Morgen für einen Bruchteil einer Sekunde.
Besonders ergreifend sind auch die Sonnenauf- und -untergänge über dem Wasser, die den ganzen Himmel mit Farben übergießen undzumindest bei Sonnenuntergang hat man das Gefühl wir fahren direkt hinein.
Dass der Wind uns mittlerweile schon wieder im Stich lässt, hat nicht nur zur Folge, dass wir wieder motoren müssen, sondern auch dass die Sonne erbarmungslos auf uns herunter brennt. Besonders beim Unterrichtwerden die Temperaturen beinahe unerträglich und in der Mittagspause kühlen wir uns nur zu gerne im Pool und unter der Salzwasserduscheab. Trotzdem kann die Hitze schon auch mal zu Konzentrationsverlust während des Unterrichts führen – sowohl bei SchülerInnen als auch bei den LehrerInnen. Deswegen sind die kühleren Abend- und Nachttemperaturen bei allen sehr willkommen.
In Kürze steht die erste Schiffsübergabe an und da heute Bewerbungsschluss war, fiebern jetzt alle den Zuteilungen entgegen. Wir sind auf jeden Fall langsam bereit für die Neue Welt.
Und so geht auch heute wieder ein sehr heißer Tag zu Ende, der uns erneut einen wunderbaren Sonnenuntergang während des Abendessens schenkte und nun freue ich mich auf einen weiteren herrlichen Sternenhimmel bei Nacht.