Tagesablauf einer Backschaft

Lenya

Datum: Dienstag, der 12.12.2017
Mittagsposition: 12°53,6´N; 055°17,8´W
Etmal: 141 sm
Wetter: Lufttemperatur: 29°C, Wassertemperatur: 28°C, Wind: NE3
Autorin: Lenya

Backschaft, 70% der Besatzung der Thor Heyerdahl mögen sie nicht. Ich würde mich zum Rest dazu
zählen, aber entspannt sind Backschaftstage trotzdem nicht. Hier der Tagesablauf meiner letzten
Backschaft:
5:38 Aufstehen, Lenya. Es ist 5:40Uhr und du hast heute Backschaft.
5:46 Gemeinsam mit Jara und Christoph stehe ich im Bad und putze meine Zähne.
6:00 Backschaftsbeginn: Jara, Christoph, Nick und ich teilen die Aufgaben auf.
6:09 Ich stehe im riesigen Kühlschrank und hole frisch gebackenes Brot fürs Frühstück.
6:38 Alles Brot ist fertig geschnitten und jetzt muss ich Käse schneiden.
7:04 Draußen decke ich bei aufgehender Sonne den Tisch. Ich hole 49 Teller und Schälchen aus der
Messe. An Deck stelle ich alles in Kisten und mache alles seefest, indem ich die Boxen mit
Zeisern festbinde. Dann trage ich Becher, Tassen, Milch, Butter, Müsli, Cornflakes, Marmelade und
Honig hoch. Alles muss auf Rutschdecken gestellt werden, damit nichts wegrutscht. Das Frühstück
morgens an Deck ist immer besonders schön. Auf dem Mitteltisch ist ein Buffet aufgebaut und heute
gab es sogar selbstgebackene Brezeln von Vicky.
7:27 Ab jetzt bin ich damit beschäftigt, alles mögliche wieder aufzufüllen und Kaffeewünschen
nachzugehen.
9:39 Nach ein bisschen Spülen fange ich mit Christoph an, zwei Säcke Kartoffeln, die noch aus
Deutschland stammen, an Deck zu putzen. Man muss eben schon früh mit den Vorbereitungen fürs
Abendessen beginnen.
11:51 Fertig mit Kartoffeln putzen! Ich hole noch schnell den Couscous-Salat aus der Kühlung und
gehe mit der Klingel durchs Schiff, um allen Bescheid zu geben, dass es Mittagessen gibt.
Couscous-Salat ist mittlerweile das unbeliebteste Essen an Bord, weil es teilweise drei Tage
nacheinander Couscous gab, aber mit Ketchup geht alles!
12:36 Während andere in der Sonne auf der Ladeluke liegen, spüle ich das Geschirr mit Salzwasser
vor.
13:14 Jetzt muss der Sellerie für vegetarische Schnitzel vorbereitet werden und die guten Bohnen
müssen aussortiert werden.
15:47 Zum Kaffee gibt es Donauwelle, extra gebacken von Marlene E. für unsere Geburtstagskinder
Lea und Tobi. Jara und ich tüfteln daran, die zwei Bleche in möglichst gleich große Stücke zu
teilen, was schwerer wird als erwartet.
16:23 Wieder sitze ich draußen und spüle die Teller vor.
16:59 Nun werden die Selleriescheiben paniert und meine Finger spüre ich bald nicht mehr, weil
meine Fingerspitzen von Mehl und Vollei umhüllt sind. Die Panade der Schnitzel funktioniert nicht
ganz so gut und fällt ab, sobald das Schnitzel den Bräter berührt.
17:18 Die Herdplatte, auf der ich meine Sellerieschnitzel machen will, wird einfach nicht heiß
und meine Pfanne muss ich dauerhaft festhalten, weil sie mir sonst entgegenkommt.
17:52 Nicht einmal die Hälfte der Sellerieschnitzel sind fertig und ich verfalle etwas in Stress.
18:00 Geradeso sind alle Sellerieschnitzel fertig und ich laufe in die Last, um neues Ketchup zu
holen. Damit ich an die Kiste mit Ketchup und vor allem an Mayo herankomme, muss ich einen sehr
verrosteten Spanngurt öffnen. Den Spanngurt zu öffnen fällt mir ziemlich schwer und ich fühle
mich etwas gehetzt, weil ich genau weiß, dass einige gerade oben ungeduldig an Deck warten und
das zehnte Mal nach der Mayo fragen. Als ich endlich die Mayo in der Hand halte, laufe ich
schnell nach oben und freue mich auf mein eigenes Essen.
19:11 Ich laufe mit meiner Stirnlampe übers Achterdeck runter schüttele Antirutschdecken aus und
räume alle rumstehenden Dinge in die Messe. Dann wische ich noch alle Tische ab.
19:53 Ich überrede Kai, mich auch mal ans Spülbecken zu lassen und spüle das restliche Geschirr
ab.
20:27 Langsam aber sicher wird die Kombüse ordentlicher und ich trage das letzte Geschirr in die
Messe.
21:09 Wir haben eine erfolgreiche Kombüsenabnahme hinter uns (die Fahrwache überprüft, ob die
Kombüse ordentlich gereinigt wurde, und erst nach der Abnahme ist man von der Backschaft erlöst)
und genießen als Abschluss des schon ziemlich anstrengenden Tages die übrigen Stücke der
Donauwelle.
21:21 Ich trage Kisten mit Knäckebrot von Kais Koje in die Messe. Die Unterkoje wurde ausgeräumt
(mehr dazu in Felix‘ Blogeintrag) und schlafen ist in Kais Koje unmöglich.
21:32 Nun stehe ich unter der Dusche und genieße den Moment des Nichtstuns.
21:54 Endlich liege ich flach und mein Tagebuch ruft nach mir, aber ich entscheide heute mal, auf
meinen täglichen Tagebucheintrag zu verzichten und verlege ihn auf morgen. Kurz darauf bin ich im
Tiefschlaf.
So verlaufen die meisten Backschaftstage, wobei der heutige Tag außergewöhnlich war, da nebenher
von der Brotbackschaft auch noch Brote gebacken wurden. Ich finde trotzdem, dass Backschaft Spaß
macht und mache sie immer wieder gerne. Dank der Musik und der tollen Mitbackschafter kommt es in
der Kombüse auch immer mal wieder zu Spülpartys mit lauter Musik. Man darf auch nicht vergessen,
dass man sich als Backschafter den Luxus gönnen darf, am Ende noch die Reste aufzuessen, wie wir
die Donauwelle!

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