Der erste Weihnachtsfeiertag mal anders

Caroline

Datum: Montag, der 25.12.2017
Mittagsposition: 12°02,6‘ N; 061°45,7‘ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 27°C, Wassertemperatur: 26°C, Wind: ESE 1
Autor: Caroline

Der erste Weihnachtsfeiertag begann zunächst noch ziemlich weihnachtlich mit einer Messe am Morgen, die zwar hier in der Karibik anders abläuft als in Deutschland, aber doch die bekannten katholischen Rituale aufweist. Ganz unweihnachtlich war der zweite Teil des Tages, den wir dazu nutzten, verschiedene Manöver zu üben und endlich Kurs auf Panama zu nehmen. Doch erst einmal von vorne:
Nachdem wir früh morgens geweckt worden waren, besuchten wir gemeinsam (d.h. alle, die wollten) den Weihnachtsgottesdienst in der Kirche St. George’s. Dort wurden wir ganz herzlich begrüßt und später sogar in den Gottesdienst mit eingebunden, das heißt, dass zum Beispiel unser Chor nicht nur mit in den Jugendchor der Kirche integriert wurde, sondern am Ende sogar noch ein eigenes Lied singen durfte. Für einen Weihnachtsgottesdienst war die Kirche jedoch ungewöhnlich leer, was daran lag, dass die große Christmesse am Abend davor, während wir gemeinsam auf der Thor feierten, stattgefunden hatte. So machten wir ungefähr die Hälfte der Besucher der Messe aus. Die Messe dauerte etwa zwei Stunden und bestand vor allem aus einer Predigt über Dankbarkeit, einer Tanzeinlage, die die Geburt Jesu darstellte und einigen Liedern des Jugendchors, bei denen wir kräftig mitsangen. Nach der Messe wurden wir alle auf dem Weg nach draußen noch einmal von dem Pfarrer persönlich verabschiedet und machten uns auf den Weg zurück zu unserem Dinghi-Ablegeplatz, wo wir von Laura abgeholt wurden. Zurück auf der Thor gab es dann endlich Frühstück, das von den Stammleuten, die auf dem Schiff geblieben waren, netterweise vorbereitet worden war und so unserer Backschaft viel Arbeit ersparte.
Danach ging es dann direkt mit Action weiter, da wir von unserem Ankerplatz unter Segeln ablegen wollten, ohne die anderen ankernden Schiffe zu beschädigen und weil danach noch eine Wende und das POB-Manöver (person-over-board) geübt werden sollte.
Bevor wir uns an das Ablegemanöver begaben, wurde dieses erst einmal ausführlich von Ruth erklärt. Dabei werden alle Segel vor dem Drehpunkt der Thor so gestellt, dass der Wind von vorne hinein bläst und die Thor sowohl Fahrt nach hinten aufnimmt, als auch in die gewünschte Richtung (in unserem Falle Backbord) gedrückt wird. Der Besan (das achterlichste Segel) wird dabei in die entgegengesetzte Richtung gestellt, um die Drehung noch zu verstärken und das Groß wird an den Geien, an den Bullen und der Schot losgeworfen, damit es ein wenig schlagen kann und keine Angriffsfläche für den Wind bietet, obwohl es gesetzt ist. Sobald sich die Thor dann weit genug gedreht hat, werden alle Segel wieder auf eine Seite genommen, sodass schnell an Geschwindigkeit zugenommen wird, um dann geradeaus zu fahren. Bis hierhin hat bei uns alles auch ganz gut funktioniert. Das Problem war jedoch, dass zwei Schiffe, die in unserer Nähe vor Anker lagen nach unserer Drehung im Weg waren, sodass wir uns entscheiden musste, ob wir vorne oder hinten an ihnen vorbei fuhren. Für die Entscheidung vorne an ihnen vorbei zu fahren, mussten wir dann doch noch für 20 Meter die Maschine anwerfen. Trotzdem waren alle zufrieden mit dem sonst gelungenen Manöver.
Dann stand die Übung einer Wende als nächstes auf dem Plan. Nachdem uns auch diese einmal erklärt worden war, übten wir sie zuerst Schritt für Schritt beim ersten Mal und danach noch einmal wesentlich schneller, wobei dann viele Abläufe gleichzeitig und viel eingespielter abliefen.
Nun standen wir endlich mit Kurs auf Panama und es ging gleich mit dem nächsten Manöver weiter: dem POB-Manöver, für das sich die mutige Julia in einen Überlebensanzug warf und von uns retten ließ. Diesmal ging alles von Anfang an ganz schnell: Das Schiff wurde in den Wind gedreht und damit fast zum Stillstand gebracht. Das Rescueboot wurde ausgesetzt mit dem der Rettungsring und die POB-Boje, die zuvor über Bord geworfen worden waren, um den Ernstfall zu simulieren, eingeholt. Danach wurde Julia, die natürlich nicht ernsthaft über Bord gegangen war, vom Rescueboot ausgesetzt, um dann vom Springer, in unserem Fall Laura, gerettet zu werden. Der Springer ist ein sehr schneller Schwimmer, der mit einem speziellen Anzug, Schnorchel und Flossen ausgerüstet und angeleint ist. Der Springer springt der Person über Bord hinterher, um sie dann zurück zur Thor zu ziehen, wo beide dann geborgen werden können. Glücklicherweise verlief dieses Manöver dann (fast) komplett reibungslos und beide, sowohl Julia, als auch Laura befinden sich wieder wohlbehalten an Bord.
Zum Schluss gab es noch eine ausführliche Feedbackrunde, um alle Manöver noch einmal zu reflektieren und Verbesserungsvorschläge einzubringen. Wir haben heute auf jeden Fall unser Wissen zu solchen Manövern aufgefrischt, vertieft und viel Neues dazugelernt.
Nach diesem besonders anstrengenden Tag, gab es dann ein interessantes Abendbrot mit allerlei lokalem Gemüse, das unsere Proviantmeisterinnen auf den Märkten von Grenada zusammengesucht hatten. Nun freuen wir uns auf ein paar Tage auf See, auch wenn das bedeutet, dass wieder viel Unterricht ansteht und ein Test auf uns wartet.

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