Ein kleiner Schiffsrundgang auf der Thor Heyerdahl

Benedict

Datum: Freitag, der 29.12.17
Mittagsposition: 13° 06,3’ N; 071° 48,1’ W
Etmal: 172 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28°C, Wassertemperatur: 27,5°C, Wind: ENE 5
Autor: Benedict

Die meisten Blogeinträge beschäftigen sich ja mit einem bestimmten Thema, wie der Backschaft, dem Wachegehen, dem Unterricht oder einem besonderen Ereignis auf unserer Reise. Das besondere Ereignis am heutigen Tag war eine Halse, aber ich bin der Ansicht, dass die Menschen in ihrem Alltag für den heutigen Blogeintrag viel interessanter sind. Deswegen soll es in meinem Blogeintrag heute um all die kleinen separaten Vorgänge auf der Thor Heyerdahl gehen, die machmal nur wenige oder nur einzelne Personen betreffen, aber dennoch nicht ohne Bedeutung sind. Ich habe heute einen kleinen Rundgang durchs Schiff gemacht, um zu sehen, was alles so passiert.

Begonnen habe ich auf dem Achterdeck. Detlef erntet hier Bananen von unseren schiffseigenen Stauden, die wir aus Grenada mitgenommen haben. Währenddessen geht Tilli Ruder, bei dem Kurs 245 und einer neutralen Ruderlage von 5 Steuerbord. Felix entdeckt an unserem Klimmzugtampen, dass Thomas relativ leicht ist. Nebendran macht Laura Liegestütze:

Laura macht Liegestütze
Laura macht Liegestütze gegen Müdigkeit
Laura macht 20 Liegestütze
Laura macht 2020 Liegestütze
Laura macht alle Liegestütze
Laura macht alle Liegestütze auf einmal

Im Achterschiff, im Salon bereitet Philipp eine schöne Überraschung für unser baldiges Silvesterfest vor. Außerdem besprechen hier unsere Proviantmeisterinnen Caro und Karina die Verproviantierung in Panama. Im Navigationsraum trägt Sven gerade die Halse, die wir heute gefahren sind, in das Schiffstagebuch ein. Im Maschinenraum fertigt Michi bei seinem Maschinistenpraktikum ein Namensschild aus Aluminium an und Maria klebt verschiedene Rohrleitungen zum Lackieren ab. Es sollen jetzt die wichtigsten Leitungen durch farbige Streifen markiert werden, damit angehende Maschinisten sie besser auseinander halten können.

Weiter geht es auf dem Hauptdeck, wo Unterrichtsgruppe A in ihrem Klassenzimmer unter Segeln unterrichtet wird. Gerade geht es in Geographie um die Corioliskraft und den Passatwind. Benno hat das ganze schon sehr gut verstanden und Maura erklärt alles nochmal ausführlich. Caro gibt einen Tipp, mit dem man sich die Entstehung des Nordostpassats besser vorstellen kann. Zum Ende der Stunde muss Henni um einen pünklichen Stundenbeginn kämpfen, da Tobi seinen Unterricht überzieht, was an der Halse lag. Eine Etage tiefer in der Messe entwirft Christoph ein Schaubild für sein Referat über Hurrikans, welches er bei den San Blas Inseln halten wird. Elena korrigiert gerade einen Blogeintrag über astronomische Navigation, während Cajo im Gang mit drei Bällen jongliert. In ihrer Kammer verschläft Vicky fast die Freiarbeit, doch zum Glück wird sie noch rechtzeitig geweckt. Malte und Carl wollen eine Kokosnuss schlachten und Georg überrascht uns alle mit einem gewagten neuen Haarschnitt.

In der Last schaltet Daniel die Osmoseanlage ein, damit wir wieder Wasser produzieren. Nick baut eine Blende für ein Schapp (eine Art Regalfach). Dazu verwendet er 18mm Mahagoniholz, welches er mit einer Tauchsäge, einer Stichsäge und einer Oberfräse bearbeitet, bevor er es beizt und lackiert. In der Trockenlast sortiert Tobi während seines Proviantpraktikums Kartoffeln und staut sie um. Er selbst kommentiert das mit: “Die schlechten ins Kröpfchen, die guten ins Töpfchen!”
Wieder weiter oben putzt Kai fast allein die sanitären Anlagen und in der Backschaft stellen Paula, Amelie, Julia und Leon fest, dass in unserem heutigen Abendessen mindestens 25 Hühnchen verarbeitet wurden. Außerdem erlässt Leon ein Dogma, mit dem er die Kombüse zu einem streit- und diskussionsfreien Ort erklärt. Über ihren Köpfen sitzt Hanna auf dem Deckshaus und liest das Buch “Die Päpstin”. Ihre Meinung dazu ist Folgende: “Der Dorfpfarrer ist ein naiver Idiot”, und Hanna würde gern ins Jahr 1814 zurückreisen und den Grundgedanken des Feminismus verbreiten. Wer das Buch gelesen hat, kann damit bestimmt etwas anfangen.

Auf dem Vorschiff packt Philipp den Innenklüver und Thomas sucht Ferdi, um von ihm seinen Gurt überprüfen zu lassen, damit er ins Rigg gehen und dort Schutzleder anbringen kann. Ferdi duscht und sucht, ganz der Mathelehrer, singend nach Sinuswellen. Unterdessen fettet Marlene E. Leder an Deck, wobei das Fett ziemlich klebrig ist und nach Schaf stinkt. Im PK ist Vera bei einer fröhlichen Nach-Weihnachtsfeier und verspeist Süßigkeiten.

Im Wahlpflichtfach “Spanische Konversation” bei Elena üben Judith, Lenya, Marlene B., Robert und Felix, wie man sich in Lateinamerika mit Küsschen begrüßt und verabschiedet. Diejenigen, die Astronomische Navigation belegen, schießen in der Abenddämmerung auf dem Achterdeck Sterne. Jara und Arne suchen mit Ferngläsern die ersten Sterne, Maura gibt Peilungen aus dem nautischen Jahrbuch durch, die Lea, die am Kompass steht, für die Anderen anzeigt. Paul und Kira bedienen die Sextanten und Benno schreibt ihre Ergebnisse auf. Kim guckt ebenfalls konzentriert in den immer dunkleren Himmel, um die nun langsam sichtbar werdenden Fixsterne auszumachen. Den ersten Stern, Capella, entdeckt an diesem Abend aber Ruth. Inmitten dieses ganzen Trubels steht jetzt Luca am Ruder und bewahrt dennoch einen kühlen Kopf.

Ich selbst sitze gerade vor einem Laptop und schreibe diesen Blogeintrag, über all die kleinen Geschehnisse an Bord der Thor Heyerdahl. Ich hoffe, ich habe jeden erwähnt und mir ist kein kleiner, aber dennoch interessanter Vorgang entwischt. Eigentlich könnte man so eine spannende Runde durchs Schiff jeden Tag gehen, wenn man nicht selbst so viel zu tun hätte, und sich dabei immer wieder aufs Neue über all die lustigen, spannenden und scheinbar ganz kleinen Begebenheiten freuen.

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