Auch wenn man es nicht denkt, wenn man für ein halbes Jahr auf einen Traditionssegler geht, ist das „fit halten“ doch ein ziemliches Problem. Man sollte meinen, dass sechs Stunden täglich Wache gehen auch eine Form von Sport ist. Falsch gedacht. Einige, die bei KUS mitfahren sind zu Hause Leistungssportler, und selbst wenn sie es nicht sind, machen doch die meisten mehrfach in der Woche Sport. Hier auf der Thor geht das leider nicht.
Zu dem eh schon wenigeren Sport kommen auch noch vier Mahlzeiten am Tag, davon meist zwei sehr ausgiebige. Da kann sich sicher jeder vorstellen, dass das die Klimmzüge nicht gerade einfacher macht. Um nicht total aus der Übung zu kommen, muss man also etwas unternehmen. Nur was?
Das ist die alles entscheidende Frage. In der ersten Etappe nach Teneriffa war davon noch nicht so viel zu merken, weil die meisten sowieso nicht alles der zu sich genommenen Nahrung behalten haben. Doch danach kam diese Kombination aus kein Sport und viel Essen zum Zug.
Um die Frage zu beantworten, haben sich im Laufe der Zeit doch einige Trainingsmöglichkeiten ergeben. So hatten wir für die Atlantiküberquerung ein Fahrrad, das Arne gesponsort hatte, auf dem sich immer wieder Schüler/innen wie auch Stamm auspowerten. Das ist zwar ein super Workout, aber erstens gab es nur eins, zweitens gab es mit der Zeit langsam immer mehr Seegang, und drittens ist es eben doch hauptsächlich für die Beine und somit zum Beispiel für jemanden wie mich, dessen Sport Klettern ist, eben nicht so der Knaller.
Zu dem Fahrrad wurde ein Klimmzugtampen aufgehängt, der auch sehr oft benutzt wird. Auf der Atlantiküberquerung war er vermutlich sogar das am häufigsten genutzte Sportgerät, da man in Kombination mit Liegestütze, Situps und Kniebeugen ein gutes Workout hat. Dann ist es auch eine Art Zirkeltraining.
Doch nicht jedermann oder -frau hat den Nerv, sich in seiner wertvollen Freizeit auf das Rad zu setzen oder auf dem Achterdeck Übungen zu absolvieren.
So sind nach und nach auch andere Ideen aufgekommen. Von Elena kam zum Beispiel der Vorschlag, dass man am Ruder für die halbe oft wenig spannende Stunde immer wieder auf die Zehenspitzen und zurück auf den Fußballen gehen könnte. So gesehen ist das nicht sehr anstrengend, aber über eine längere Zeit hinweg spürt man seine Waden doch sehr.
Eine andere Möglichkeit kam von mir. Um kurz zu erklären: im Ausguck langweilt man sich meist, wenn man nicht gerade Gedanken hat, denen man nachhängen kann. Meist sitzt man halb auf der Nagelbank und rutscht immer wieder hin und her. Was wäre also ein besserer Zeitpunkt, um langweiliges aber nötiges Krafttraining zu machen, als im Ausguck? Ich bin mir sicher, dass Wandsitzen den meisten ein Begriff ist, zur Erklärung: man „sitzt“ im 90°-Winkel an eine Wand gelehnt und die Oberschenkel brennen. Ich mache im Ausguck also öfter einfach mal Nagelbanksitzen. So kriegt man sich auch k.o..
Das härteste aller Workouts ist aber Proviant-Praktikum. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man muss irgendetwas grundlegend umsortieren und so stundenlang Kisten schleppen, oder man hängt ewig in der Unter- bis Unterunterkoje und die Aufgabe ist, einen Sack Mehl, der nicht durch die Öffnung passt, durch die Öffnung zu hieven. Ich würde sagen, dass das die komplizierteste und auch anstrengendste Übung ist.
Es gibt aber auch noch etwas, auf das man sicher nicht so schnell kommt. Ich fange mal anders an: Ein vierzehn-Stunden-Tag. Immer wieder 50 Teller und Schüsseln schleppen und das bei Seegang den Niedergang hinauf und hinunter. Dann noch für zwei Stunden am Bräter stehen, was Kalorien ohne Ende verbrennt. Richtig: Die Backschaft – der Stimmungskontrolleur an Bord und ein Krafttraining, wie man es sich nicht vorstellen kann.
So kann man sich also auf einem Segelschiff fit halten.