Nach fünf Tagen Fahrradtour sind wir nun endlich in Havanna, der Hauptstadt Kubas angekommen. Unser erster Aufenthalt dort war sehr kurz, da wir schon am nächsten Morgen in unseren Kleingruppen-Expigruppen in die verschiedenen Teile der Insel aufbrechen mussten. Doch bei unserem zweiten Aufenthalt fünf Tage später hatten wir genug Zeit, die Stadt von all ihren Seiten in vollen Zügen zu erkunden und zu genießen.
Unser erster Tag in Havanna war ein reiner „Landgangs-Tag“, an dem wir durch die komplette Hauptstadt gingen und jede Ecke und Perspektive erkunden konnten. Der Kontrast von arm zu reich ist hier trotz des Sozialismus sehr stark sichtbar. Verlässt man zum Beispiel die von den Touristen überrannten Straßen, die meist sehr schön renoviert wurden, so sieht man schnell die einheimischen, etwas ärmlicheren Viertel. Wunderschöne alte Kolonialbauten sind teilweise sehr heruntergekommen, was ja auf der einen Seite den ganz eigenen Charme der Stadt ausmacht, andererseits muss es auch recht schwierig für die Menschen sein, in solch maroden Häusern zu leben.
Am nächsten Morgen wurden wir in unserem Hotel von Isbel abgeholt, unserem Busfahrer, der uns während unserer Fahrradtour in Kuba begleitet hatte. Wir fuhren eine Weile durch die Straßen Havannas. Bei unserer Fahrt sind wir an der Biblioteca Pública, dem Ministerio del Transporte und einem beeindruckenden Hospital vorbei bis zu einem Informationszentrum über Che Guevara gefahren. Das Informationszentrum liegt in einem eher teureren Viertel Havannas und ist bisher noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Es dient dazu, den Menschen näher zu bringen, wer Che wirklich war und welche Absichten er hatte. Unsere Reiseleiterin Lala hatte mithilfe der Organisation ICAP einen Termin mit der Tochter des Volkshelden Che Guevara organisiert. Dort angekommen wurden wir in einen kleinen Hörsaal geführt, in dem wir von Che Guevaras Tochter, Aleida Guevara, begrüßt wurden. Sie erzählte viel über Kuba, über die Menschen, über die Revolution, die Beziehungen zu den USA und über ihre Kindheit und Jugend. Ebenso erzählte sie uns, dass ihr Vater bereits starb, als sie erst vier Jahre alt war. Deswegen hat sie sehr wenige, jedoch sehr emotionale Erinnerungen an ihn.
Zum Ende des Gesprächs hatten wir noch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Diesem Angebot gingen wir nach und stellten Fragen wie: „Wie sind die Reaktionen der Leute darauf, wenn man z.B auf Aleidas Ausweis den Namen Guevara liest.“ Ihre Antwort darauf war: „Ich bin in Kuba bekannt wie ein bunter Hund. Viele Menschen freuen sich sehr, mich zu sehen und umarmen mich herzlich“. Maura und Lea aus dem Projekt Öffentlichkeitsarbeit führten, auch mithilfe unserer großartigen Übersetzerin Leni, das Gespräch mit Frau Guevara. Philipp und Tilli aus demselben Projekt führten Protokoll und Leon und Arne filmten das ganze Gespräch. Nach dem Interview hatten wir noch einmal die Möglichkeit, das letzte Auto von Che Guevara zu sehen und davor zum Abschied noch ein Gruppenfoto mit Aleida Guevara zu machen.
Im Anschluss fuhren wir dann direkt zur ICAP-Zentrale. Dort wurden wir herzlich begrüßt und stiegen gleich in eine Diskussion über unseren Kuba-Aufenthalt mit dem Deutsch sprechenden Vertreter ein. Ebenfalls konnten wir vor Ort die Räume des altehrwürdigen Hauses betreten und sogar auf einem Stuhl Platz nehmen, auf dem auch Fidel Castro und Putin schon gesessen haben. Nachdem wir uns dann von ICAP, der Organisation, die unsere Reise in Kuba auf diese Weise ermöglicht hatte, verabschiedeten, ging es weiter im Tagesplan und wir bekamen von der heutigen Tagesprojektleitung Georg und Benno eine Stadtführung durch Habana Vieja (Altstadt). Als wir alle über diesen Stadtteil Bescheid wussten und wir alle schon etwas geschafft von den vielen Besuchen waren, wurde „Landgang“ freigegeben. Nach zahlreichen Eindrücken, Bildern und Informationen genossen wir noch das üppige Abendessen auf der Dachterrasse mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang und anschließendem Sternenhimmel.
Unseren letzten Tag genossen wir noch in vollen Zügen. Der Vormittag gestaltete sich relativ simpel, denn wir informierten uns – noch einmal – über die Geschichte Kubas im Revolutionsmuseum. Im pompösen, von Touristen überströmten Gebäude durften wir uns zwei Stunden frei bewegen. Wieder ein Stück schlauer ließen wir dann den Tag mit dem letzten Landgang in Kuba ausklingen.
Wir alle freuen uns nun auch auf die Thor, auf einen geregelten Tagesablauf, auf ein Stück Normalität.