Bordsport – Sport an Bord?

Romy

Datum: 27.10.2018
Mittagsposition: 40° 52,8‘ N; 011° 27,2′ W
Etmal: 175 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15,5 °C, Wassertemperatur: 18 °C, Wind: NNE 7
Autorin: Romy

Man möchte eigentlich meinen, der Bordalltag böte uns allen genug Möglichkeit, um uns beim Durchholen von Tampen (das bedeutet an Seilen zu ziehen), Abspülen und Putzen zu bewegen. Doch trotzdem verspürt ein großer Teil der Besatzung den starken Drang, in seiner Freizeit unterschiedlichen sportlichen Betätigungen nachzugehen. Und über die bisherigen Arten, durch Sport auf, mit und in der Thor sowie bei unserem ersten Landaufenthalt in Falmouth das Bewegungsdefizit an Bord auszugleichen, möchte ich euch jetzt hier berichten.

Da wären zum einen die (noch) unregelmäßigen freiwilligen Treffen in unserer Freizeit, bei denen man sich auf dem Vordeck gemeinsam in sogenannten Workouts durch Übungen wie Wandsitzen und Situps quält. Das Schöne an solchen Zusammenkünften ist, dass man sich dabei gegenseitig motiviert und auch neue Trainingsmöglichkeiten von anderen lernen kann. Und auch wenn es dabei durchaus anstrengend werden kann, reicht oft ein Blick übers Schanzkleid aufs weite, blaue Meer, um doch noch ein bisschen länger durchzuhalten.
Eine andere tolle Sache ist unsere improvisierte Klimmzugstange auf dem Achterdeck, die einfach aus zwei straff gespannten Seilen besteht. Einige von uns haben sich zusammen mit Laura vom Stamm das Ziel gesetzt, auf Bermuda 20 Klimmzüge am Stück zu schaffen. Bei schönem Wetter leistet uns auch manchmal die Bordpflanze Planty in ihrem Kokosnussschalenblumentopf beim Trainieren Gesellschaft, sie wird mitunter nämlich am selben Tampen aufgehängt, an dem wir trainieren.
Daneben existieren diverse Einzelaktionen in Kleingruppen, zum Beispiel wird in einer Kammer abends unter fachkundiger Anleitung der passionierten Turnerin Clara an der eigenen Dehnbarkeit gearbeitet. Einige andere haben sich vorgenommen, alle gegessenen Süßigkeiten durch Liegestützen und andere Übungen abzuarbeiten, sind mittlerweile aber etwas hinterher (so in etwa bei 300 bis 500 Liegestützen).
Aber obwohl wir auf diese Art viele Möglichkeiten an Bord haben, unseren Bewegungsdrang auszuleben, war die Ankunft in Falmouth doch für manche unter uns eine Erleichterung auch in der Hinsicht, dass sie endlich wieder richtig laufen und springen konnten. An Bord herrscht ja Lauf- und Springverbot, was vor allem an Tagen wie diesen verschärft zu beachten ist. Denn momentan haben wir Wellen von etwa 6 Metern und die Thor schwankt ziemlich. Da sollte man sicher stehen.
Die Menge an Sport wurde durch diese Umweltbedingungen in den letzten Tagen immer mehr reduziert. Zur Zeit dürfen wir außer beim Arbeiten mit den Segeln nur noch aufs Achterdeck, weil der Rest des Schiffs immer wieder von Wellen geflutet wird.
Doch zum Glück hatten wir bei unserem ersten Landaufenthalt genügend Gelegenheit, uns zu bewegen. Einige sind sofort am ersten Tag in Falmouth joggen gegangen und auch beim freiwilligen „Run and Dip“ am nächsten Morgen hatte man noch einmal die Möglichkeit, sich richtig auszupowern. Run and Dip heißt grundsätzlich, dass man erst eine Zeit lang läuft und dann hinterher ins Wasser geht. Konkret lief unser erstes Run and Dip an Bord der Thor so ab, dass man sich am Tag vorher in eine Liste eintragen musste, um am nächsten Morgen dann auch rechtzeitig geweckt zu werden, weil wir um halb sieben von der Thor aus mit Dhingi und Rescue-Boot in Richtung Strand aufbrechen wollten. Am Morgen standen dann also etwa 20 mehr oder minder motivierte Personen mit ihren Handtüchern an Deck, leicht zitternd von der morgendlichen Kälte, und zogen sich die Rettungswesten für die Fahrt an Land an. Nebel und Stille lagen über dem Meer, während wir in Richtung Strand fuhren. Nachdem wir angelegt hatten, starteten wir das Laufen. Jeder in seinem eigenen Tempo, liefen wir eine Viertelstunde hauptsächlich auf Kuhpfaden am Ufer entlang. Das einzige, was zu sehen war, waren die grünen Weiden und Hänge, über die wir liefen – um uns ein paar Bäume und rechts von uns das nebelverhangene Meer. Nach einer Viertelstunde weitgehend schweigendem Joggen folgte die Wende und es ging denselben Weg zurück. Am Strand bei den Booten sammelten sich dann alle, die baden wollten, um dann gemeinsam ins Wasser zu laufen. Das Eintauchen war ein echter Kälteschock, aber es hat unheimlich Spaß gemacht. Aber mehr als ein paar Minuten haben wir es im Wasser nicht ausgehalten.

Aus diesem Einblick in das sportliche Leben der ersten zwei Wochen an Bord wird deutlich, dass wir
mit etwas Kreativität unterwegs durch Workouts, Klimmzüge, Joggen und Co. genug Möglichkeiten finden werden, um uns fit zu halten. Gerade dadurch, dass man nicht den gleichen Sport wie Zuhause machen kann, weil der Platz zum Turnen, Laufen, Tennis und Hockey spielen usw. einfach nicht da ist, lernt man hier neue Bewegungsmöglichkeiten kennen. Es findet ein reger Austausch an Ideen zum Sportmachen statt. Es macht dabei richtig Spaß, gemeinsam Neues auszuprobieren und ich bin mir sicher, dass wir noch sehr viel mehr Arten finden werden, unseren Bewegungsdrang auszuleben. Mit soviel Training werden wir in Teneriffa dann sicher alle den Aufstieg auf den Teide schaffen!

P.S.: Ganz liebe Grüße an alle Zuhause!

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