Von “Profes” und Schuluniformen – zwei Tage in der Friedrich-Engels-Schule in Pinar del Rio

Anna K.Katie

Datum: 30.01.2019
Ort: Friedrich-Engels-Schule, Pinar del Rio
Autorinnen: Anna K, Katie

Die Friedrich-Engels-Schule in Pinar del Rio ist eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Schule für 14- bis 17-Jährige, in der wir während der letzen zwei Tage mit den Schülern ein wenig ins kubanische Leben eintauchen durften und kennenlernen konnten, inwiefern sich die Schule in Kuba von unseren Heimatschulen unterscheidet.

Die nach dem deutschen Philosophen und Autor Friedrich Engels benannte Schule wurde in den 1970er gegründet und wird derzeit von etwa 800 Schülern besucht.

Etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler lebt in der direkten Umgebung der Schule, die anderen, die aus dem gesamten Regierungsbezirk stammen, wohnen immer für 12 Tage im Internat auf dem Schulgelände und dann wieder für 3 Tage bei ihren Familien zu Hause.

Zu Beginn unsere Zeit an der Friedrich Engels Schule wurde uns das Schulsystem kurz vorgesellt und wir durften dann auch Fragen zur Schule und zum Leben der Schüler stellen. Anschließend haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt und wurden von jeweils vier kubanischen Schülern über das sehr weitläufige Schulgelände geführt. Unter anderem durften wir auch einen am regulären Unterricht teilnehmen und haben festegestellt, dass sich die Themen, die behandelt werden, im Großen und Ganzen gar nicht so sehr von den Unterrichtsinhalten zu Hause unterscheiden.

Nachmittags konnten wir an der täglichen Freizeitgestaltung teilnehmen, die aus Basketball, Volleyball, aber auch aus Dominospielen, bestand.

Der zweite Tag war sehr von intensiven Gesprächen mit den Schülern geprägt,in denen es zum einen um tiefere Themen ging, wie zum Beispiel mit welchen Schwierigkeiten das Leben auf Kuba einhergeht, aber auch um ganz normale Sachen, wie welche Bücher wir gerne lesen oder welchen Lieblingsfilm wir haben.

Nachmittags haben sich die Schülerinnen und Schüler die Zeit genommen, uns die Kuba-Krise aus ihrer Sicht zu erklären und anschließend auch mit uns über das durchaus kompexe Thema zu dikutieren. Abends durften wir von den Kubanern Tanzen lernen, was uns allen sehr großen Spaß gemacht hat.

Ein recht offensichtlicher Unterschied zu unseren Heimatschulen ist die Schuluniform, die die Schülerinnen und Schüler tragen. Für die Mädchen besteht sie aus einer Art dunkelblauem Hosenrock, einer hellblauen kurzen Bluse und kniehohen weißen Strümpfen. Die Jungs tragen eine dunkelblaue lange Stoffhose und ein hellblaues Hemd. Außerdem tragen alle Schülerinnen und Schüler an ihrer linken Schulter noch ein laminiertes kleines Schild mit einem Emblem, aus dem man anhand der Farbe und den Symbolen erkennen kann, welchem Jahrgang der entsprechende Schüler angehört und welches sein Kernfach ist.

Eine andere Sache, in der sich die Friedrich-Engels-Schule massiv von einer deutschen Schule unterscheidet, haben wir während einer Führung über das Schulgelände festgestellt. Uns sind immer wieder Schüler aufgefallen, die keine Schuluniform getragen haben und die Gänge gewischt und gefegt haben. Eine kubanische Lehrerin hat uns dann erklärt, dass die Schüler einmal in der Woche in kleineren Gruppen vom Unterricht frei gestellt werden, um die Schule und das Schulgelände zu putzen und zu pflegen. “Rein-Schule”, könnte man im Thor-Sprech sagen.

Spätestens, wenn man mit den Kubanern zusammen im Unterricht sitzt, stellt man fest, dass das Lehrer-Schüler Verhältnis hier auch ein bisschen anders ist, ähnlich wie bei KuS.

Während wir unsere Lehrer zu Hause mit Herr oder Frau und dann dem entsprechenden Nachnamen anspreche, werden die Lehrer hier auf Kuba nur mit “profe” angesprochen (Abkürzung von professor = Lehrer). Auch dass sich Schüler und Lehrer hier mit Küsschen links Küsschen rechts zum Unterricht begrüßen ist eher befremdlich, trotzdem erinnert der eher lockere Umgang ein wenig an das Schüler-Lehrerverhältnis an Bord. Natürlich begrüßen wir uns nicht mit Küsschen links, Küsschen rechts zur Wache oder gar zum Unterricht, aber wir sprechen unsere Lehrer mit Vornamen, haben mit ihnen zusammen bereits Toiletten geputzt und sind mit ihnen beim Fische-füttern über der Reling gehangen. Darüber hinaus kennen wir unsere Lehrer an Bord deutlich besser als die in unseren Heimatschulen und können mit ihnen auch mal tiefgründigere Gespräche als nur über die nächste Klassenarbeit oder die vergessenen Hausaufgaben führen.

Trotz der Unterschiede, die wir bemerken konnten, haben wir uns in den vergangenen zwei Tagen unglaublich wohl und willkommen in der Friedrich-Engels-Schule gefühlt. Es war eine unglaubliche Erfahrung und Bereicherung, sehen zu dürfen, wie Gleichaltrige auf der anderen Seite des Atlantiks und auch in einem anderen politischen System leben und lernen und so intensiv ins kubanische Leben einzutauchen, wie wir es tun konnten.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei der Schulleitung der Friedrich-Engels-Schule und bei ICAP bedanken, die diesen Besuch möglich gemacht haben, und natürlich auch bei allen Schülerinnen und Schülern, die uns so offen und freundlich ihr Leben gezeigt haben und versucht haben, uns alle Fragen über das Leben auf Kuba zu beantworten.

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