Heute ist Montag, der 8. April 2019, und wir stehen um 2100 BZ (= 2200 UTC) mit der Thor Heyerdahl auf der Position 46° 59’N, 009° 09’W. Der Wind kommt mit 5-6 Bft aus SE, und wir segeln mit über sechs Knoten Fahrt in Richtung Englischer Kanal. Alle an Bord sind gesund, und da mit dem Wind auch der Seegang deutlich nachgelassen hat, verschont uns nun auch die Seekrankheit.
Seit vergangenem Samstag dem 6.4. hat der Wind deutlich nachgelassen, nachdem es uns gelungen war, dem vor uns passierenden NNW-Sturmfeld aus dem Weg zu gehen. Auch in sicherem Abstand trafen wir allerdings mit 8-9 Bft und Böen bis 11 Bft noch viel Wind an, und der Seegang war entsprechend hoch. Wir hatten für die Sturmpassage den Verschlußzustand hergestellt, d.h. die stählernen Schlagklappen an allen Oberlichtern mittschiffs, auf dem Deckshaus und dem Achterdeck geschlossen. Auch fast alle Bullaugen und Lüfter waren verschlossen. Mit den ohnehin gespannten Laufleinen und Strecktauen waren wir gut vorbereitet und kamen dem entsprechend auch schadenfrei durch den Sturm. Das heftige Rollen des Schiffs führte allerdings zu einer beträchtlichen Erschöpfung der gesamten Besatzung, so dass das samstägliche „Besanschot an!“ nach dem notwendigen Großreinschiff zu Recht als redlich verdient betrachtet wurde.
Gestern erwarteten wir noch die Passage eines Tiefdrucktrogs mit Winddreher, waren aber offenbar so nah an den Kern des flachen Tiefs herangekommen, dass der Wind in Zeitlupe drehte und der erwartete Starkwind ausblieb. Wir hatten sogar ein paar Stunden Sonnenschein und konnten so den vergleichsweise ruhigen Tag genießen.
Am Sonntag wurden zum vorletzten Mal die Borduhren umgestellt, so dass unsere Bordzeit jetzt eine Stunde vor mittlerer Greenwichzeit ist (also nur noch eine Stunde hinter der deutschen Sommerzeit). Heute feiern wir den Geburtstag von Lukas (und, wie er uns dabei verriet, auch den seiner nicht anwesenden Zwillingsschwester), während die Vorbereitungen für die Schiffsübergabe bereits anlaufen.
Die Wetterkarte von heute verspricht für den weiteren Weg nach Falmouth nur noch moderaten Gegenwind. Dass wir das schon als „Versprechen“ interpretieren statt als eine „Drohung“, sagt einiges über unseren bisherigen Fahrtverlauf auf dieser Etappe aus. Wir werden die englische Küste nach derzeitigem Stand am Mittwochabend erreichen – bis Falmouth sind es noch 255 sm.
Während unseres kurzen Stopps in England werden keine Handys an die Schüler ausgeben.
Johannes Schiller, Kapitän, und Dr. Martin Goerke, Projektleiter an Bord