Von einem Sonntagnachmittag auf See und anderen schönen Sachen

Lea

Datum: 24. November
Mittagsposition: 23°25,3‘ N 020°07,4‘ W
Etmal: 135 sm
Wetter: Lufttemperatur: 24° Wassertemperatur: 23,5° Windrichtung: E Windstärke: 5
Autorin: Lea

Uuuuah! Hab ich gut geschlafen! Und so lange!

Was? So was gibt es hier zu hören? – Ja, tatsächlich kommt es auch auf der Thor mal vor, dass man einen entspannten Tag hat. Allerdings ist das stark abhängig von den Wachzeiten und den Reinschiffstationen. Wache eins und zwei können, wenn sie wollen, bis zum Mittagessen ausschlafen, Wache drei kann sich zumindest um acht Uhr wieder hinlegen. Wache vier dagegen muss um zwanzig nach sieben frühstücken, um dann pünktlich um acht Uhr auf dem Achterdeck zu stehen. Unterricht hat dafür aber niemand. Also auch die Lehrer haben frei. Auch Reinschiff fällt für fast alle aus, außer Sanitär, die Reinschiffstation muss auch sonntags gemacht werden. Dafür darf aber jede Woche eine andere Wache ihren Sonntag opfern.

Ich, in Wache eins zu Hause, bin normal aufgestanden, da wir aber die Reinschiffstation „Messe und Niedergänge“ haben, konnte ich die so gewonnen Zeit zum Geigeüben nutzen. Dazu habe ich mich heute nochmal in die Maschine, die glücklicherweise nicht gebraucht wird, verzogen, weil ich seit ca. einem Monat keinen Bogen mehr in der Hand hatte. Da unten war es allerdings noch ganz schön warm, weil Olga vor noch nicht allzu langer Zeit ins Bett gegangen war. Doch es war trotzdem sehr schön, endlich mal wieder die Violine singen zu lassen. Es war gar nicht so schlimm wie gedacht, nach der längeren Pause. Die Sonntagswache war auch sehr entspannt, da wir an diesem besonderen Tag immer als ganze Wache fahren und so alle Aufgaben auf mehrere Personen verteilt werden können. Wenn dann noch die Sonne scheint, der Wind stark genug dafür ist, dass wir ohne Maschinenlärm fahren können und man beim Ruder gehen die Wellen rauschen hört, dann weiß man wieder, warum es sich an anstrengenden Tagen lohnt, nicht zu meckern: die wunderschönen Segelerfahrungen bleiben nicht aus!

Unser Schiff ist nun für diese Etappe auch mit einigen Extras ausgestattet, die das Leben für die nächsten drei Wochen noch weiter aufwerten:

Auf dem Trimm-Dich-Fahrrad, das ganz vorne auf „der Back“ steht, kann jeder bei einem wunderschönen Ausblick auf das weite Meer die angefressenen Kalorien wieder verbrennen. Je nach Welle fährt man mal aufwärts, mal abwärts. Aber eigentlich immer mit Rückenwind. ? Wer auch während der Wache Sport betreiben will, kann sich an dem gespannten Klimmzugtau auf dem Achterdeck verausgaben. Bei unserem jetzigen, noch niedrigen Seegang kann man auch mit Liegestütz und Planks die Muskeln zittern lassen.

Nach dem Sport ist natürlich eine Dusche etwas Feines und sogar mit diesem Luxus können wir jetzt dienen: die Seewasserdusche ist aufgebaut! Hier darf nach belieben der Hahn aufgedreht werden, natürlich ist das Wasser aber salzig. Gewöhnungsbedürftig, aber die schöne Abkühlung macht das wieder wett.

Sobald dann der Pool aufgebaut ist, kann man sich auch dort eine Abkühlung holen. Sogar vom Proviant gibt es aktuell ein kleines Geschenk: für die nächste Woche kriegt jeder täglich eine ganze Orange! Das lässt natürlich die Tauschbörse wieder heiß laufen: „Mein Applecrumble gegen deine Orange?“ – „Ich habe meine Orange schon gegessen.“ – „Dann tauschen wir eben die Orange von morgen.“ – „Die habe ich aber schon gegen einen Keks getauscht.“ – „Och menno!“

Nachdem meine Wache zu Ende war, hatte ich tatsächlich Freizeit! Ich habe mich mit meinem Tagebuch auf das Deckshaus gesetzt, allerdings in den Schatten, weil ich von der Sonne heute schon ein bisschen zu viel konsumiert habe: Zack – der erste Sonnenbrand… Da oben war es aber wirklich wunderschön: durch den Höhenunterschied von ca. 2,5 Metern ist man ein bisschen von den anderen abgeschieden und kann in Ruhe den Moment genießen. Auf dem Achterdeck haben auch noch ein paar Leute Musik gemacht mit Gitarre, Geige und Ukulele. Ich sitze also auf einem wunderschönen Segelschiff, blicke über das weite Meer, höre die Wellen rauschen und die Segel flattern, der Wind treibt die schönen Klänge der Musikanten an mein Ohr und ich muss darüber nachdenken, dass wir uns mitten auf dem Atlantik befinden mit Kurs auf die Karibik! Hach!

Den Sonntagabend haben manche mit Trompeteüben verbracht oder bei einer gemütlichen Runde Siedler von Catan in der Messe ausklingen lassen. Sonntage sind also heiß ersehnt und zumindest für die Hälfte der Mannschaft super entspannt. Aber da darf jeder mal.

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