Klettern im Advent

Jasper

Datum: 03.12.2019
Mittagsposition: 15° 17,0‘ N 030° 56,2‘W
Etmal: 137 sm
Wetter: Lufttemperatur: 25,5° C, Wassertemperatur: 25°C, Wind: ENE 5
Autor: Jasper

Weihnachtslieder ertönen im Hintergrund aus der Kombüse, während ich die beiden Karabiner meines Klettergurtes in die Wanten einpicke und ich immer weiter nach oben klettere und das Deck unter mir immer kleiner wird, werden die Töne immer leiser und die Luft frischer und freier. Für einen Moment bin ich alleine, nur mit den Seilen in meinen Händen. Den Blick auf den Horizont gerichtet, atmete ich wieder tief ein und genieße die ungewohnte Ruhe. Ich denke zurück an den Tag, als ich das erste Mal ins Rigg klettern durfte: ich klammerte mich bei jeder Bewegung fest und wusste kaum, wo ich eine sichere Haltung finden konnte. Aber jetzt war ich viel vertrauter im Rigg und alles war so viel einfacher hier oben, dass ich es absolut genießen konnte.

Aber auch wenn ich ab und zu ohne Aufgabe ins Rigg klettere, um abzuschalten, heute hatte ich ja etwas zu tun: Ach ja, ich sollte das Besantopp packen, eine nicht zu einfache Aufgabe, da der Platz auf der Saling (ein Plateau auf halber Höhe des Mastes) begrenzt ist. In diesem Moment ist Nico ebenfalls auf die Saling gekommen und zusammen begannen wir unsere Arbeit. Um das Besantop und alle anderen Topsegel zu packen, muss man einen Tampen zuerst durch alle Ecken des Segels fädeln und dann mit voller Kraft das ganze Segel nach oben ziehen. Gemeinsam zerren wir am Segel und versuchen, es unter Kontrolle zu kriegen. Nach einer Weile haben wir es geschafft. Die Sonne scheint warm auf den Nacken und ich rufe „Hol durch das Fall!“. Nun bekommen wir Unterstützung vom Deck: Durch das Durchholen am Tampen wird das Segel nach oben gezogen und unsere Aufgabe erheblich erleichtert. Nun, da der erste Schritt geschafft ist, greife ich um das Segel herum und ziehe eine der äußeren Falten einmal außenherum, um eine Art Tasche für das restliche Segel zu erstellen. Mit den Fäusten schlagen wir gegen das Segel und stopfen es in unsere Tasche hinein. Das Ziel? Eine eng gepackte Wurst aus dem Segel zu machen, um möglichst wenig Luftwiederstand zu haben.

Allerdings war die Arbeit noch nicht vollendet: Es fehlen noch die Zeiser, die das gepackte Segel in seiner Position halten. Einer davon wird um das obere Ende gelegt und während Nico das Segel umarmt und es dadurch verkleinert, ziehe ich den Zeiser eng zusammen und knote ihn an den Wanten. Das Ganze noch mit drei weiteren Zeisern und damit erledigten wir die Arbeit! Die schwere, aber unglaublich schöne Arbeit ist zu Ende und wir machen uns wieder auf den Weg nach unten, um mit den täglichen Wachaufgaben fortzufahren. Mit jedem Meter nach unten wird das ‚Last Christmas‘ lauter und der Geruch nach Plätzchen stärker. Sobald wir unten angekommen sind, schauen wir nochmal nach oben und bewundern unser Werk. Und bereits jetzt freuen wir uns auf das nächste Mal, wenn wir wieder aufentern dürfen, vielleicht um bei Sonnenuntergang die Wellen von oben betrachten zu können? 🙂

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