Von Kokosnüssen und San Blas

Julia

Datum: Donnerstag, 02.01.2020
Mittagsposition: 10° 38,1‘ N; 076° 17,1’W
Etmal: 148sm
Wetter: Lufttemperatur: 30° C; Wassertemperatur: 30°C; Wind: NE 5
Autorin: Julia

Zuerst erkannten wir nur einige graue Schatten am Horizont, denen wir uns langsam nährten. Wir tippten als Erstes auf Schiffe, doch als wir auf der elektronischen Seekarte nach näheren Informationen suchten, stießen wir statt der bekannten Markierungen, die uns gewöhnlich andere Schiffe anzeigen, auf Land. Auch die Brotbackschaft, die während des Manövers unten fleißig Teig für circa 40 Brote zubereitete, wurde bei der Entdeckung nicht außer Acht gelassen und auch sie bestaunten in einer kurzen Knetpause die immer näher rückenden San-Blas-Inseln.

Als wir dann gegen Nachmittag vor den Inseln ankerten, bot sich uns ein Anblick, den man normalerweise nur aus Reiseführern kennt: Kleine Flecken Land umrahmt von idyllisch weißen Sandstränden, besiedelt von unzähligen Kokospalmen, zwitschernden Vögeln und kleinen, aus Palmenzweigen konstruierten Häuschen.

Ein Dinghi und das Rescue Boot wurden ausgesetzt, um zum einen 50 Kokosnüsse von den Kunas, dem indigenen Stamm, der die San Blas Inseln besiedelt, abzukaufen, und zum anderen, um zu verhandeln, ob wir eine Nacht auf einer der Inseln verbringen können, die auch „Gefegte Insel“ genannt wird. Beides gelang uns, denn das Rescue Boot kam prall gefüllt mit Kokosnüssen zurück und wir erhielten die Information, dass wir zu einem geringen Preis dort übernachten können.

Nach Großreinschiff und einer ausführlichen Baderunde, bei der Schnorcheln, Tauchen und Springen vom Klüverbaum nicht zu kurz kamen, und die bis in den Sonnenuntergang andauerte, trafen wir uns zu einer Schülerversammlung. Momentan laufen bei uns Jugendlichen an Bord ein paar Dinge nicht so ganz, dazu zählen Unpünktlichkeit, beispielweise bei der Wachübergabe oder Mahlzeiten und teils fehlende Achtsamkeit für unsere Sachen – das karibische Leben hat wohl auf uns abgefärbt… Wir versuchten einige Lösungsansätze zu formulieren, die diese Probleme hoffentlich beheben werden. Im Anschluss an die Versammlung und ein leckeres Abendessen, bekamen wir von Corinna eine ausführliche Einweisung in das Zerteilen der frisch gekauften Kokosnüsse, welche die Laune um einiges steigerte. Als erstes sticht man mit einem Schraubenzieher, alternativ auch einem Korkenzieher, in eine der drei dunkleren Einkerbungen der Kokosnuss, die sich auf der Nordpolseite befinden – am besten sind jedoch zwei Stiche, da man so die Kokosmilch besser aus der Schale trinken kann. Wenn die Milch dann brüderlich untereinander aufgeteilt ist, nehme man einen Hammer und zertrümmere das Objekt entlang seines Äquators. Optimalerweise entstehen dann zwei halbkreisartige Gebilde, mit weißem Kokosfleisch, welches im Nachfolgenden mit dem Messer herausgeschnitzt werden kann.

Im Anschluss genossen wir die frischen Kokosnüsse und andere Leckereien bei einem Filmabend über die Kuna Indianer, bei welchem wir vor allem über die Lebensweise, Bräuche und Beschäftigungen dieses indigenen Stammes informiert wurden. Der Erhalt der eigenen Kultur spielt bei diesem Volk eine riesige Rolle, Molas, eine farbenfrohe, mit Motiven verzierte Tracht der Frauen, sowie der Erhalt des eigenen Landes zählen dazu. Aber auch der Regenwald hat eine große Bedeutung für dieses Volk und wir freuen uns riesig darauf, diesen selbst bald unter Tagesprojektleitungen von uns Schülern mit eigenen Augen zu sehen.

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