Autoren: Julian und Freya
Den ganzen Tag hatten wir im Bus gesessen, nun waren wir endlich in Boquete angekommen. Die Rucksäcke wurden ausgeladen, der Bus fuhr ab und zurückblieben wir, 34 aufgeregte KUSis, Ruth und Michael, unser Bio- Chemie-Lehrer. Unsere neugierigen Blicke schweiften über den weiträumigen Platz mit einem Springbrunnen, auf dem wir uns befanden und die beiden jungen Damen von der Sprachschule, die uns schon erwarteten. Diese beiden nahmen uns dann in Empfang und führten uns zur Sprachschule, wo wir in den nächsten Tagen unseren Spanischunterricht auf Spanisch erhalten sollten. Außerdem empfingen uns hier schon unsere „neuen Familien“. Die Aufregung, aber oftmals auch Vorfreude, war förmlich mit den Händen zu greifen. Doch bevor wir dann erfahren haben, bei welcher Familie wir letztendlich wohnen würden, verging noch eine ganze Weile. Erst mussten wir noch einen Spanisch-Einstufungstest schreiben, ein paar Reden wurden gehalten. Wir wurden immer aufgeregter. Und dann kam der langersehnte Moment: wir KUSis wurden einzeln aufgerufen und nun von unseren Gastfamilien herzlich begrüßt.
Doch wie ging es dann weiter?
Zwei Sichtweisen – der 1. Tag
Eigentlich sollten wir ja einzeln in die Gastfamilien kommen, ich (Freya) hingegen war zusammen mit Nico in der gleichen Gastfamilie. Unsere Gastmutter holte uns beide mit ihren Kindern ab. Der Kleine hieß auch Nico (sein Onkel übrigens auch) und das Mädchen war ein bisschen älter und hieß Mia. Mit diesen stiegen wir dann in ein Auto, in dem auch der Vater schon auf uns wartete. Zuerst fuhren wir in einen nahegelegenen Supermarkt, um für die nächsten Tage einzukaufen. Dabei ging unsere Gastmutter, Ginnet, sehr großzügig vor. Alles, was uns oder den Kindern auch nur ansatzweise gefiel, wurde sofort in den Einkaufswagen gepackt. Später an der Kasse gab es sogar eine Person, die den Einkauf einpackte und bis zum Auto brachte, was ich ein bisschen befremdlich fand. Bei der Weiterfahrt haben wir unsere Spanischkenntnisse ausprobiert und uns (wenn auch ziemlich holprig) mit unseren Gasteltern unterhalten, die ausschließlich Spanisch sprachen.
Schließlich kamen wir an ihrem Haus an, zu dem auch eine Finca gehört, auf der vor allem der berühmte panamaische Kaffee angebaut wird, außerdem noch Zwiebeln, Paprika, Tomaten und Erdbeeren, vor allem letzteres löste bei mir große Begeisterung aus. Auf einem Foto, das uns unsere Gastmutter gezeigt hat, hatte es wie eine Villa ausgesehen, doch eigentlich bestand es im Wesentlichen nur aus einem großen Raum, von dem 4 kleinere Räume abzweigten. Unsere Gastmutter kochte uns noch ein sehr leckeres Abendbrot mit typisch panamaischem Gebäck. Im Hintergrund liefen allerdings die ganze Zeit zwei Fernseher auf verschiedenen Kanälen, was ich ziemlich irritierend fand. Da wir beide ziemlich müde und fertig waren, sind wir recht bald schlafen gegangen.
Am nächsten Morgen wurde ich von den Worten: „Boah sieht das geil aus!“ geweckt. Ein Blick aus dem Fenster und ich konnte Nico´s Aussage voll und ganz nachvollziehen. Am Horizont hinter dem Panorama der Bergkette ging gerade die Sonne auf und beleuchtete die Wolken in allen erdenklichen Orangetönen. Doch gerade da mussten wir auch schon aufstehen und durften ein leckeres Frühstück (endlich ohne Toast) genießen. Nach dem Frühstück wurden wir in die Schule gefahren, und konnten uns dort auch mit den anderen austauschen…
Lukas und ich (Julian) wurden in einen alten Ford geladen und zu unserem zweiteiligen Zuhause gebracht. Das heißt zu einem großen einstöckigen Haus im äußersten Teil Boquetes. Nach dem Einräumen begannen wir das Haus zu erkunden. Es bestand aus verschiedenen Wohnungen der Familie meiner Gastmutter, einer kleinen Wäscherei und einem Imbiss. Wir versuchten dann mithilfe unserer Spanischbrocken mit ihr ins Gespräch zu kommen, was so „más o menos“ klappte. Sie rief auch gleich bei allen Verwandten an, um uns vorzustellen.
Zwischendurch lief die Ur-Uroma des Hauses kurz vorbei und als dann immer wieder neue Personen kamen und gingen, hörte ich auf, die Familienkonstellation verstehen zu wollen. Plötzlich kam dann auch Lara, die zu unserem Erstaunen bei der Familie des Sohnes in der Wohnung neben uns lebte. Zusammen mit Emil, der auch in der Nähe wohnte, tauschten wir Geschichten bis spät in die Nacht aus. Und nachdem sie losmussten, schliefen wir dann friedlich ein, bis morgens Hunde meinten, sie müssten sehr laut vor unserem Fenster bellen…
In der Sprachenschule trafen wir uns am nächsten Tag nach der Schule und tauschten unsere Erlebnisse aus. Bei Schilderungen über acht Katzen und drei Hunde in einer Gastfamilie, einen eigenen Billardtisch und fensterlose Fenster wurde viel gelacht und geschmunzelt. Es war sehr interessant sich mit den anderen auszutauschen, denn die Gastfamilien unterschieden sich stark. Allein schon das Frühstück war ziemlich kontrovers und ging von Pommes bis zu leckeren Maisfladen. In den nächsten Tagen kamen die einen mehr die anderen weniger mit den Familien ins Gespräch und bauten ihre Spanischfähigkeiten aus. Einige hatten sogar das Glück, von ihren Gasteltern auf die „Fiesta de las flores y del cafe“, einem in ganz Panama bekannten Fest zu Ehren der Blumen und des Kaffees, geleitet zu werden und tauchten dort in die panamaische Kultur ein. Unser (Julians) Haus etablierte sich durch unsere lustige und nette Mutter und gleich drei KUSis im Haus zu einem Treffpunkt für viele Leichtmatrosen der Thor Heyerdahl.
Zum Schluss bedanken wir KUSis uns herzlich für die freundliche Aufnahme in den Familien, die lustigen Gespräche, das super Essen und sehr viel Spaß!