Datum: Montag, 27.01.2020
Vor Anker in Bocas del Toro, Panama
Autorin: Lea
Oh Panama, Panama!
In diesem Land verbrachten wir die letzten 14 Tage. Also der erste große Landaufenthalt unserer Reise. Wir haben sehr, sehr viel erlebt, worüber wir in den Panamablogs berichten. Unter anderem über die Verantwortung als Tagesprojektleitung, das Spanischlernen oder unsere Zeit bei den Nasoindianern. Dort verbrachten wir auch unseren letzten Tag im Panamaprogramm.
Wir standen an dem verregneten Morgen früh auf, denn wir hatten noch ein Gruppengespräch geplant. In Panama ist nämlich die Hälfte unserer Reise um, was ein guter Zeitpunkt ist, um über unser Miteinander nachzudenken und uns gegenseitig ein offenes und ehrliches Feedback zu geben. An diesem Morgen ging es um die Zusammenarbeit zwischen dem Stamm, also den Erwachsenen an Bord, und uns Schülern. Da uns dies allen am Herzen liegt, haben wir uns die Zeit genommen und sind erst danach durch matschige Wiesen und unter tropfenden Palmen zum Frühstück in unsere „Urwaldmesse“ gegangen. Es gab Brot mit Linsen in den tollen Calebassenschalen und eine Art Kompott in Bambusbechern. Anschließend haben wir all unsere Sachen aus den Rucksäcken gepackt und alles, inklusive Rucksack, kräftig ausgeschüttelt, damit auch ja keine Tierchen wie Spinnen oder Kakerlaken als blinde Passagiere mit an Bord kommen.
Ein kleiner Skorpion war darüber allerdings nicht sehr erfreut und pikste Merle in die Hand, weil er nicht mit auf die Segelreise durfte. Doch es tat eigentlich nicht weh und es war überhaupt nicht so schlimm, wie es klingt.
Wir verstauten die krabbelfreien Rucksäcke ein letztes Mal in einem großen Bus, mit dem wir ca. eine Stunde den Weg vom Regenwald an die Küste zurücklegten. Dort ging die Heimreise in so genannten „Lanchas“, also kleinen überdachten Booten mit ca. 20 Sitzplätzen, die von der Schülertagesprojektleitung organisiert waren, weiter. Wir schauten, dass wirklich jeder dreckige oder nasse oder nicht mehr ganz so gut riechende Schuh mitkam. Unser panamaischer Fahrer gab auch ordentlich Gas und wir schossen durch das nun wieder salzige Wasser, rechts und links sahen wir viele bewaldete Inseln, über denen dicke, verwirbelte Wolken hingen. Wir genossen die schnelle, aber doch ca. 20-minütige Fahrt und kamen so dem Ankerplatz unseres schwimmenden Zuhauses immer näher. Als dann der Erste meinte: „Ich sehe die Thor!“, war die Aufregung und die Freude plötzlich groß. Wir erkannten die Form des Segelschiffes durch den Dunst, der durch den Regen über dem Wasser hing und kamen so schließlich wieder auf das uns nun doch schon sehr vertraute Schiff. Der Stamm, der schon früher angekommen war, winkte und begrüßte uns freudig.
Zum Mittagessen gab es als Willkommensessen Nudeln mit Pesto. Es war sehr lecker!
An diesem Tag sind wir auch wieder in unsere Kammern eingezogen, wobei wir uns wie beim Auszug aufgeteilt haben, damit genug Platz war, um in der Unterkoje zu kruschen. Die andere Hälfte der Schüler hackte in Zusammenarbeit mit einigen freiwilligen Stammmitgliedern die auf der Landreise durch Panama entstandenen Blogs, die wir natürlich nur auf Papier hatten, in die Laptops. Es herrschte also schnell wieder das gewohnte geschäftige Treiben an Bord. Wir entdeckten vieles, was uns während des Verlaufs der Reise irgendwann normal vorgekommen ist, was aber nach zwei Wochen Panama doch wieder besonders ist. Beispielsweise das gute Thorbrot, das satt macht, war so lecker, nachdem wir zwei Wochen nur Toast oder ähnliches nichtssagendes Weißbrot gegessen hatten. Und wer gedacht hat, ein Klo auf einem Segelschiff ist unkomfortabel, der hat plötzlich gemerkt, wie entspannt es ist, Licht auf der Toilette zu haben, keine Tierchen fürchten zu müssen und das Klopapier auf einem Halter vorzufinden.
Nach der ersten Nacht in der eigenen Koje, von der aber auch immer zu zweit 1,5 h auf dem Achterdeck als Ankerwache verbracht wurden, gab es wieder ein schönes Seemannssonntagfrühstück mit Nutella, Croissant, Pancakes und zur Feier des Tages drei statt zwei Löffeln Müsli und Cornflakes. Anschließend verrichteten wir bis zum Mittagessen alle Arbeiten, um am nächsten Tag seeklar zum Auslaufen zu sein. Das heißt wir putzten, räumten auf und erledigten den Papierkram für die Ausreise. Am Nachmittag setzten wir ein letztes Mal unseren Fuß auf das schöne Land Panama, als wir Landgang hatten. Wir erkundeten die Läden des Städtchens Bocas del Toro, kauften die letzten T-Shirts, Süßigkeiten und Hängematten und trafen sogar noch einmal die holländischen Schüler des Projektes „School at See“, die auf der Thalassa wohnen. Ebenfalls ein Dreimaster, dem wir auch schon in Teneriffa begegnet sind und dort mit den holländischen Jugendlichen Bekanntschaft geschlossen hatten. Am Abend lief im Hauptdeckkino noch ein Film über Che Guevara, der uns schon auf unseren nächsten Landaufenthalt einstimmen sollte. Doch für diese Nacht schlossen wir ein letztes Mal vor der Küste Panamas die Augen.
1 Ein Zitat aus dem Lied „Jenny“, das zu unseren Kombüsenhits zählt und auch auf den Busfahrten durch Panama durch die lauten Boxen dröhnte.