Mit allen Sinnen auf dem Fahrrad durch Kuba

KatharinaMona

Autorin: Kathi, Mona

Klingelingeling, Dinggg, Meeep. Mit den vielen verschiedenen Klingeln unserer Fahrräder und unserem von der Thor übernommenen Vokabular machten wir in den ersten Tagen Kuba unsicher. Immer wieder hörte man Ausrufe, wie „Wahrschau Loch!“, „Langsamer!“ oder sogar „Fest!“, wenn doch mal ein größeres Problem auftrat. „Mal“ ist vielleicht ein bisschen zu wenig, da wir doch ziemlich oft etwas zu reparieren oder flicken hatten.

Aber wie sollte es bei so vielen Radlern denn sonst auch sein. Allein zur Sicherheit musste alles ständig überprüft werden, schließlich hatten die Tagesprojektleitungen keine Verletzungen oder Krankenhausbesuche eingeplant. Auf der anderen Seite hatten die vielen Unstimmigkeiten auch ihre positiven Aspekte. Die drei Fahrradbeauftragten hatten viele Chancen, ihre Kenntnisse zu nutzen und zu erweitern: Reifen flicken, Bremsseile anpassen oder Vorderräder festschrauben.

Auch quietschende Bremsen und teils fröhliche, teils ernste Gespräche bekamen die neugierigen Kubaner von uns zu hören, wenn wir als Gruppe mit unseren Rädern an ihnen vorbeifuhren, was hier nicht so alltäglich ist. Dass der ein oder andere Kubaner sein Handy rausholte und uns filmte, wurde schnell zur Gewohnheit.

Wir lernten Kuba ebenfalls durchs Hören kennen. Wo in Deutschland das Rasen der Autos zu vernehmen ist, ist hier Hufgeklapper und das Rollen der Kutschen zu hören. Vereinzelt fuhren auch Lastwägen vorbei, die teilweise als Busse verwendet werden.

Lange Zeit waren um uns herum grüne Felder, meist Tabakfelder, Weiden und Unmengen an Palmen. Am Straßenrand zählten wir viele Pferde und Ochsen. Nach und nach sind wir immer öfters durch kleinere Dörfer gefahren. Vor den flachen, kleinen und sehr bunten Häusern standen zahlreiche kubanische Familien, die uns zugewunken haben und auch nicht zu selten ihr Handy zum Filmen zückten. Neben den Blicken haben wir auch die Sonne auf unseren Beinen, Armen und dem Gesicht gespürt. Unsere Rücken trugen das Gewicht unserer Tagesrucksäcke, die mit viel Wasser gefüllt waren, um unsere Vorräte aufzutanken, welche durch das stetige Schwitzen leer waren. Die Beschaffenheit der Wege machte uns ebenfalls zu schaffen, denn wenn wir einmal nicht konzentriert genug oder zu tief in ein Gespräch versunken waren, übersahen wir schnell die unzähligen Schlaglöcher und Risse in der Straße. Das, und zusätzlich noch das ungewohnte Reisen mit dem Rad, setzte unseren Hintern ganz schön zu und abends fühlten wir uns, als würden wir auf rohen Eiern gehen.

Teilweise fuhren wir mehr als 70 km an einem Tag. Das hieß für uns, dass wir morgens so schnell wie möglich nach dem Frühstück starteten, was bei uns aber doch immer erst so gegen halb 10 war. Wir sind eine sehr gemütliche Gruppe. Das merkten wir vor allem am ersten Tag, als wir erst gegen 15 Uhr an unserem Mittagsort angekommen sind.

Dort bekamen wir unsere allerersten Peso-Pizzen, auf die wir schon sehr gespannt waren, da wir schon einiges von ihnen gehört hatten. Sie haben sogar ziemlich gut geschmeckt und einige von uns vertilgten sogar drei oder vier Stück. Peso-Pizzen sind kleine, leider ziemlich fettige Pizzen, die aus einem dicken Teig, etwas Tomatensoße, eher ketchupähnlichem Zeugs und viel triefendem Käse besteht. Da sie in Kuba überall billig verkauft werden, waren sie unser tägliches Mittagessen der ersten vier oder fünf Tage.

Um die Hungerphasen zwischendurch einzudämmen und für gute Laune zu sorgen, bekam jeder am ersten Tag acht Müsliriegel, die man sich selber einteilen konnte und da wir zu Beginn öfters Stopps gemacht haben, wurden auch einige Müsliriegel in dieser Zeit verzehrt.

Da wir doch eine ganze Weile immer unterwegs waren und stetig in einer Zweierreihe fuhren, entwickelten wir ein System, bei dem es einen Klingelbeauftragten gab, der die Uhr im Blick hatte und alle 15 Minuten klingelte. Das war das Zeichen für alle, dass die linke Reihe eine Position weiter vorfährt und die rechte gleichzeitig eine zurück. Während diesen Zeitspannen entstand ein angeregter Austausch zwischen uns in allen möglichen Kombinationen.

Insgesamt können wir sagen, dass die Fahrradtour ein guter Weg war, Kuba kennenzulernen und wir sehr schnell sehr viel von diesem besonderen Land mitbekommen haben.

P.S.: Ich wünsche dir, Elisa, alles erdenklich Gute nachträglich zum Geburtstag. Du bist die beste Nachbarin und Freundin, die man sich wünschen kann. Bis bald, hab dich lieb.

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